Keine Sorge, keine Spoiler: Wir gehen im Folgenden zwar auf einige Elemente aus „Die Eiskönigin 2“ ein, verraten dabei aber natürlich inhaltlich nicht mehr als notwendig!
Mitte September, Berlin: In gut zwei Monaten hat das Warten auf „Die Eiskönigin 2“ endlich ein Ende. Um uns aber schon einmal vorab davon zu überzeugen, warum die Fortsetzung sechs Jahre auf sich warten ließ, lädt uns Disney zu einer exklusiven Präsentation ein. Bevor uns aber lustige, traurige und spektakuläre Szenen schon vorab gezeigt werden, bestätigt Produzent und Oscar-Preisträger (für „Die Eiskönigin“) Peter Del Vecho aber noch einmal, was wir ohnehin schon wussten: Wenn Disney eines kann, dann verkaufen.
Bevor es richtig losgeht und wir tatsächlich noch unveröffentlichtes Material aus dem Film sehen, gibt’s zur Einstimmung nämlich sowas wie einen Best-of-Clip der schönsten Disney-Momente, die uns das Studio seit Bestehen bescherte, untermalt mit dem fabelhaften Eröffnungssong aus „Die Eiskönigin“. Pure Disney-Magie, Gänsehaut am ganzen Körper — und der eigentliche Part hat noch gar nicht begonnen! Aber dann…
Offene Fragen aus "Die Eiskönigin"
Sichtlich darum bemüht, uns zwar einen ausführlichen Einblick in Teil zwei zu gewähren, gleichzeitig aber auch nicht zu viel zu verraten oder gar zu spoilern, versicherte uns Produzent Del Vecho: Auch wenn „Die Eiskönigin“ ein Megaerfolg war, gibt es die Fortsetzung lediglich, weil man auch wirklich eine Idee hatte, die Geschichte angemessen fortzusetzen. Hätte es nochmal sechs Jahre gedauert, um diese auszuarbeiten, hätten wir „Frozen 2“ eben erst 2025 zu sehen bekommen.
Teil des Konzepts sei unter anderem auch, sich jenen offenen Fragen zu widmen, mit denen der Vorgänger sein Publikum zurückließ. Wohin brachen die Eltern von Elsa und Anna mit ihrem Schiff auf? Woher hat Elsa eigentlich ihre magischen Fähigkeiten? Und wie gefällt Olaf der Sommer nun wirklich? Die Bezüge auf „Die Eiskönigin“ werden zahlreich sein — das lassen bereits die Szenen erahnen, die uns vorgeführt werden (etwa wenn Prinzessin Anna im Schlaf immer noch sabbert oder „das neue ‚Let It Go‘“, mit dem sich Elsa einmal mehr zu den Oscars trällern könnte). Gleichzeitig werden aber auch Neuerungen deutlich, die auch schon im Trailer für Staunen sorgten…
Neuer Look: Norwegen trifft Island
Bereits die Vorschau stellt klar: Auch wenn es „eisig“ bleibt, bekommen wir eine neue Jahreszeit zu sehen, die mit ihrer prächtigen Farbpalette fast schon zu einem eigenständigen Charakter wird. Damit das aber nicht nur gut aussieht, sondern auch beim Zuschauer ankommt, hat man vorab jede Menge Recherche betrieben. Wer glaubt, Macher eines Animationsfilms sitzen bei der Produktion ihrer Filme nur hinter dem Rechner, irrt gewaltig.
Wenn sich magische Dinge in dem geheimnisvollen, in gelb, orange und rot getränkten Herbstwald inmitten der mit Schnee bedeckten Berge abspielen, erinnert der Anblick nicht zufällig an die nicht weniger prächtigen Fjorde Norwegens. Gemeinsam mit den Regisseuren des Films — Jennifer Lee und Chris Buck — reiste Produzent Del Vecho nämlich nach Norwegen, Island und auch Finnland, um sich von den dortigen Landschaften als Vorbild für die Szenerien im Film zu zu orientieren.
Besonders auffallend war dabei eine Eislandschaft, die an Dr. Manns Planet aus „Interstellar“ erinnert, sowie viele Wasserfälle, die es auch in den Film geschafft haben sollen. Und was die Animationen angeht, dürfte der Film wohl neue Maßstäbe setzen...
Die Animationen: Fotorealismus trifft Fantasy
Filme wie die „Der König der Löwen“-Neuverfilmung oder Ang Lees „Gemini Man“ verdeutlichen, dass die Technik mittlerweile fotorealistische Animationen ermöglicht, die kaum von echten Aufnahmen zu unterscheiden sind. Dieser Eindruck entsteht stellenweise auch in Elsas zweitem Abenteuer. Zum Glück haben die Macher allerdings verstanden, dass es dennoch wichtig ist, eine klare Grenze zu ziehen.
Schon die stürmische See im ersten Trailer zum Film sah unfassbar realistisch aus — hätte man Elsa nicht gesehen und ohnehin gewusst, dass es sich um die Vorschau zu einem Disney-Animationsfilm handelt, hätte man einige Bilder davon tatsächlich für echt halten können. Nie sah am Computer entstandenes Wasser besser aus. Auch der steinige Untergrund oder Felsvorsprünge in einer anderen Szene wirken täuschend echt — und irgendwie doch nicht.
Egal ob nun animiert oder nicht, die Geschichte der „verfluchten“ Eiskönigin ist ein Fantasy-Stoff. Und genau das vergessen die Macher auch bei Teil zwei nicht, leuchten Szenen dementsprechend aus und inszenieren sie auf dementsprechend fantastische Weise. So entsteht selbst in jenen Momenten nie das Gefühl, als würden etwa offensichtlich animierte Charaktere (die Menschen ja auch nicht allzu ähnlich sehen sollen) in einer realen Welt leben. Die Symbiose aus täuschend echten und bewusst überzeichneten Animationen hat wohl noch nie so gut funktioniert wie im zweiten „Eiskönigin“-Film.
Typisch Disney
Disney-Filme zeichnet seit jeher aus, mehr als bloß kurzweiliger Spaß für Kleinkinder zu sein. In den besten Fällen kann man sich zumindest mit einer Figur identifizieren, mit ihren Sorgen und Ängsten, die als solche angenommen, verarbeitet und schließlich bezwungen werden. Man wächst gemeinsam mit den Figuren — ein wichtiges Element auch in „Die Eiskönigin 2“.
Während Elsa etwa ihre Fähigkeiten besser kennenlernt, gewöhnen sich Anna und Kristoff langsam an das Leben mit einem Partner. Nur Schneemann Olaf ist noch nicht ganz so weit, vermittelt mit einem ebenso herzlichen wie komischen Ständchen gleichzeitig aber auch, dass das völlig in Ordnung ist. Irgendwann wird auch für ihn die Zeit kommen, nur Geduld. Apropos singen…
Das neue "Let It Go"
Auch Gesangseinlagen gehören zu einem klassischen Disney-Familienfilm irgendwie dazu. Und hier hat das Songwriter-Ehepaar Robert Lopez und Kristen Anderson-Lopez die Messlatte nahezu unerreichbar hoch gelegt. Für „Let It Go“ gab’s nicht nur einen Oscar, auch war der Titelsong, den Eltern wohl immer noch verfluchen, in den letzten Jahren schlicht allgegenwärtig. Die Klickzahlen belegen das: So wurde etwa alleine die Sing-Along-Version auf dem YouTube-Channel von Disney UK bis heute über 1,8 Milliarden (!) geklickt.
Lopez und Lopez zeichnen auch diesmal für die Musik verantwortlich und steuerten insgesamt ganze sieben Lieder für „Die Eiskönigin 2“ bei. Letztlich spielt es allerdings keine Rolle, wie viele Lieder die beiden abliefern, sondern wie gut die sind. Und von den Songschnipseln, die wir bereits hören durften, sind wir uns sicher: Disney hat neben „Speechless“ aus Guy Ritchies „Aladdin“-Remake noch einen weiteren heißen Anwärter im Rennen um den Oscar für den besten Song.
Und Peter Del Vecho verriet uns auch, worauf es dabei ankommt: Die Songschreiber sind ungemein stark in die Arbeit am Drehbuch involviert — tagtäglich. Dadurch verstehen sie jede noch so winzige Handlung, jeden noch so unscheinbaren Gedanken, den die Figuren haben. Erst aus jener Entwicklung heraus, von Figuren und Geschichte, werden die Lieder geschrieben. So bekommen sie ihre Kraft, die das Publikum letztlich so berührt.
Wie gut wird "Frozen 2" letztlich?
Ob die Fortsetzung letztlich genauso gut wie der Vorgänger ist oder sogar noch besser, können wir natürlich erst sagen, wenn wir den ganzen Film gesehen haben. Unser Ersteindruck nachdem wir zahlreiche Szenen bereits sehen durften, schürt dennoch die Hoffnung, dass „Die Eiskönigin 2“ ein zum Brüllen komisches und zu Tränen rührendes Sequel wird, das Groß und Klein mit seinem Charme gleichermaßen um den Finger wickelt.
Der Film kommt zur Weihnachtszeit (natürlich) zum perfekten Zeitpunkt und wird — daran besteht kaum noch Zweifel — Familien scharenweise in die Lichtspielhäuser strömen lassen. Worauf es letztlich aber viel mehr ankommt, ist, dass Disney nach „Die Unglaublichen 2“ und „Toy Story 4“ weiterhin an einem entscheidenden Versprechen festzuhalten scheint: nur dann eine Fortsetzung zu drehen, wenn man auch wirklich überzeugt davon ist.
„Die Eiskönigin 2“ kommt deutschlandweit am 21. November 2019 ins Kino.