+++ Meinung +++
Unsere Überschrift zum neuen „Star Wars 9“-Trailer, der gestern im Netz einschlug wie ein Todessternlaser, lautet: "Star Wars 9" mit böser Rey? Neuer Trailer zu "Der Aufstieg Skywalkers"! Diese Überschrift habe ich als Redakteur geschrieben, nicht als Fan. Als Redakteur besteht meine Aufgabe darin, möglichst viele Menschen auf unsere Artikel aufmerksam zu machen. Da spielt die Überschrift in Zeiten massiver Reizüberflutung, wo jede Überschrift nur eine unter vielen ist, nun mal eine besonders wichtige Rolle – und ich konnte mir denken, dass es die böse Rey zum Schluss der Vorschau sein wird, über die viele Leute reden werden. Man muss kein Meister Yoda sein, um darauf zu kommen.
Die böse Rey erfüllt ihren Zweck
Die Werbeleute bei Disney haben „Darth Rey“ sehr bewusst in den Trailer geschnitten: Auch ihnen war klar, dass sie DAS THEMA werden würde. Vor allem, da Heldin Rey dem Anschein nach nicht nur auf die Dunkle Seite der Macht wechselt, sondern auch noch mit einem coolen Klapp-Doppellichtschwert hantiert, was zu Memes wie diesem führte:
Das Meme ist ganz witzig. Doppellichtschwerter finde ich sowieso cool. Rey (Daisy Ridley) wird in „Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers“ kurz mal böse sein, wahrscheinlich in einer Macht-Vision, einem Was-wäre-wenn-Szenario. Ja, meinetwegen. Aber was sind diese Beobachtungen schon gegen den Fakt, dass der neue „Star Wars 9“-Trailer ein Fest ist, das neun Filme feiert, die unter völlig unterschiedlichen Umständen entstanden, zu völlig unterschiedlichen Zeiten, und die nun trotzdem irgendwie ein Ganzes ergeben.
Eine Saga endet!
Der Trailer beginnt mit den berühmten Zwillingssonnen, die Luke in „Star Wars 4“ von Tatooine aus sieht. Sehnsüchtig schaut er in die Ferne, wünscht sich weg von diesem langweiligen Riesen-Sandklumpen und stößt mit diesem Wunsch ein Abenteuer an... das mehr als 40 Erdenjahre später enden wird, in „Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers“. Im Trailer sehen wir berühmte Einstellungen von George Lucas‘ legendärer Original-Trilogie, die er entgegen aller finanziellen, technischen und persönlichen Widerstände hinbekam, gefolgt von Szenen aus der Prequel-Trilogie, die mit ihren CGI-Welten und -Kreaturen zwar nicht so richtig zu den anderen Filmen passt, inhaltlich aber nun mal dazugehört und an die im Abschlussfilm „Episode 9“ stärker angeknüpft werden soll als jemals in den Disney-Sequels zuvor...
... Sequels übrigens, mit denen in dieser Form jahrelang kaum jemand rechnete: Harrison Ford, Mark Hamill und Carrie Fisher kehrten tatsächlich zurück, damit sich die neue Generation an ihnen und der Vergangenheit abarbeitet, um einen eigenen Weg zu finden. Zwei Filmstudios und Kreative unterschiedlicher Generationen vollenden über den Zeitraum mehrerer Jahrzehnte, was sich George Lucas in den 70ern wahrscheinlich mal erträumte: eine epische Weltraum-Oper, „Flash Gordon“ in ein bisschen ernster.
Ohne großen Plan
Natürlich war das am Anfang nicht so geplant. Nicht mal George Lucas selbst plante seine Ur-Trilogie von Anfang an so, wie sie am Ende wurde (und da man einfach keine Ahnung hatte, was zur Hölle mit Boba Fett passieren sollte, wurde er halt in den Sandmonster-Schlund geworfen). Natürlich will Disney „Star Wars 9“ allein schon deswegen zum Event machen, weil sich damit mehr Kinotickets verkaufen lassen, als wenn der Film lediglich die nächste Episode wäre. Eine Erkenntnis, die aus dem Flop von „Solo: A Star Wars Story“ gezogen wurde: „Star Wars“-Filme brauchen den Nimbus des Besonderen, um Hits zu werden – daher wird die Ware in den kommenden Jahren verknappt. Die neue Trilogie, in denen die Skywalker keine Rolle spielen werden, startet erst 2022.
Aber was kümmert es mich, dass die neun Filme zum Schluss kein völlig rundes Ganzes ergeben werden, weil ihnen kein Master-Plan zugrunde lag und was kümmert es mich, dass Disney damit – so wie Fox vorher – Geld verdienen will? Der neue „Star Wars 9“-Trailer hat mich daran erinnert, dass im Dezember 2019 eine einzigartige Kino-Reihe zum Abschluss kommen wird, die trotz aller Brüche doch irgendwie zusammenhängt, verbunden durch ihre Handlungsmotive, durch John Williams‘ Musik und durch verdammt coole Lichtschwerter. Das ist eine große Sache, die mir Gänsehaut macht. Darth Rey ist nur ein Meme.
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