Auch wenn das bisherige Marvel Cinematic Universe mit dem Mega-Blockbuster „Avengers 4: Endgame“ eine Art Abschluss gefunden hat, bedeutet das noch lange nicht das Ende für das MCU – ganz im Gegenteil. Zusätzlich zu den vielen bereits angekündigten Kinofilmen wird man das Comic-Universum beim kommenden Streamingdienst Disney+ auch mit allerlei Serien erweitern, die enger als die bisherigen Marvel-Serien mit dem MCU verknüpft sein werden. Doch werden nicht nur bereits etablierte Figuren ihre eigenen Ableger für den heimischen Bildschirm bekommen. Mit „Ms. Marvel“, „She-Hulk“ und „Moon Knight“ hat Marvel-Studios-Chef Kevin Feige auf der Disney-Messe D23 nun noch drei neue Marvel-Projekte für Disney+ angekündigt.
"Ms. Marvel": Die erste muslimische Marvel-Heldin
Der Name Ms. Marvel wurde in den Comics das erste Mal 1976 von der späteren Captain Marvel Carol Danvers genutzt. In den Folgejahren agierten dann noch einige andere Figuren unter diesem Pseudonym. Bei der seit 2013 auftretenden aktuellen Inkarnation, um die es nun auch in der „Ms. Marvel“-Serie von Disney+ gehen soll, handelt es sich jedoch um die Teenagerin Kamela Khan, die als erste muslimische Marvel-Heldin mit ihrer eigenen Comic-Reihe bereits für viel Aufsehen sorgte. Als Kamela in den Comics ihre übernatürlichen Kräfte entdeckt (sie kann ihren Körper übermenschlich strecken und ihre Form verändern), nimmt sie – in Anlehnung an ihr großes Vorbild Carol Danvers – das Ms.-Marvel-Alias an.
Neben ihrem Kampf gegen das Verbrechen dürfte es in der Serie – wie schon in den Comics – aber auch darum gehen, wie Kamela als pakistanisch-amerikanische Jugendliche, die in New Jersey in einer religiösen Familie lebt, ihre eigene Identität findet. Als Schreiberin für „Ms. Marvel“ wurde bereits die britische Komikerin und Newcomer-Autorin Bisha K. Ali („Four Weddings And A Funeral“) angeheuert.
"She-Hulk": Bruce Banners Cousine
Mehr Frauen-Power bei Marvel wird es auch mit „She-Hulk“ geben, die 1980 die letzte große Marvel-Figur war, die Comic-Guru Stan Lee mit erfunden hat. Hinter dem Helden-Namen steckt die erfolgreiche Anwältin Jennifer Walters, die eines Tages eine Notfall-Bluttransfusion von ihrem Cousin Bruce Banner bekommt und daraufhin ganz ähnliche Kräfte wie dieser entwickelt, obgleich sie dabei – anders als der (normale) Hulk – größtenteils ihre Persönlichkeit und die volle Kontrolle über sich selbst behält, eher also so daherkommt wie der in „Avengers: Endgame“ aufgetretene Professor Hulk. Im Laufe ihrer Comic-Geschichte, in der sie unter anderem auch zum Mitglied der Avengers und der Fantastic Four wurde, entschied sie sich letztlich auch dazu, so gut wie immer ihre stärkere She-Hulk-Form beizubehalten.
"Moon Knight": Söldner mit Persönlichkeitsstörung
Einen etwas abseitigen Weg könnte Marvel derweil mit „Moon Knight“ gehen. In den Comics trat dieser erstmals 1975 in der Reihe „Werewolf By Night“ auf, wo er zunächst Jagd auf die Titelfigur machte, sich dann aber mit ihr verbündete. Moon Knights Alter Ego Marc Spector, der sich nach einer Zeit bei den Marines und der CIA schließlich als Söldner verdingt, wurden die mystischen Kräfte des Mondes verliehen, nachdem er bei einem Einsatz in Ägypten fast sein Leben ließ und vor einer Statue des ägyptischen Mondgottes Khonshu zurückgelassen wurde. Vor allem in der Nacht verfügt er nun über übermenschliche Stärke und Widerstandsfähigkeit.
Das Spannende dabei: Moon Knight leidet unter einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung und anderen mentalen Problemen, die ihn nicht nur verschiedene Alter Egos annehmen lassen (in den Comics glaubt er sogar mal, er sei Captain America und Wolverine), sondern auch Zweifel am wahren Ursprung seiner Kräfte zulassen. Dass er sie hat, steht allerdings außer Frage.
Verbindung zum MCU
Wie stark „Ms. Marvel“, „She-Hulk“ und „Moon Knight“ ins MCU eingebunden werden, bleibt abzuwarten, da anders als bei den bisher angekündigten MCU-Realserien keine Figuren im Zentrum stehen, die wir bereits aus den Kinofilmen des Universums kennen. Da die drei neuen Serien aber ebenfalls von MCU-Mastermind Kevin Feige verantwortet werden (und nicht von Marvel-TV-Chef Jeph Loeb, der für die nur lose mit dem MCU verbundenen Marvel-TV- und Netflix-Serien verantwortlich war und auch für Disney+ noch neue Marvel-Serien produzieren soll), gehen wir davon aus, dass auch das besagte Trio früher oder später eine größere Rolle im MCU spielen wird.
Denkbar ist es, dass Ms. Marvel, She-Hulk und Moon Knight erst einmal recht eigenständig in ihren eigenen Serien eingeführt werden und später dann womöglich auch in den Filmen auftauchen. Anknüpfungspunkte gäbe es durch die Verbindung von Ms. Marvel zu Captain Marvel und von She-Hulk zu Hulk ja auf alle Fälle. Und den Moon Knight könnte man dank seiner mystischen Kräfte sicherlich gut mit Doctor Strange verknüpfen, wie es auch schon häufiger in den Comic-Vorlagen gemacht wurde.
Wann die drei neu angekündigten Marvel-Serien ihren Weg zu Disney+ finden werden, ist noch unklar, allerdings dürfte es frühestens 2022 so weit sein, schließlich steht der Marvel-Plan – inklusive der bereits bekannten Serien-Ableger – für 2020 und 2021 bereits fest. So erwarten uns dann „Loki“, „The Falcon And The Winter Soldier“, „WandaVision“, „Hawkeye“ und „What If...?“, zu denen es auf der D23 nun ebenfalls ein paar neue Details gab.
Weitere MCU-Rückkehrer
Auf der Disney-Messe wurde nun nicht nur verkündet, dass in Kate Herron („Sex Education“) eine Regisseurin für die „Loki“-Serie gefunden wurde, sondern dass neben den bereits bestätigten MCU-Rückkehrern in den Serien noch weitere bekannte Gesichter auftauchen werden. Für „The Falcon And The Winter Soldier“, in der erneut Anthony Mackie (als Captain-America-Nachfolger) und Sebastian Stan in die Titelrollen schlüpfen werden und es dabei mit „Civil War“-Bösewicht Daniel Brühl als Baron Zemo zu tun bekommen, wurde nun auch das Comeback von Emily VanCamp als Agentin Sharon Carter bestätigt.
In „WandaVision“, das einmal mehr als Mischung aus Sitcom und Marvel-Epos bezeichnet wurde, wird es derweil nicht nur ein Wiedersehen mit Elizabeth Olsen und Paul Bettany, sondern auch mit Kat Dennings als die aus den „Thor“-Filmen bekannte Wissenschafts-Praktikantin Darcy und Randall Park geben, der in „Ant-Man And The Wasp“ als FBI-Agent Jimmy Woo zu sehen war.
Neuzugänge und Zombie-Cap
Daneben gibt es aber auch frische Cast-Neuzugänge. So wird Kurt Russells Sohn Wyatt Russell („Operation: Overlord“, „Lodge 49“) in „The Falcon And The Winter Soldier“ John Walker verkörpern, der in den Comics unter den Namen „Super Patriot“ und „U.S. Agent“ auftrat und dort von der Regierung ausgewählt wurde, um Captain America zu ersetzen, dabei aber wesentlich brutaler vorging als das Original. Dem Cast von „WandaVision“ hat sich derweil noch Comedy-Expertin Kathryn Hahn als neugierige Nachbarin angeschlossen.
Darüber hinaus gab es auf der D23 auch noch erste Eindrücke von der Animationsserie „What If...?“, in der wir alternative Versionen von Schlüsselmomenten aus dem MCU präsentiert bekommen. So wurden nun etwa Bilder von Captain America als Zombie (wohl in Anlehnung an die berühmte „Marvel Zombies“-Comic-Reihe) und von Peggy Carter gezeigt, die unter dem Namen Captain Carter in der Serie selbst zu einem weiblichen Captain-America-Pendant wird. Außerdem sieht es anhand des vorgestellten Materials ganz danach aus, als würde Tony Stark zu „Guardians Of The Galaxy“-Held Star-Lord werden.
Während „The Falcon And The Winter Soldier“ im Herbst 2020 auf Disney+ starten wird, folgen „WandaVision“ und „Loki“ dann im Frühjahr 2021. „What If...?“ und „Hawkeye“ sind indes für Sommer und Herbst 2021 geplant. Da Disney+ nach seinem November-Start in den USA Anfang 2020 auch nach Deutschland kommen soll, ist davon auszugehen, dass die Marvel-Serien dann auch schon parallel zu ihrem US-Release hierzulande zu sehen sein werden.
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