Mehr als 100 Millionen Dollar Budget sollte angeblich für eine erste Stafffel von „Book Of Enchantment“ bereitstehen. Seit 13 Wochen sitzen die Autoren im sogenannten Writer's Room zusammen, um alles zu planen und die Drehbücher zu schreiben. Doch nun hat Disney ebenso überraschend wie plötzlich den Stecker gezogen. Da unter anderem die Autoren sogenannte Pay-or-Play-Verträge hatten, die ihnen auch eine Bezahlung zusichern, wenn das Projekt scheitert, soll Disney nun mindestens vier Millionen Dollar abschreiben müssen.
Noch größer dürfte aber der Image-Schaden sein, sollte doch gerade „Book Of Enchantment“ eine der ganz großen Prestige-Serien für den eigenen Streamingdienst Disney+ und Ausgangspunkt für ein gigantisches Serien-Universum werden.
Das ist "Book Of Enchantment"
Vorlage ist eine unglaublich populäre Buchreihe von Serena Valentino, die bisher sechs Romane umfasst. Der jüngste ist gerade erst erschienen. Im Mittelpunkt stehen einige der bekanntesten Disney-„Bösewichte“ wie Ursula aus „Arielle“ oder die böse Stiefmutter aus „Schneewittchen“, aber zum Beispiel auch das Biest aus „Die Schöne und das Biest“.
Die Serie hätte zum bisher größten Treffen von berühmten Disney-Figuren werden sollen (noch größer als die Prinzessinnen-Szene in „Ralph reichts 2“). All die klassischen Märchen hätten miteinander verbunden und aus neuer Perspektive, mit neuen Drehs und überraschenden Erkenntnissen aufgrund des veränderten Blickwinkels erzählt werden sollen. Das hätte natürlich unendliche Möglichkeiten rund um Spin-off-Serien mit einzelnen Figuren eröffnet. Es wäre ein Mega-Universum geworden, ähnlich wie das MCU – nur mit den klassischen Märchenfiguren statt Superhelden.
Bekam Disney Angst?
Laut den Informationen von Deadline besiegelte neben den exorbitant hohen Kosten für eine Streamingserie am Ende wohl vor allem die Angst bei Disney, die eigene Marke zu beschädigen, das Aus für das Prestige-Projekt. So sei man zum einen besorgt gewesen, wie die Serie Figuren verändern könnte, die für Disneys Außendarstellung so unglaublich wichtig seien.
Disney+ ist kinderfreundlich
Vor allem geht es aber auch um die Ausrichtung von Disney+: Der Streamingdienst soll kinderfreundlich werden und sich an Familien richten. Es habe sich aber früh gezeigt, dass „Book Of Enchantment“ teilweise auch sehr düster werden würde. Auch Versuche, die Serie „aufzuhellen“, wozu auch ein Austausch der Verantwortlichen hinter der Kamera gehörte, hätten nicht geholfen. Selbst die jüngsten Drehbücher seien Disney immer noch zu düster gewesen.
Es ist nicht das erste Serienprojekt, bei dem ein für Disney+ zu düsterer Tonfall die Macher vor Probleme stellt. Eine Serienadaption von Nick Hornbys bereits verfilmtem Roman-Klassiker „High Fidelity“ wurde von Disney etwa zum auch zum Unternehmen gehörenden Streamingdienst Hulu weitergereicht, weil die Themen „zu erwachsen“ seien. Bei der „High School Musical“-Serie wurden die Verantwortlichen ausgetauscht, weil die ursprünglichen Macher ein paar Erwachsenenthemen einbauen wollten.
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