Schon länger war bekannt, dass die Vereinbarung zur Kooperation zwischen Sony und Disney-Tochter Marvel hinsichtlich der gemeinsamen Nutzung von Spider-Man mit dem Jahr 2019 ausläuft. Allerdings hieß es zuletzt, dass es eine Vertragsoption gibt, nach der sich die Vereinbarung automatisch verlängert, wenn „Spider-Man: Far From Home“ mehr als eine Milliarde Dollar einspielt. Doch diese Info ist wohl falsch.
Der Vertrag läuft wirklich aus und wie die Brancheninsider von Deadline berichten, wird er auch nicht verlängert. Beide Seiten hätten seit Monaten unterschiedliche Ansichten über einen zukünftigen Vertrag und mittlerweile seien die Gespräche zum Erliegen gekommen. Kevin Feige und Marvel haben damit bei Spider-Man in Zukunft nichts mehr zu sagen, können auch die Figur nicht mehr für MCU-Filme nutzen. Damit ist Spider-Man quasi kein Teil mehr des künftigen MCU!
Streit ums Geld
Gestritten wird natürlich ums liebe Geld. Bisher sah die Vereinbarung wohl so aus, dass Marvel um Kevin Feige die volle kreative Kontrolle hat, aber Sony komplett zahlt. Marvel-Mutter Disney bekam 5% aller Einnahmen (und zwar vor allen möglichen Abzügen). Sony seit laut den Quellen von Deadline bereit gewesen, zu diesen Bedingungen den Vertrag zu verlängern. Doch Disney wollte angeblich mehr: Die Vertreter des Maushauses hätten vorgeschlagen, künftig die Kosten wie auch die Einnahmen 50/50 zu teilen. Gleichzeitig sei es wohl der Wunsch gewesen, den Deal auch auf die weiteren Filme mit Spider-Man-Figuren von Sony zu erweitern. Das hätte die Tür geöffnet, um Tom Hardys Venom und Co. ins MCU zu überführen (Feige griff Sony bei „Venom“ bereits ein wenig unter die Arme - ohne Nennung und finanzielle Beteiligung).
Dass Sony daran kein Interesse hat, ist durchaus nachvollziehbar. Man würde zwar die Marvel-Expertise von Feiges Team behalten und das Risiko, welches man bisher alleine trägt, gerecht verteilen, aber da die Comic-Adaptionen aktuell fast sichere Mega-Hits sind, würde es momentan vor allem auf das Teilen exorbitanter Einnahmen hinauslaufen. „Spider-Man: Far Frome Home“ steht aktuell schon bei einem Box-Office-Ergebnis von über 1,1 Milliarde Dollar, „Venom“ brachte über 856 Millionen Dollar ein. Solche Summen will man bei Sony weitestgehend für sich alleine verbuchen und nicht die Hälfte an Disney abführen. Zumal die Sony-Verantwortlichen wohl darauf verweisen dürften, dass der Maus-Konzern ohnehin mit diesen Filmen noch zusätzliches Geld einnimmt, weil dadurch auch der Verkauf von Merchandise-Artikeln und Comics angekurbelt wird, woran Marvel mindestens mittelbar in den meisten Fällen verdient.
So geht es mit Spider-Man weiter
Laut den Informationen von Deadline werden bei Sony aktuell gleich zwei weitere „Spider-Man“-Filme entwickelt. Tom Holland wird natürlich weiter die Hauptrolle übernehmen, Jon Watts, der „Spider-Man: Homecoming“ und „Spider-Man: Far From Home“ inszenierte, soll bei „Spider-Man 3“ und „Spider-Man 4“ erneut Regie führen. Details zum Inhalt gibt es natürlich noch keine, aber wir gehen von zwei Dingen ganz fest aus.
Natürlich wird man die am Ende von „Far From Home“ vorbereitete Story fortsetzen. Da dürfte „Spider-Man“ jetzt auch noch gewaltiger in der Klemme stecken, wenn keine „Avengers“-Kollegen, kein Nick Fury und kein Skrull ihm helfen kann, seinen Namen wieder reinzuwaschen. Zudem wird Sony die gewonnene Freiheit ganz sicher nutzen, um Spider-Man mit den übrigen Figuren zu verbinden, über die man verfügt. Schließlich arbeitet man schon an einem eigenen Universum, zu dem bislang „Venom“ sowie die kommenden Filme „Venom 2“ und „Morbius“ (mit Jared Leto als Vampir) gehören. Dazu wird bereits über Projekte wie „Kraven The Hunter“ und das vorerst auf Eis gelegte „Silver Sable & Black Cat“ nachgedacht. Uns würde nicht wundern, wenn Tom Hollands Spider-Man nun bereits in „Venom 2“, bei dem Andy Serkis Regie führt, auftaucht.
Klarer Cut oder Ko-Existenz
Spannend bleibt aber, wie Sony auf der einen und Marvel bzw. Disney auf der anderen Seite mit der bisherigen gemeinsamen Vergangenheit umgehen. Wird Spidey noch an seinen einstigen Mentor Tony Stark denken? Wird adressiert, dass Happy Hogan plötzlich wieder aus dem Leben von Tante May verschwindet? Und denken die Avengers wie Doctor Strange an den pfiffigen Jungen, der ihnen geholfen hat? Solche Andeutungen dürften wahrscheinlich möglich sein, nur bei Auftritten gibt es einen klaren Cut. Figuren aus dem „Spider-Man“-Universum (wie z. B. J. Jonah Jameson oder Vulture) dürfen nur bei Sony auftreten.
Eine Einschränkung muss man aber machen: nach derzeitigem Stand! Denn auch wenn Sony und Marvel laut Deadline nun getrennte Wege gehen, ist natürlich immer noch denkbar, dass ein Umdenken stattfindet und man doch an den Verhandlungstisch zurückkehrt. Es scheint aber sehr unwahrscheinlich oder wie es Deadline formuliert: „Es muss „etwas Dramatisches passieren“, damit es doch noch eine Fortsetzung der Kooperation gibt und wir doch irgendwann wieder Spider-Man an der Seite der Avengers in einem Film sehen können.
Das hätte Spider-Man nicht tun sollen! Darum kritisiert eine Comic-Legende "Avengers 4: Endgame"UPDATE: Die Kollegen von io9 machen noch etwas Hoffnung. Ihnen sei von einem Sony-Mitarbeiter verraten worden, dass nach seinen Informationen es noch weitere Verhandlungen gebe und es sich vor allem darum drehe, ob Kevin Feige noch als Produzent künftiger Spider-Man-Filme genannt wird. Allerdings ist der Mitarbeiter scheinbar selbst nicht direkt in die Vorgänger involviert, sodass man nicht zu viel Hoffnung daraus ableiten sollte. (21.08., 00.05 Uhr)
UPDATE 2: Sony hat nun die Trennung quasi bestätigt. Das Studio spricht zwar davon, dass die Diskussionen nicht richtig wiedergegeben wurden, aber das Ergebnis ist dasselbe: Kevin Feige stehe nicht mehr als führender Produzent für die kommenden Spidey-Filme zur Verfügung. Da nicht vorstellbar ist, dass MCU-Filme entstehen, bei denen nicht Feige die Zügel in der Hand hält, ist dies gleichbedeutend damit, dass der Superheld nicht mehr Teil des MCU ist. (21.08., 08.05 Uhr)