Mit großer Wahrscheinlichkeit hat niemand von uns „Kill Bill Vol.1“ und „Kill Bill Vol.2“ in der von Regisseur Quentin Tarantino ursprünglich geplanten Fassung gesehen. Denn der Regisseur hat die beiden Teile eigentlich als einen Film konzipiert und gedreht. Diese vierstündige, „Kill Bill – The Whole Bloody Affair“ genannte Ursprungsfassung ist schon seit Jahren für eine Veröffentlichung im Gespräch. Und im Moment steht der Wind für einen Release auf Netflix tatsächlich sehr günstig.
Was ist "The Whole Bloody Affair"?
Als Tarantino zu Beginn des neuen Jahrtausends mit Uma Thurman und ihrer kleinen Tochter in New York saß und an dem Drehbuch zu seinem nächsten Film arbeitete, sah er ihn als einen Film – ein gewaltiges Martial-Arts-Racheepos. 2003 waren die Dreharbeiten abgeschlossen und Tarantino bastelte an einer ersten Version fürs Kino.
Die war aber letzten Endes über vier Stunden lang. Produzent Harvey Weinstein hielt eine Veröffentlichung in dem Rahmen für unmöglich und schlug Tarantino vor, den Film umzuschneiden und in zwei Teilen zu veröffentlichen. Die kamen dann auch auf die Leinwand, die lange „The Whole Bloody Affair“-Fassung wurde erst einmal beiseitegeschoben. Nur in Tarantinos eigenen Kino, dem New Beverly, war sie über die letzten Jahre gelegentlich zu sehen. Das könnte sich jedoch bald ändern, seit Tarantino die Vorzüge von VOD erkannt hat.
Blutige Häppchen, Tarantino-Style
Netflix hat sich nämlich schon für die Veröffentlichung von „The Hateful 8“ in den USA etwas Besonderes einfallen lassen: dort wird der Film in längerer Schnittfassung („Extended Version“) als Miniserie angeboten – der ganze Film zusammen enthält also mehr oder längere Szenen, ist aber in vier Episoden unterteilt. Und Tarantino gefällt die Netflix-Fassung sehr gut:
„Einige Szenen sind der Kinofassung ähnlicher als andere, aber [die Miniserie] hat ein anderes Feeling. Sie hat ein anderes Feeling, das ich tatsächlich sehr gerne mag. Es gab immer eine literarische Seite an dem Film, und er hat definitiv diese Qualität von einzelnen Kapiteln, die sich vor dem Zuschauer entwickeln.“
Offenbar war die Zusammenarbeit mit Netflix sogar so fruchtbar, dass nun bereits Gerüchte über ein ähnliches Konzept für „Once Upon A Time... In Hollywood“ existieren. Ob bezüglich „Kill Bill“ die vierstündige Fassung ebenfalls ein anderes „Feeling“ besitzt als die Kinoversion, ist schwer abzuschätzen – über die Unterschiede zwischen beiden existieren kaum Informationen. Da sich Tarantino aber bereits bei „The Hateful 8“ mit seinem Schnittmeister Fred Raskin viel Mühe gegeben hat, die Langfassung dem Format Netflix anzupassen, wäre es durchaus denkbar, dass er auch für „The Whole Bloody Affair“ ein ganz neues Filmerlebnis kreiert.
Wie stehen die Chancen für "Kill Bill – The Whole Bloody Affair" auf Netflix?
Eines der größten Probleme für die Veröffentlichung von „The Whole Bloody Affair“ sind die Rechte. Diese wurden in unterschiedlichen Ländern an unterschiedliche Firmen verkauft. Selbst für den größten Streamingdienst auf dem Markt, der nach brancheninternen Voraussagen dieses Jahr astronomische 15 Milliarden Dollar für seine Inhalte ausgeben könnte, könnte es zu schwer und kostspielig werden, die alle zusammenzubekommen.