Es ist kaum zu glauben, in welch schneller Taktung Disney momentan Realverfilmungen seiner animierten Klassiker ins Kino bringt. „Alice im Wunderland“ von Tim Burton war 2010 eine der ersten, wenn auch streng genommen eher eine Art Fortsetzung mit Querverweisen zum Animationsfilm und den Büchern von Lewis Carroll. Sechs Jahre später folgte mit „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ unter der Regie von James Bobin ein zweiter Teil, der kaum noch etwas mit dem Quellenmaterial zu tun hatte.
„Hinter den Spiegeln“, der heute Abend (25. August 2019) um 20.15 Uhr auf ProSieben läuft, enttäuschte trotz opulenter Spezialeffekte an den Kinokassen und erhielt gemischte bis negative Kritiken. Hinter der schönen Fassade steckte kaum ein inhaltlicher Kern. Dies lässt einen dritten Alice-Film mit Mia Wasikowska und Johnny Depp ziemlich unwahrscheinlich werden. Dabei gibt es so viele Möglichkeiten, das Thema gut und würdig weiter zu bearbeiten!
Eine neue Alice für einen dritten Film
Zahlreiche Autoren und Filmemacher haben sich bereits an Fortsetzungen oder Neuinterpretationen der populären Alice-Bücher gesetzt. Besonders interessant sind düstere Versionen, die Alice nach ihren Besuchen im Wunderland im Erwachsenenalter zeigen. Oft versucht Alice, sich durch ärztliche Behandlungen von ihren wunderlichen Erinnerungen zu befreien, so etwa auch in der Spin-off-Serie „Once Upon A Time in Wonderland“.
Nicht selten werden ihre Erfahrungen mit Drogen, Halluzinationen und Geisteskrankheit in Verbindung gebracht. Serien wie „Alice“ oder die Videospielreihe „American McGee’s Alice“ mischen die klassischen Fantasy-Elemente daher gerne mal mit den Genres Sci-Fi und Horror. Autoren wie Alan Moore im Comic „Lost Girls“ lassen sie auch gerne auf ähnliche literarische Reisende zwischen den Welten wie Dorothy aus „Der Zauberer von Oz“, Wendy aus „Peter Pan“ oder Susan aus den „Narnia“-Büchern treffen.
Abgesehen davon gibt es so viele verrückte Figuren aus dem Originalfilm und den Büchern, die es bedauerlicherweise noch nicht auf die große Leinwand geschafft haben – der sprechende Türknopf, die Eidechse Bill, die hässliche Herzogin, der Greif, der Schildkrötensupperich, Löwe und Einhorn sowie das Walross und der Zimmermann, um nur einige zu nennen. Stoff für einen weiteren Alice-Film mit einer älteren Darstellerin würde Disney also in jedem Fall finden (auch wenn ein düsterer Stil wahrscheinlich nicht gerade auf der Prioritätenliste stünde).
Alice 2 und der Erfolg von Disney-Sequels
Der im Gegensatz zu solchen Ideen ziemlich uninspirierte „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ war für die Disney-Studios jedoch ein Verlustgeschäft. Es ist also leider nicht anzunehmen, dass sich bei „Alice im Wunderland“ noch etwas tun wird. Aber wer weiß, zwischen den beiden Alice-Filmen lagen ja immerhin auch sechs Jahre.
Weitere geplante Disney-Fortsetzungen (und nicht nur die) sollten aus diesem Beispiel lernen, dass bloße Effekte inhaltliche Mängel, nachdem man ja die Original-Geschichte schon erzählt hat und sich nun selbst etwas ausdenken muss, nicht aufwiegen können. Der momentan geplante „The Jungle Book 2“ versucht dem entgegen zu wirken, indem er sich tiefer mit Rudyard Kiplings Material befasst. Für „Die Schöne und das Biest“ und „Aladdin“ sind aber Prequels, Spin-offs oder Fortsetzungen in Planung, die sich ebenso wie der kommende „Maleficent 2“ (Kinostart: 17. Oktober 2019) eher auf neue Ideen und Drehbücher verlassen müssen.
Es wird daher interessant sein zu beobachten, ob eines dieser Projekte das Schicksal von „Alice im Wunderland 2" wird teilen müssen.
„Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ läuft am heutigen Sonntag um 20.15 Uhr auf ProSieben.
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