Ihr seid nicht zufrieden mit den Entscheidungen, die die „Game Of Thrones“-Showrunner David Benioff und D.B. Weiss für die Serie getroffen haben? Da seid ihr nicht die einzigen. Auch Regisseur Miguel Sapochnik hätte so einiges anders gemacht, wenn ihn seine Bosse gelassen hätten, und darüber sprach er nun in einem sehr ausführlichen Interview mit IndieWire.
Natürlich steht es am Ende vermutlich trotzdem recht gut zwischen Sapochnik und den Showrunnern, sonst hätten sie ihn wohl kaum gleich zwei der nur sechs Episoden langen Final-Staffel inszenieren lassen. Dennoch hätte der Regisseur in vielen Fällen anders entschieden und erklärte im Podcast, er wäre bei seiner Arbeit „überwacht“ worden.
In Folge 3 von Staffel 8 sollten fast alle sterben
Sapochnik zeichnet für einige der besten und auch beliebtesten Folgen von „Game Of Thrones“ verantwortlich. Zu den insgesamt sechs von ihm inszenierten Episoden gehören „Hardhome“ aus Staffel fünf (wo das Dorf der Wildlinge von Weißen Wanderern vernichtet wird) und „Battle Of The Bastards“ aus Staffel sechs. Für die achte Season saß er bei „The Long Night“ (a. k. a. „Battle Of Winterfell“) und „The Bell“ auf dem Regiestuhl. Was all diese Folgen verbindet: Sie gehören zu den härteren der Serien und zeigen einige der größten Schlachten.
Doch wäre es nach Sapochnik gegangen, hätte es noch härter zur Sache gehen können. In der Schlacht von Winterfell gegen die Untoten-Armee des Nachtkönigs (Vladimir Furdik) zum Beispiel wollte er viel mehr Figuren sterben lassen: „Ich wollte alle töten. Ich wollte Jorah bei dem Reiter-Angriff am Anfang sterben lassen. Ich war bereit, absolut jeden zu töten. Ich wollte, dass es gnadenlos ist, so dass man in den ersten zehn Minuten sagt: ‚Alle Vorhersagen sind ungültig. Jeder kann sterben.‘ Aber David und Dan wollten das nicht. Es gab viel Hin und Her deswegen.“ Die Herausforderung sei dann letztendlich gewesen, eine spannende Folge zu drehen, ohne ein zu großes Massaker zu veranstalten.
Die Showrunner behielten stets die Oberhand
Einige seiner Ideen für die die Episode „Die lange Nacht“ wollten die Macher für die vorletzte Folge „Die Glocken“ aufheben, in der die Stadt King’s Landing zu großen Teilen von Daenerys (Emilia Clarke) und ihrem Drachen Drogon zerstört wurde. Sapochnik Zerstörungswut kam letztendlich also doch noch zum Einsatz. Und er habe gelernt, wie man am besten seine Wünsche an die Showrunner herantrug: nicht einfach nur sagen, dass er etwas so nicht machen könne oder werde, sondern gleichzeitig eine alternative Lösung zu präsentieren.
Dennoch hätten es ihm die Showrunner in all den Jahren nicht leicht gemacht, auch wenn es ihm immerhin frühzeitig ermöglicht wurde, mitzudiskutieren, was dann zu einer Art internen Dauerauseinandersetzung wurde, bei der er jedoch seine Grenzen kannte: „Ich musste sie wirklich in Frage stellen und mit ihnen streiten, und ich habe gelernt, wann ich besser aufhören sollte zu argumentieren, denn irgendwann kam der Punkt, an dem sie dann richtig reingehauen haben und da wollte man dann am liebsten an einem anderen Ort sein.“
Überwachung beim Dreh
Immerhin habe er bei den Diskussionen über die Folgen für die achte Staffel schon ganz gut gewusst, wie mit Benioff und Weiss umzugehen sei und sie wiederum konnten ihn besser einschätzen. Das sei beim Dreh seiner ersten beiden „GoT“-Episoden, „The Gift“ und „Hardhome“ in Staffel fünf, noch etwas anders gewesen. Viele seiner Visionen seien über Bord geworfen worden. „Ich wurde die ersten drei Monate meiner Dreharbeiten auf Schritt und Tritt überwacht und das machte die Arbeit an ‚Hardhome‘ wirklich schwierig, weil sie von mir angepisst waren.“
Dass es aber nicht ihm oblag, die Entscheidungen über den Verlauf der Serie zu treffen, schätzt Sapochnik im Interview auch fair und sachlich ein: „Die wichtigste Einsicht ist, dass es nicht meine Serie ist, nicht wahr? Ich hab die Show nicht erfunden und nicht gemacht. Ich wurde als Regisseur engagiert und das ist mein Job. Sie haben mich reingelassen und sie haben mich teilhaben lassen und ich hab es wirklich geliebt. Aber der finale Schnitt ist nicht meiner. Es ist ihrer, es ist ihre Entscheidung.“
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