„Chernobyl“ ist eine fünf Folgen lange HBO-Miniserie, in der die folgenreiche Nuklearkatastrophe von 1986 als spannendes Drama aufgearbeitet wird. Es geht um die verheerenden Auswirkungen und um die Vertuschungsversuche der Sowjetunion: Weil die Verantwortlichen schlimme Strafen für ihre Fehler befürchten mussten, durften diesen Fehler gar nicht passiert sein. Die Serie wird von den Nutzern der Filmdatenbank IMDb derzeit so gut bewertet wie keine andere Show – und beflügelte, wie CNN unter Verweis auf örtliche Tourveranstalter berichtet, den Tourismus in der Ukraine. Nach Start der Serie haben demnach mehr Touristen das freigegebene, verfallene Gebiet besucht als zuvor.
Können sich die "Chernobyl"-Fans nicht benehmen?
Ausgelöst durch einen viel beachteten Tweet aber steht nun der Vorwurf im Raum, dass sich einige der Besucher unangemessen verhalten würden. Twitter-Nutzer Bruno Zupan teilte vier Bilder, die Instagram-Influencer am Ort des Geschehens zeigen sollen. Vorsichtig formuliert: Die Fotos erwecken den Eindruck, dass es den Fotografen mehr um die Selbstinszenierung geht als um die Katastrophe von Tschernobyl.
Craig Mazin, der Drehbuchautor hinter „Chernobyl“, veröffentlichte anschließend einen Tweet, in dem er schreibt:
„Es ist wunderbar, dass #ChernobylHBO eine Welle des Tourismus in die Sperrzone verursachte. Aber ja, ich habe die Fotos gesehen, die herumgehen. Wenn ihr den Ort besucht, denkt bitte daran, dass sich hier eine furchtbare Tragödie ereignete. Zeigt Respekt für alle, die gelitten und geopfert haben.“
Wie aussagekräftig sind die Fotos überhaupt?
Wahrscheinlich nimmt Mazin hier Bezug auf die Bilder aus dem viralen Tweet von Bruno Zupan. Die Aussagekraft dieser Fotos allerdings wird auf der Webseite der Zeitschrift The Atlantic in Zweifel gezogen: Zum einen sollen drei der vier Fotografen gar keine Influencer sein, d. h. sie sollen auf Instagram gar nicht genug Follower haben, um größeren Einfluss auszuüben (tatsächlich haben sie, mit Ausnahme von Julia Baessler, eine zu geringe Gefolgschaft). Das Bild mit dem Mann und dem Geigerzähler soll außerdem bereits seit 2010 im Netz sein (und eine Suche mit Google Bilder bestätigt, dass es tatsächlich schon vor Serienstart existierte). Ob der Mann überhaupt in Tschernobyl war, sei ebenfalls fraglich.
Aber noch wichtiger: Auf Instagram können Bilder den Orten zugeordnet werden, an denen sie aufgenommen wurden – und laut The Atlantic sei bei diesen Tags nach „Chernobyl“-Premiere unter Influencern kein Zuwachs zu verzeichnen gewesen.
Wie nötig Craig Mazins Apell war, sich in Tschernobyl beim Fotoschießen angemessen zu verhalten, ist also mindestens fraglich. Nicht in Zweifel steht für uns die Qualität der Serie: „Chernobyl“ ist ein Meisterwerk (wenn wir bei Serien Sterne vergeben würden, wären es 5/5).
In Deutschland läuft „Chernobyl“ bei Sky. Alle fünf Episoden sind bereits verfügbar. Parallel dazu können alle Folgen auch via Sky Ticket, Sky Go und Sky On Demand abgerufen werden.
Ihr dürft "Chernobyl" nun als beste Serie aller Zeiten bezeichnen