Seit dem 30. Mai 2019 läuft der Elton-John-Film „Rocketman“ hierzulande in den Kinos. Damit geht eine Produktionsgeschichte zu Ende, die vor beinahe 20 Jahren begann. Bereits 2001 sollte nämlich ein Film über das Leben des britischen Popstars entstehen, Fotograf und Musikvideo-Regisseur David LaChapelle war damals als Regisseur und Justin Timberlake als Hauptdarsteller angedacht. Doch daraus wurde nichts, ebenso wenig aus einem Film in den frühen 2010er Jahren, als Tom Hardy Elton John spielen sollte.
Zum Kinostart von „Rocketman“ schrieb dieser nun selbst einen ausführlichen Artikel für das britische Magazin The Guardian. Und darin verrät Elton John auch den Hauptgrund, weshalb nicht schon früher ein Film über sein Leben erschien: Die Studios wollten eine jugendfreie Version, doch das wollte er nicht, weswegen schlussendlich nie eine Finanzierung zustande kam. „Einige Studios wollten weniger Sex und Drogen, damit der Film ein PG-13-Rating bekommt“, schreibt Elton John, „aber ich habe nun mal kein PG-13-Leben geführt.“
"Rocketman" ist der Film, den Elton John wollte
„Ich wollte keinen Film, der mit Drogen und Sex vollgestopft ist, aber jeder weiß nun mal, dass ich in den 70ern und 80ern von beidem so einiges hatte. Und es hätte für mich wenig Sinn ergeben, einen Film zu machen, in dem es so aussieht, als wäre ich damals nach jedem Konzert still in mein Hotelzimmer gegangen, nur mit einem warmen Glas Milch und einer Bibel als Gesellschaft“, schreibt Elton John weiter. Er und sein Mann David Furnish, der auch einer der Produzenten von „Rocketman“ ist, seien sich deshalb nie mit einem Studio einig geworden. Zumindest bis dann Regisseur Dexter Fletcher („Eddie The Eagle“) und Paramount Pictures dem Biopic zustimmten, das es nun geworden ist und das nun in den USA sogar keine Jugendfreigabe bekommen hat.
Neben Sex und Drogen gab es aber noch etwas, das viele Studios Elton John ausreden wollten: Das Fantasy-Element. „Wir sollten uns davon lösen und stattdessen ein geradliniges Biopic machen, aber auch das hätte das Thema verfehlt“, so Elton John. „In meiner Kindheit lebte ich viel in meinem eigenen Kopf. Und als meine Karriere dann richtig losging, ging es direkt so ab, dass es für mich nicht mehr real wirkte […] In ‚Rocketman‘ gibt es einen Moment, wenn ich im Troubadour in L.A. spiele und plötzlich alles im Raum, inklusive mir, abhebt. Und ganz ehrlich: Genauso hat es sich damals angefühlt.“
Geld steht an zweiter Stelle
Auch Regisseur Dexter Fletcher, der übrigens auch das Queen-Biopic „Bohemian Rhapsody“ für den gefeuerten Bryan Singer fertigstellte, bestätigt in einem Interview mit IndieWire, dass die Ausrichtung des Films von Elton John und David Furnish persönlich stammt. „Es kommt alles von ihnen“, betont er, „ […] ich habe die Geschichte zwar so erzählt, wie ich dachte, dass sie erzählt werden muss, aber ich habe absolut nichts gedreht, ohne dass sie vorher drübergeschaut haben. ‚Ja, das ist der Film, den du machen solltest‘, sagten sie.“
Es ist ein Glücksfall, dass die britische Pop- und Rock-Legende sich selbst so für den Film starkgemacht und sich dafür eingesetzt hat, dass keine weichgewaschene und damit verfälschte Version auf die Leinwand kommt. Vor allem nach dem enorm erfolgreichen „Bohemian Rhapsody“, der weltweit auch deswegen 900 Millionen Dollar einspielte, weil er durch den Verzicht auf Drogen- und Sex-Eskapaden ein Film für die ganze Familie wurde, wäre ein Elton-John-Film mit niedriger Altersfreigabe (also das bereits erwähnte PG-13 statt eines R-Ratings ab 17 Jahren in den USA) sicherlich sehr erfolgsversprechend gewesen.
Doch Paramount Pictures bestand glücklicherweise nicht darauf, wie Dexter Fletcher verrät, und so steht am Ende ein Film, mit dem alle Beteiligten glücklich und zufrieden sind. „Auch wenn der Film nicht einen einzigen Penny an den Kinokassen einspielt […] ist das genau der Film, den ich machen wollte“, bestätigt Elton John dies und auch Hauptdarsteller Taron Egerton schlägt in die gleiche Kerbe: „Ich bin zufrieden, egal wie viel er einspielt.“
Ob „Rocketman“, den ihr aktuell auf der großen Kino-Leinwand erleben könnt, dennoch ansatzweise so erfolgreich werden kann, wie zuletzt „Bohemian Rhapsody“ erfahrt ihr im folgenden Artikel:
"Rocketman": Wird das Elton-John-Biopic so erfolgreich wie "Bohemian Rhapsody"?