Hinweis für die drei Leser dieser Nachricht, die „Endgame“ noch nicht geguckt haben: Es folgen Spoiler!
Es ist der gigantischste Moment in einem an gigantischen Momenten nicht armen Film: Zum Schluss von „Avengers 4: Endgame“ versammelt sich alle größeren (noch lebenden) Helden aus zehn Jahren Marvel Cinematic Universe, um Thanos und seinen Schergen endgültig Einhalt zu gebieten. Teil dieses Massenkampfes sind diverse coole Kooperationen – zum Beispiel fliegt Spider-Man (Tom Holland) an Thors Hammer übers Schlachtfeld – und eine als ikonische Zusammenkunft inszenierte Szene, in der sich die Marvel-Heldinnen versammeln und dann gemeinsam ins Gekloppe rennen/fliegen/reiten. Der Frauen-Moment kam jedoch nicht bei allen Zuschauern so gut an, wie beabsichtigt.
Captain Marvel (Brie Larson), Scarlet Witch (Elizabeth Olsen), The Wasp (Evangeline Lilly) und ihre Kolleginnen haben damit in „Endgame“ eine Szene bekommen, in der sie dezidiert herausgehoben werden – das Publikum soll sehen, welche und wie viele Heldinnen Kino-Marvel im Repertoire hat. Was bei den einen als starker Moment ankommt, ist in den Augen der anderen scheinheilig – schließlich hat das Team um Chef-Produzent Kevin Feige zehn Jahre (in Filmen: 20) gebraucht, um mit „Captain Marvel“ den ersten Film über eine Heldin ins Kino zu bringen.
Außerdem sind die Geschichten der versammelten Frauen im Laufe der Jahre deutlich weniger detailliert gezeigt worden wie die der Männer, man denke hier nur an Pepper Potts (Gwyneth Paltrow), die von Tony Starks Assistentin und Frau für alles zu seiner Ehefrau und schließlich zur Heldin im Anzug wurde, ohne dass die Zuschauer von dieser Entwicklung sonderlich viel gesehen hätten.
Auch auf FILMSTARTS haben zwei Redakteure den Frauen-Moment aus „Avengers: Endgame“ diskutiert. Diskussionen dieser Art sind den Drehbuchautoren Stephen McFeely und Christopher Markus natürlich nicht verborgen geblieben. Im Interview mit dem Branchenmagazin Variety führten sie aus, wie die umstrittene Szene zustande kam und was sie über die Kritik daran denken.
Zwei Männer nehmen Stellung
Christopher Markus: „Es ging um die Frage: ‚Wie schaffen wir es, dass die Schlacht nicht einfach nur die ganze Zeit aus einer großen Menschenmasse besteht?‘ Also haben wir Wege gefunden, unterschiedliche Gruppen sozusagen zu separieren, damit sich die Zuschauer auf sie konzentrieren können. Und Marvel-Fans bekamen von Film zu Film mehr von diesen großartigen weiblichen Figuren. Manche Leute nennen es Anbiederung, aber andererseits haben wir auch zig Szenen mit allen Männern. Warum also nicht eine Szene mit allen Frauen, wo sie so cool sind. Wir dachten uns einfach: ‚Lasst uns das feiern!“
Stephen McFeely ergänzte, dass am Drehtag der Szene alle Frauen aus der Crew und den Büros ans Set kamen und zugeschaut hätten. „Sie waren aufgeregt. […] Wir haben aber mit Sicherheit lange und hart darüber nachgedacht, ob diese Szene verdient war. Wir wollten wirklich, dass die meisten dieser Momente verdient waren und nicht nur eine leckere Süßigkeit für die Fans. Ehrlich gesagt war ich nervös deswegen und wir haben uns gefragt: ‚Sollen wir die Szene drinbehalten?‘“
Schließlich blieb die Szene im Film. „So gut wie alle sagten dann, selbst ich, ‚Lieber ist die Szene drin und führt zu einer großen Diskussion, in der manche denken, dass wir den Moment nicht verdient haben.‘ Alle wollten sie im Film lassen.“
In Zukunft mehr Frauen?
Entscheidend wird sein, ob wir künftig mehr Marvel-Filme sehen werden, in denen Frauen Hauptrollen spielen, als bisher. Variety fragte bei den langjährigen Marvel-Filmautoren McFeely und Markus nach, ob möglicherweise ein Film über eine Gruppe Heldinnen in Planung sei. Die Beiden konnten und wollten darauf jedoch keine klare Antwort geben – da sie nicht länger für Marvel arbeiten und damit nicht an den kommenden MCU-Filmen beteiligt sind.
„Gott weißt, was sie planen“, so Markus. Und McFeely: „Mit Sicherheit ist Repräsentation in Zukunft sehr wichtig für sie, und ist es seit einer Weile. Also… vielleicht? Das ist ein großes, dickes Vielleicht.“
„Avengers 4: Endgame“ läuft derzeit in den deutschen Kinos.