Wir warnen euch: Es folgen große Spoiler zu „Avengers 4: Endgame” (und auch zu „Avengers 3: Infinity War”)
Einer Grundregel nach gibt es in Superheldencomics keine wirkliche Veränderung: Peter Parker mag eine Zeit lang keine Lust mehr haben, der Held zu sein, doch früher oder später wird er eben doch wieder zu Spidey. Superman mag sterben, aber irgendwann kommt er zurück und alles wird, wie es war. Diese Grundregel wurde ins Kino übertragen: In „Captain America 3: Civil War” zum Beispiel kommt es zum Bruch zwischen den Helden. Iron Man (Robert Downey Jr.) und Captain America (Chris Evans) dreschen im Finale aufeinander ein, als ob es kein Morgen gäbe. Doch ein paar Filme später sind sie wieder Freunde.
In „Avengers 3: Infinity War” starben am Ende so viele Helden, wie wahrscheinlich in keinem anderen Film zuvor. Black Panther (Chadwick Boseman), Star-Lord (Chris Pratt), Spider-Man (Tom Holland) – alle vom Winde verweht, nachdem Thanos (Josh Brolin) im Vollbesitz der Infinity-Steine mit dem Finger geschnipst hat. In „Avengers 4: Endgame” setzen die Überlebenden des Helden-Teams alles daran, den intergalaktischen Massenmord rückgängig zu machen. Nach einer genialen Idee von Tony Stark, mehreren abgefahrenen Zeitreisen und der Aufopferung des Hightechanzug-Helden ist es vollbracht: Die zu Staub zerfallenen Helden (plus der große Rest der weggeschnipsten Bevölkerung des Universums) sind zurück. (Nur Vision (Paul Bettany) bleibt vorerst tot, er wird jedoch spätestens in seiner eigenen Serie irgendwie zurückkehren)
Mit Tony Stark alias Iron Man und Natasha Romanoff alias Black Widow (Scarlett Johansson) haben die Avengers auf ihrer größten Mission zwei Freunde verloren. Doch kommen auch sie vielleicht irgendwann in den nächsten Filmen einfach wieder zurück?
Warum Black Widow und Iron Man wahrscheinlich nie zurückkehren
Ausgehend vom neuesten Trailer spekulierten wir im März 2019, dass Iron Man, Captain America und Black Widow in „Avengers 4” sterben werden. Bei Johanssons ehemaliger Geheimdienst-Agentin, die in „Iron Man 2” (2010) eingeführt wurde und im ersten „Avengers” (2012) das erste Mal so richtig glänzen konnte, waren wir uns allerdings unsicher. Killt Marvel wirklich eine seiner wenigen Heldinnen? Ja – und dabei wird es wohl bleiben.
Black Widow opfert sich, damit ihr alter Freund und Vertrauter Hawkeye (Jeremy Renner) den Seelenstein bekommt. Kein Seelenstein, ohne dass nicht etwas Geliebtes geopfert wird, so lautet die Regel. Black Widow in späteren Filmen irgendwie zurückzuholen, würde die tragische Szene der Aufopferung nachträglich abwerten. Jede Geschichte braucht Konsequenzen, um ernstgenommen zu werden. Das ist selbst im Marvel Cinematic Universe so, wo ansonsten viel wieder zurückgedreht wird. Die Regisseure Joe und Anthony Russo haben das gegenüber der Presse als Parole für „Avengers 4” ausgegeben. Kein Endgame ohne Endgültigkeit.
Beim „Black Widow”-Solofilm, der für 2020 erwartet wird, handelt es sich übrigens aller Wahrscheinlichkeit nach um ein Prequel (Black Widows frühe Jahre, in denen sie zur Killermaschine ausgebildet wird und zu S.H.I.E.L.D überläuft, wurden im Kino bisher nicht beleuchtet).
Aber warum nicht einfach nochmal durch die Zeit reisen?
Aber was ist mit Zeitreisen, die in „Endgame” eine wichtige Rolle spielen? Gamora (Zoe Saldana), die in „Avengers 3” von Thanos für den Seelenstein vom Felsvorsprung in den Tod geworfen wird, kommt in „Avengers 4” doch schließlich auch zurück. Stimmt – allerdings nicht auf direktes Wirken der zeitreisenden Avengers hin. Sie kommt im Schlepptau ihres zeitreisenden Ziehvaters Thanos. Der taucht in „Avengers 4” in der Gegenwart auf (wo er am Anfang des Films von Thor geköpft wurde), nachdem er dem Plan der Helden in einer anderen Zeitlinie auf die Spur kam. Die Helden selbst haben Gamora nicht aus ihrer Zeitlinie geholt, wo sie nun ja fehlt.
Captain America und die anderen Zeitreisenden sind in „Avengers 4” sehr darauf bedacht, ausschließlich die Infinity-Steine aus der Vergangenheit zu holen und sonst nicht viel zu verändern. Die Steine werden nach vollbrachter Arbeit sogar wieder zurückgebracht, damit sie in der Vergangenheit ihren Zweck erfüllen können. Einfach noch mal zurückhüpfen und Black Widow sowie Iron Man aus ihren älteren Zeitlinien zu entführen, sie den dortigen Menschen also zu rauben, kommt da sicher nicht in Frage.
Doch gerade was Iron Man angeht, zählt das dramaturgische Argument viel mehr als jede Erklärung, die sich aus dem Plot ergibt: Die Geschichte von Tony Stark geht in „Avengers 4” zu Ende. Der Mann, der in „Iron Man” als selbstsüchtiger Waffenverkäufer begann und über den Verlauf der Filme zum verantwortungsbewussten Vater wurde, opfert sich zum Schluss für die größte aller Sachen, die Rettung des Universums. Und er verabschiedet sich in voller Akzeptanz seiner Superhelden-Identität: „Ich bin Iron Man”, sagt er, und schnippst die Finger, bevor sein Körper mit dem Anzug verschmilzt, den er sich selbst einst baute. Dieser Abgang muss einfach endgültig bleiben.
„Avengers: Endgame” läuft seit dem 24. April 2019 in den Kinos. Es ist der Abschluss für alle 21 MCU-Filme, die zuvor veröffentlicht wurden.