Am 14. April 2019 startet endlich die finale Staffel des Fantasy-Phänomens „Game Of Thrones“, weshalb wir uns nun schon seit einigen Wochen eine zentrale Figur nach der anderen vorknöpfen, um mal genauer zu schauen, was die achte Season und der sich zuspitzende Kampf um den Eisernen Thron für sie noch alles bereithalten könnten. Jon Snow (Kit Harrington), Daenerys Targaryen (Emilia Clarke), sogar Cersei Lannister (Lena Headey) – während jedes der Lager seine Anhänger unter den „Game Of Thrones“-Fans hat, gibt es eine Figur, der wohl wirklich jeder Serienzuschauer die Daumen drückt: Samwell Tarly (John Bradley), den aber die meisten nur Sam nennen.
Und wie könnte man bei einem derart liebenswürdigen Teddybären, der sich aller Erniedrigungen seiner Nachtwachen-Kollegen zum Trotz nie hat unterkriegen lassen, auch nicht? Aber kann so etwas in Westeros, wo kaum eine Figur nur gut und gütig ist, sondern überall die Ambiguität und die Grautöne regieren, auch in der finalen Staffel durchgehend Bestand haben? Oder werden wir womöglich noch eine ganz andere Seite von Samwell kennenlernen? Ist er in Wahrheit vielleicht sogar die prophezeite Wiedergeburt des legendären Kriegers Azor Ahai? Oder hat der Nachtkönig speziell ihn auserkoren, um seine Geschichte für die folgenden Generationen weiterzutragen? Aber bevor wir über die Zukunft spekulieren, erst noch ein kurzer Rückblick auf das, was Samwell bisher so alles getrieben hat.
Samwell in Staffel 1 bis 7
Weil Samwell Tarly in der schwarzen Festung von seinem Vorgesetzten verspottet wird, beschließt Jon Snow, den wohlgenährten Sohn von Lord Randyll und Lady Melessa Tarly unter seine Fittiche zu nehmen. Beim Angriff der Weißen Wanderer wird der nördlich der Mauer zurückgelassene Sam zwar von einem Wanderer auf einem verwesenden Pferd entdeckt, aber von diesem zu seiner eigenen Verwunderung nicht getötet. Später flieht er gemeinsam mit Goldy (im Original: Gilly) vom Hof von Craster – nur um sie und ihr Baby kurze Zeit später mit Hilfe einer Speerspitze aus Drachenglas sogar vor einem Weißen Wanderer zu beschützen. Und auch in der Schwarzen Festung scheint Goldy nicht sicher zu sein, weshalb Sam sie zwischenzeitlich sogar als Haushaltshilfe in einem Bordell unterbringt.
Nachdem er in alten Büchern nachgeforscht hat, warum es ihm ausgerechnet mit Drachenglas gelungen ist, einen der Weißen Wanderer zu töten, bricht Sam für Goldy seinen Nachtwachenschwur und bringt sie in seine Heimat Hornberg, wo ihre Wildling-Herkunft bei Sams Familie aber gar nicht gut ankommt. Also klaut er das Familienschwert Herzbann und reist mitsamt Goldy nach Altsass (= Oldtown), um in der dortigen Zitadelle weitere Nachforschungen anzustellen. Allerdings halten die Erzmaester einen möglichen Angriff der Untoten im Norden für die kleinere Gefahr im Vergleich zu der herannahenden Drachenkönigin. Am Ende der siebten Staffel macht sich Sam deshalb auf den Weg zu Bran (Isaac Hempstead-Wright) nach Winterfell, wo er herausfindet, dass Jon Snow in Wahrheit der Sohn von Lyanna Stark und Rhaegar Targaryen ist.
Azor Ahai – ein mythischer wiedergeborener Krieger
Wird Sam also auch in der 8. Staffel hauptsächlich wieder damit beschäftigt sein, alte Bücher zu lesen und so womöglich wichtige Hinweise für den Kampf gegen die Weißen Wanderer zu liefern? Das läge natürlich nahe: Es passt am besten zu seiner Figur und er hat sich ja auch einigen Stoff aus der Zitadelle mitgenommen, als er Altsass verlassen hat. Aber zugleich wäre das natürlich auch ein bisschen öde. Also schauen wir uns zuerst mal eine der spektakuläreren Theorien an, die zu Sams Entwicklung in der finalen Staffel kursieren – und die erstaunlich viele Anhänger hat. Ist Sam also in Wahrheit Azor Ahai?
Klingt schon mal cool, aber wer oder was ist das überhaupt? Laut der Legende, die Goldy an einer Stelle in der Serie vorliest, soll Azor Ahai schon vor Tausenden von Jahren das rote Schwert Lichtbringer geschmiedet haben, mit dem er dann die Dunkelheit des Großen Anderen zurückschlagen konnte. Dieser ist der Gott der Dunkelheit, Kälte und des Todes in der Religion des Herrn des Lichts, der etwa Melisandre (Carice van Houten) angehört. Allerdings musste der legendäre Krieger dafür ein großes Opfer bringen und das Schwert in das Herz seiner eigenen Frau Nissa Nissa rammen. Die Prophezeiung besagt zudem, dass Azor Ahai wiedergeboren werden wird – und zwar als „der Prinz, der verheißen wurde“.
Ist Samwell in Wirklichkeit Azor Ahai?
Melisandre hat bereits vorausgesagt, dass Azor Ahai wiedergeboren wird, um die Dunkelheit in die Flucht zu schlagen. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass sich eine der „Game Of Thrones“-Charaktere in der achten Staffel als Azor Ahai entpuppen, etwas Geliebtes opfern und mit Hilfe eines geschmiedeten Schwertes die Weißen Wanderer in die Flucht schlagen wird. Aber wer ist der „Prinz, der verheißen wurde“, von dem es heißt, dass er „mit dem Blut des Drachen in Verbindung stehen“ soll, also vermutlich der Blutlinie der Targaryens entstammt? Nachdem die rote Priesterin zunächst glaubte, dass der längst getötete Stannis Baratheon (Stephen Dillane) der Prinz aus der Legende sei, geht sie inzwischen davon aus, dass es entweder Jon Snow oder Daenerys Targaryen sein muss (das Wort für „Prinz“ in der Prophezeiung ist genderneutral, es könnte also auch eine Frau sein). Aber nachdem sie sich schon einmal geirrt hat, könnte sie natürlich genauso gut auch diesmal wieder falschliegen.
Es gibt deshalb verschiedene Fantheorien, nach denen so ziemlich jede Figur aus dem „Game Of Thrones“-Universum in Wahrheit Azor Ahai sein könnte. Aber während einige davon wirklich abseitig sind, klingt die Theorie zu Sam als Azor Ahai zumindest nicht lächerlich weit hergeholt. Allerdings müsste man dafür zunächst einmal davon ausgehen, dass Sam in Wahrheit kein Tarly sondern ein Targaryen ist. In diesem Fall wäre Sam der Sohn von Rheagar Targaryen und Elia Martell namens Aegon, der zwar angeblich von Gregor Clegane als Baby getötet wurde, der aber auch noch rechtzeitig von Lord Varys aus der Stadt geschmuggelt und an die Tarlys übergeben worden sein könnte.
Damit würde in Sams Adern genauso targarysches Blut fließen wie in denen von Daenerys. Und es gab ja in den vorherigen Staffeln schon wiederholt Hinweise darauf, dass hinter Sam mehr stecken könnte, als es im ersten Moment vielleicht den Anschein hat. So hat er als erster einen Weißen Wanderer getötet und ist zudem im Besitz eines Schwertes aus valyrischem Stahl, von denen es in Westeros nur noch sehr wenige gibt. Außerdem läge es auf der Hand, worin genau sein Opfer bestehen würde, das er laut der Legende bringen müsste: Sollte Sam tatsächlich der Azor Ahai sein, müsste er wohl Goldy töten, um das volle Potenzial seiner Macht im Kampf gegen die Dunkelheit zu entfesseln.
Was würde die Theorie fürs Finale bedeuten?
Es hätte schon seinen Reiz, wenn sich am Ende nicht einer der üblichen Verdächtigen, sondern der oft gedemütigte Sam als Held erweisen würde – und es würde erzählerisch auch keinen großen Aufwand erfordern: Schließlich befindet er sich eh schon auf seinem Weg zurück nach Westeros und hat bereits ein valyrisches Schwert. Jetzt müsste er nur noch Goldy opfern, um seine Waffe zum flammenden Schwert aus der Legende zu machen. Anschließend würde er im Norden in die Schlacht von Winterfell eingreifen und mit einem Schlag den Tag retten. Damit wäre er als Sieger über die Weißen Wanderer zwar der Held der Geschichte, aber nicht unbedingt einer der Konkurrenten um den Eisernen Thron. Den müssten dann wohl weiterhin Jon, Cersei und Daenerys unter sich ausmachen.
Natürlich ist das nur eine reine Spekulation – und es spricht wohl mehr dagegen als dafür, dass Sam tatsächlich der illegitime Sohn von Rheagar Targaryen und Elia Martell ist. Aber es würde durchaus Sinn machen, zumal George R.R. Martin schon wiederholt ein Herz für Außenseiter wie Sam bewiesen hat. Vielleicht gönnt der Autor seinem Underdog (und damit auch seinen Lesern/Zuschauern) also tatsächlich diesen finalen Triumph. Zumal es da noch eine weitere Theorie gibt, die in eine ganz ähnliche Kerbe schlägt...
Wurde das Ende schon in Staffel 1 verraten?
In der dritten Folge der ersten Staffel erinnert sich Robert Baratheon (Mark Addy) an das erste Mal, dass er jemanden getötet hat:
„Es war ein Tarly bei der Schlacht von Sommerhall. Er rannte auf mich zu, dieser dumme adelige Junge, und glaubte, die Rebellion mit einem einzelnen Schwung seines Schwertes beenden zu können. Ich habe ihn mit einem Hammer erschlagen... Dummer Junge. Jetzt knien die Tarlys wie alle anderen auch. Er hätte sich wie die schlauen Jungen an den Rand der Schlacht zurückziehen können.“
Einige Fans glauben nun, dass sich im Finale von „Game Of Thrones“ quasi exakt dieselbe Szene wiederholen könnte, nur eben diesmal mit dem umgekehrten Ausgang und dem Nachtkönig in der Rolle des inzwischen längst getöteten Robert Baratheon: In diesem Fall würde der Tarly-Junge Sam mit seinem Familienschwert Herzbann (das ja damals womöglich noch ohne Erfolg gegen Baratheon zum Einsatz kam) losstürmen und diesmal erfolgreich den Nachtkönig damit niederstrecken. Diese Theorie könnte sich aber natürlich auch unabhängig von Sams Identität als Azor Ahai bewahrheiten. Denn das Sam zumindest in irgendeiner Form noch eine wichtige Heldenrolle spielen könnte, erscheint nicht allzu weit hergeholt.
Geschichtenerzähler statt Geschichte schreiben
Kommen wir noch einmal zurück zum Ende der dritten Staffel, als Sam von dem Weißen Wanderer verschont wurde, obwohl es in der Szene so wirkt, als hätte er ihn definitiv entdeckt. Einige Zuschauer sind der Meinung, dass der Moment einfach handwerklich schlecht umgesetzt worden sei – und der Weiße Wanderer Sam doch nicht gesehen hat, auch wenn es in der Serie anders rüberkommt. Aber es gibt auch noch eine andere Theorie, die Fans zu dem Vorfall vertreten: Danach sollen die Weißen Wanderer mitunter absichtlich einen einzelnen Überlebenden zurücklassen, damit dieser von ihnen und ihrer Macht erzählen kann.
Wenn das stimmt, würde es natürlich Sinn ergeben, wenn Sam dieselbe Rolle auch in der achten Staffel zufällt – und er am Schluss derjenige ist, der von der großen finalen Konfrontation berichtet, während die meisten anderen tot auf dem Schlachtfeld zurückbleiben (wir sprechen hier schließlich von „Game Of Thrones“). Womöglich erweist sich sogar die ganze Handlung der acht Staffeln als der Inhalt eines Geschichtsbuchs, das Sam in einer der finalen Szene der Serie zu Papier bringt. Schließlich wurde schon öfter gemunkelt, dass Sam in Wahrheit das Alter Ego von „Game Of Thrones“-Schöpfer George R.R. Martin ist - und da würde es natürlich passen, wenn er es ist, der die Geschichte vom Kampf um den Eisernen Thron auch innerhalb des Serienuniversums zu Papier bringt.
Ob an irgendwelchen dieser Theorien etwas dran ist, erfahren wir dann wie gesagt ab dem 14. April. Bis dahin wird aber natürlich noch munter weiterspekuliert, schließlich haben wir nicht nur zu Sam, sondern auch zu vielen weiteren Figuren alle wichtigen (und weiter hergeholten) Theorien für euch zusammengetragen. Viel Spaß beim Stöbern!
Bisher erschienen sind…
Cersei in der 8. Staffel "Game Of Thrones": Mad Queen mit 1000 Schwertern im Rücken
Arya in der 8. Staffel "Game Of Thrones": Bleibt sie als einzige am Leben?
Varys in der 8. Staffel von "Game Of Thrones": Wird der Eunuch zum Drachenreiter?
Jaime in der 8. Staffel "Game Of Thrones": Vom Königsmörder zum strahlenden Helden?
Melisandre in der 8. Staffel "Game Of Thrones": Mit einer Sklavenarmee zurück nach Westeros?
News Daenerys in der 8. Staffel "Game Of Thrones": Mutter von Jons Baby statt Mutter der Drachen?