+++ Meinung +++
Achtung, der nachfolgende Text enthält Spoiler zu „Alita: Battle Angel“ und „Wonder Woman“!
Als am Ende der „Alita: Battle Angel“-Pressevorführung der Abspann über die riesige IMAX-Leinwand vor mir lief, waren mir zwei Dinge klar: Erstens hatte ich seit „Wonder Woman“ keinen Film mit einer weiblichen Hauptfigur mehr gesehen, der mich so mitgerissen hat. Und zweitens habe ich schon lange keinem Film mehr so fest die Daumen gedrückt, dass er ein Erfolg wird und eine Fortsetzung kommt. Allerdings ist das leider ziemlich unwahrscheinlich, obwohl sich „Alita“ und „Wonder Woman“ auf dem Papier so sehr ähneln, dass man denken könnte, der Erfolg sei bereits ausgemachte Sache.
So ähneln sich Alita und Wonder Woman
Klar, „Alita“ spielt in einer futuristischen Stadt in Mittelamerika und „Wonder Woman“ auf der Amazoneninsel Themyscira und im Europa des Ersten Weltkriegs, doch es stehen eben in beiden Filmen ebenso kampfstarke wie herzensgute Heldinnen im Mittelpunkt, die aus Überzeugung für das Gute kämpfen. Beide Heldinnen sind neu in der Welt der Menschen, so dass sich sogar die anfänglichen Fish-Out-Of-Water-Momente ähneln: Beide verfallen etwa auf Anhieb menschlichem Essen, bei Alita (Rosa Salazar) sind es Orangen und Schokolade, bei Diana (Gal Gadot) ist es Eiscreme.
Auch das Verhältnis von Alita und Diana zu den jeweiligen männlichen Hauptfiguren ist ähnlich: Während Steve Trevor (Chris Pine) in „Wonder Woman“ versucht, der Amazonen-Prinzessin die unsinnigen Regeln der patriarchalischen Gesellschaft im frühen 20. Jahrhundert zu erklären, ist es in „Alita: Battle Angel“ der junge Hugo (Keean Johnson), der dem wiedererweckten Cyborg-Mädchen zeigt, wie das Leben in Iron City funktioniert.
Und wer „Wonder Woman“ und „Alita“ gesehen, weiß: Selbst die Liebesgeschichte zwischen den Heldinnen Diana und Alita und ihren Partnern Steve und Hugo nimmt ein ähnlich tragisches Ende. Denn Steve opfert sich bekanntlich, um zu verhindern, dass die Bösewichte Ludendorff (Danny Huston) und Dr. Maru (Elena Anaya) ein Flugzeug voller Giftgas auf die Welt loslassen. Und Hugo stürzt beim Versuch, eine Röhre in die schwebende Stadt Zalem zu erklimmen, in den vermeintlichen Tod.
Das böse Box Office
Wenn man sich die Grundzüge der Story anschaut, scheinen „Alita“ und „Wonder Woman“ also fast derselbe Film zu sein. Nimmt man dann noch hinzu, dass beide Filme auf einer populären Comic- bzw. Manga-Vorlage basieren, die viele Fans hat, sollte eigentlich nichts mehr schief können. Doch dummerweise unterscheiden sich die beiden Filme in einem entscheidenden Punkt, der nichts mit dem Film an sich zu tun hat: „Wonder Woman“ war vor allem in Nordamerika ein Riesenerfolg und spielte dort knapp 413 Millionen Dollar ein, davon alleine schon 103 Millionen am ersten Wochenende. Zum Vergleich: Laut Deadline schätzen Box-Office-Analysten derzeit, dass „Alita“ auf insgesamt 100 Millionen in Nordamerika kommen könnte, wenn es gut läuft.
Und wenn man sich dann noch vor Augen führt, dass der 170 Millionen teure „Alita“ angeblich mindestens 500 Millionen Dollar weltweit einspielen muss, um rentabel zu sein, scheint es recht unwahrscheinlich, dass eine Fortsetzung jemals kommt – da kann ich noch so viel Daumen drücken. Nun kommt es darauf an, ob „Alita“ an den internationalen Kinokassen einen langem Atem beweisen kann und bei den asiatischen Zuschauern (vor allem in Japan und China) ein Erfolg wird.
Hoffen auf den Cameron-Effekt
Vielleicht überrascht uns James Cameron, der bei seinem Herzensprojekt „Alita“ als Produzent und Drehbuchautor beteiligt ist, also auch wieder alle. Der Regisseur von „Avatar“ und „Titanic“ schien schließlich schon oft vor einem großen Flop zu stehen, nur um dann alle Zweifler Lügen zu strafen…
Wenn ihr auch eine Fortsetzung zu „Alita: Battle Angel“ sehen wollt, könnt ihr seit dem 14. Februar 2019 in den deutschen Kinos euren Teil dazu beitragen.