Fangen wir mit den bekannten Fakten an: Disney wird Ende des Jahres seinen Streamingdienst Disney+ als Konkurrenz zu Netflix an den Start bringen (wobei dieser Plan bis heute nur für die USA bestätigt ist). Auf Disney+ werden, ähnlich wie in den von Disney produzierten Kinofilmen, bekannte Figuren und Marken präsent sein – darunter neben Marvel selbstverständlich auch „Star Wars“. Drei „Star Wars“-Serien sind bereits bestätigt: Die von vielen Fans erhoffte, aber kaum noch erwartete Fortsetzung der Animationsserie „The Clone Wars“, die Realserie „The Mandalorian“ – mit Pedro Pascal als Revolverheld in einem an Boba Fett erinnernden Kampfanzug – sowie eine „Rogue One“-Prequelserie zu Cassian Andor, in der dieser desillusionierte Rebellen-Killer wieder von Diego Luna gespielt wird.
Fakt ist auch: Sollten diese Serien Erfolg haben (und warum sollten sie das nicht?), dann wird Lucasfilm nachlegen. Mit Sicherheit werden in der „Star Wars“-Schmiede schon Ideen gepitcht. Gerade erst gab es das Gerücht, dass mit Serien-Ideen zu Poe, Finn, Lando und Qi’Ra herumgespielt worden sein soll – nun schmeißt HN Entertainment unter Berufung auf eine Quelle fünf weitere Projekte in die Runde. Vier zu Figuren, eine zu einer Gruppe von Figuren (die ich in der Überschrift zu diesem Artikel nicht mitgezählt habe):
Serie zu einer jungen Prinzessin Leia
Serie zu Captain Phasma (die in „Star Wars 7” in den Müllschacht und in „Star Wars 8“ ins Feuer fällt)
Serie zu Rose Tico (die forsche Rebellen-Mechanikerin aus „Die letzten Jedi“, die sich in Finn verguckt)
Serie zum Sith-Lord Darth Bane (er trat bisher in keinem Film auf, ist aber eine beliebte Figur aus Büchern und Comics. Bane dachte sich die etwas fragwürdige Sith-Regel auf, wonach es immer nur zwei von ihnen geben dürfe, ein Meister und einen Schüler)
Serie zu den Rittern von Ren (das ist die Gruppe von Kämpfern, zu der auch Kylo gehörte und die nach ihrem „Star Wars 7“-Mini-Autritt wahrscheinlich in „Star Wars 9“ so richtig auf den Putz hauen wird)
Aber kommen diese Serien wirklich alle?
Nein, nicht zwangsläufig. Zwei neue „Star Wars“-Serien kommen definitiv, „The Mandalorian“ Ende des Jahres und „Cassian“ danach irgendwann, doch bei allen anderen wird man sehen. Keine davon scheint auch nur annähernd so weit zu sein, dass sie in Produktion gehen könnte – wahrscheinlich sind diese Serien derzeit nicht mehr als ein paar Stichpunkte auf irgendeiner Lucasfilm-Powerpoint-Folie und manche von ihnen wurden vielleicht sogar schon abgeschmettert.
Weder Lucasfilm noch eine andere Filmfirma dieser Welt hat die Kapazitäten, so viele Serien auf einmal zu produzieren. Es kann aber gut sein, dass die nächste offizielle Ankündigung zu „Star Wars“-Serien für Disney+ einen oder mehrere der genannten Namen enthält – wobei der Kollege Jordan Maison von Cinelinx offenbar noch von einer weiteren möglichen Serie weiß, über die er aber noch nichts verraten will.
Serien statt Kino-Spin-offs?
Die Gerüchte deuten darauf hin, dass Lucasfilm das Spin-off-Konzept vom Kino auf den kleinen Bildschirm verlagern könnte. Nach dem „Solo“-Flop dementierte Disney zwar den quellengestützten Bericht von Collider, wonach alle weiteren möglichen Ableger auf Eis liegen würden, allerdings hatte dieses Dementi einen sehr allgemeinen Wortlaut und außerdem ist seitdem über ein halbes Jahr ins Land gezogen, in dem kein neuer „Star Wars“-Film angekündigt wurde. Fakt ist, dass derzeit entgegen einer ursprünglichen, offiziellen Ansage kein neuer „A Star Wars Story“ einen Kinostart hat. Am 19. Dezember 2019 startet „Star Wars 9“, später folgt die Trilogie der „Game Of Thrones“-Macher und wahrscheinlich noch später die Trilogie von Rian Johnson und das war’s. Spin-offs zu Obi-Wan und Boba Fett, die angedacht waren, sind offensichtlich nicht mehr Teil des Kino-Plans.
Es liegt daher nahe, dass Disney in Sachen „Star Wars“ künftig wohl verstärkt auf Serien, die bei Disney+ laufen, setzen wird. Aus „Solo“ wurden im Konzern die Lehren gezogen, dass es erstens besser ist, „Star Wars“ als besonderes Kino-Event zu haben, das eben nicht zweimal innerhalb von einem knappen halben Jahr passieren kann – „Star Wars 8“ startete im Dezember und „Solo“ schon um Mai des darauffolgenden Jahres. Im Kino soll „Star Wars“ verknappt werden – diese Parole gab Disney-Chef Bob Iger persönlich aus. Die zweite Lehre aus „Solo“: Nein, die Massen schauen nicht jeden Film, nur weil „Star Wars“ draufsteht. Eine „Star Wars“-Serie jedoch ist in der Produktion günstiger als ein Film, es müssen daher weniger Zuschauer einschalten bzw. deswegen ihr Streaming-Abo verlängern, damit sie als Erfolg gilt.