Am Ende von „Avengers: Infinity War“ hat Thanos (Josh Brolin) alle Infinity-Steine und kann daher mit seinem Fingerschnipser die Hälfte der Lebewesen im ganzen Universum auslöschen. In „Avengers: Endgame“ müssen die verbliebenen Helden dies „rückgängig“ machen. Dass genau dies das Ziel ist, war uns schon lange klar und hat Marvel auch mittlerweile offiziell bestätigt.
Doch wie macht man etwas rückgängig? Viele Fans und auch wir glauben schon lange, dass es womöglich um Zeitreisen geht (wobei der Autor dieser Zeilen seit einiger Zeit auch noch eine alternative Version dieser Theorie mit sich herumträgt, über die er vielleicht irgendwann mal schreiben wird). Schließlich haben das die Regisseure Joe und Anthony Russo persönlich schon weit vor Kinostart von „Avengers: Infinity War“ angedeutet. Die Theorie ist dabei, dass die Helden versuchen, in der Vergangenheit alle Infinity-Steine einzusammeln, bevor sie Thanos überhaupt besitzt. Und genau dies hat nach Meinung eines Fans der Super-Bowl-Werbespot schon verraten.
Ronin und der Realitätsstein
In der auf Reddit kursierenden Theorie geht der User auf die Szene rund um Ronin alias Hawkeye alias Clint Barton (Jeremy Renner) ein, die nach ca. 20 Sekunden in dem TV-Spot zu sehen ist. Der Bogenschütze kniet (übrigens anscheinend im Hawkeye- und nicht im Ronin-Kostüm) in einer unwirtlichen, düsteren, zerstört Landschaft und sieht etwas. Was er sieht, scheint rot zu leuchten. Und was leuchtet rot? Der Realitätsstein, der lange Zeit nicht in einer festen Form vorlag, sondern als eine Art Flüssigkeit, als der Äther.
Der Reddit-User leitet aus der Szene ab, dass Hawkeye den Auftrag bekommt, den Äther zu beschaffen. Dabei führt er nicht nur das (für sich allein eher schwache) Argument „rotes Leuchten“ an, sondern ist auch der Überzeugung, dass der Hintergrund, vor dem sich Hawkeye befindet, dieselbe Welt ist, in der wir den Äther in „Thor: The Dark Kingdom“ sehen, als ihn Jane Foster (Natalie Portman) findet.
Das halten wir von der Theorie
Die Beweise sind bislang eher dünn, aber die Überlegung ist durchaus interessant. Unserer Meinung nach könnte es alles Mögliche sein, was man hier sieht. Ob das wirklich derselbe Ort ist, an dem Jane Foster über den Äther stolpert, können wir beim besten Willen nicht feststellen. Aber es würde Sinn machen: Denn wenn die hier schon mehrfach erläuterte Theorie stimmt, dass die Avengers versuchen mit durch die Quantentechnologie möglichen Zeitreisen wirklich die Steine in der Vergangenheit einzusammeln, wäre es der perfekte Ort. Denn sie wissen, dass der Realitätsstein dort ist. Er ist dort auch nicht bewacht bzw. nur durch seine eigene Kraft, mit der Thor (Chris Hemsworth) aber umzugehen weiß.
Alle anderen Zeitpunkte, an denen sie den Stein einsammeln könnten, sind wahrscheinlich mit deutlich größeren Problemen verbunden. Versuchen sie ihn aus der Sammlung des Collectors (Benicio del Toro) auf Knowhere zu bekommen, müssten sie sich mit diesem auseinandersetzen. In der sehr kurzen Zeit, in welcher der Stein nach dem Sieg über Malekith (Christopher Eccleston) in Asgard ist, wäre das vielleicht einfacher, aber wir wissen nicht, wie weit die Helden bei Zeitreisen mit anderen Personen, vor allem ihnen nahestehenden aus der Vergangenheit oder gar sich selbst interagieren wollen und können. Wenn Hawkeye alleine auftaucht, dürfte zudem Odin (Anthony Hopkins) kaum verleitet sein, ihm den mächtigen Stein auszuhändigen. Und Thor kann sich vielleicht nicht selbst begegnen (falls es zu Zeitreisen kommen sollte, sind wir als alte „Doctor Who“-, „Zurück in die Zukunft“- und Co.-Fans ohnehin schon auf die Regeln dazu gespannt).
Wann spielt die Szene?
Eine Nebenüberlegung ist übrigens noch, wann die Szene spielt. Dass Clint Barton das Hakweye-Outfit trägt, macht uns ein wenig stutzig, begegnet ihm doch Black Widow (Scarlett Johansson) im langen Trailer in Ronin-Montur. Denkbar ist daher unter anderem, dass Natasha ihn findet, während er als Einzelgänger Ronin unterwegs ist, er dann aber mit seiner Rückkehr ins Team wieder zu Hawkeye wird.
Wenig halten wir übrigens von der weiteren Argumentation des Reddit-Nutzers. Er glaubt, dass die Szene in den ersten 20 Minuten spiele und leitet daraus ab, dass die Avengers ziemlich schnell alle Steine einsammeln, alles rückgängig machen und sich dann mit einer ganz anderen Bedrohung auseinandersetzen müssen. Er bezieht sich dabei auf eine Aussage von Kevin Feige, die er aber falsch verstanden hat. Dieser hat nämlich nie bestätigt, dass alles Vorschaumaterial aus den ersten 15 bis 20 Minuten des Films stammt. Diese angebliche Äußerung kommt aus einem Interview auf dem Roten Teppich der Golden Globes mit unserem geschätzten Kollegen Josh Horowitz von MTV News.
In dem hier euch auch eingebundenen Video bringt Horowitz selbst diese Zahl von 15 bis 20 Minuten auf, aus denen maximal Szenen im Marketing gezeigt werden könnten. Feige nennt es zwar „einigermaßen korrekt“ („somewhat accurate“), greift damit aber zum einen auch nur eine Formulierung von Horowitz auf und lässt sich eine riesige Hintertür mit diesen Worten und dem weiteren Verweis, dass es „ideal wäre, die Aufregung zu erzeugen, ohne irgendwelche von den vielen, vielen, vielen Geheimnissen zu verraten“.
Viel offener und unklarer kann eine Formulierung gar nicht sein – gerade, weil wir aus persönlicher Erfahrung wissen, wie spitzfindig Feige bei solchen Äußerungen ist. Das ist auf jeden Fall alles andere als eine Bestätigung, dass nur Material aus den ersten 15 bis 20 Minuten im Vorschaumaterial zu sehen sein wird. Schließlich hat man es auch bei „Avengers: Infinity War“ geschafft, die „Aufregung zu erzeugen, ohne Geheimnisse zu verraten“ und konnte dabei sogar – digital allerdings teilweise überarbeitete – Szenen vom Finale einbauen. Wann diese Szene spielt, können wir also beim besten Willen nicht sagen. Wenn es aber wirklich so ist, dass die übrigen Helden erst einmal ihren alten Freund Clint finden, er dann wieder zu Hawkeye wird und es anschließend in die Vergangenheit zurückgeht, dann bezweifeln wir, dass dies alle fix in 20 Minuten passiert.
Endgültig erfahren werden wir das erst im Kino: „Avengers 4: Endgame“ startet am 25. April 2019.