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    "Avengers 3: Infinity War": So führten uns die Macher mit den Trailern in die Irre

    Dass viele Szenen aus Trailern und sonstigen Vorschauen nicht in einem finalen Film landen, ist nicht ungewöhnlich. Doch bei zwei Szenen von „Avengers: Infinity War“ müssen wir davon ausgehen, dass die Macher uns bewusst in die Irre führen wollten.

    Walt Disney

    In den zahlreichen Trailern, Super-Bowl und TV-Spots zu „Avengers: Infinity War“ gibt es ein gutes Dutzend von Szenen, die so nicht im Film sind. Oft hält sich das im üblichen Rahmen. Hier wurde mal ein anderer Kamerawinkel im Film als im Trailer genutzt, dort ist die Szene eine Idee länger im Trailer und dann gibt es auch noch die üblichen Fälle, dass eine Szene es einfach nicht in den Film geschafft hat und auf dem Boden des Schneideraumes liegen bleibt (wie zum Beispiel der Moment, in dem Bruce Banner am Hulkbuster arbeitet). Doch mit zwei Szenen haben uns die Macher wohl ganz bewusst in die Irre geführt – und in einem Fall ist das gelungen.

    Der Hulk in Wakanda

    Marvel

    Es war eines der ersten Promo-Bilder, die Disney und Marvel veröffentlichten, und war auch eines der Highlights der ersten Trailer: Der Hulk läuft inmitten von unter anderem Captain America, Black Panther, dem Winter Soldier, Black Widow, Falcon, War Machine und einer Armee von Soldaten aus Wakanda auf ihre außerirdischen Gegner zu. Wie wir nun wissen, gibt es eine solche Szene überhaupt nicht – ganz im Gegenteil. Ein zentraler Punkt in „Avengers: Infinity War“ sind die verzweifelten Versuche von Bruce Banner, den Hulk wieder zum Vorschein zu bringen. Doch der hat keine Lust, nachdem er von Thanos in den ersten Minuten so spielend leicht verprügelt wurde.

    Da Bruce Banners Hulk-Probleme ein so zentraler Bestandteil sind, glauben wir auch nicht, dass man sich hier erst in einem späteren Verlauf dagegen entschied, Bruce Banner nicht als Hulk kämpfen zu lassen – ganz im Gegenteil. Schließlich spekulierten wir selbst bereits im Dezember 2017 anhand des bisherigen Materials, dass Bruce Banner im Hulkbuster stecken wird. Wir sind also ziemlich sicher, dass die Szene mit dem Hulk bewusst in die Trailer gepackt wurde, um noch nicht zu offenbaren, wie Bruce Banner den Hulkbuster steuert. Zudem war es die einzige Möglichkeit, die bei vielen Fans sehr populäre Figur in den Trailer einzubauen ohne die Thanos-Szene vorweg zu nehmen. Und letztere wollte man unbedingt geheim halten, teaserte sie vielmehr mit Aussagen wie dem Hinweis, dass wir nach fünf Minuten wissen werden, warum Thanos so gefährlich ist.

    Dieser Umstand ist auch kein Widerspruch zu den Aussagen der Regisseure Joe und Anthony Russo. Im Podcast Happy Sad Confused erklärten sie zwar Ende Januar 2018, dass sie keine alternativen Szenen gedreht haben, um damit Spoiler zu vermeiden oder Fans in die Irre zu führen, aber ein solcher Fall liegt hier auch nicht vor. Die Trailerszene dürfte direkt aus den Aufnahmen der Massenszenen für den Film stammen – auch wenn sich im finalen Film noch weitere Details von der Vorschau unterscheiden. Aufgrund der Ähnlichkeit in Form und Größe macht es in der Post-Produktion aber keinen so großen Unterschied, ob man den Hulk oder den Hulkbuster einbaut. Die Voraussetzungen für den Hulkbuster wurden am Set geschaffen, lassen sich aber für den Hulk – vor allem in einer kurzen Einstellung ohne Sprünge des Hünen – adaptieren. Man musste es also einfach nur in der Post-Produktion ändern und konnte uns so in die Irre führen.

    Zu wenig Steine für Thanos

    Marvel

    Auch der andere Versuch die Fans in die Irre zu führen, stammt aus der Post-Produktion. In der Trailer-Szene, in der Captain America versucht, Thanos aufzuhalten, trägt dieser gerade einmal zwei Infinity-Steine. Doch wie wir nach dem Film wissen, hatte er zu diesem Zeitpunkt schon fünf zusammen. Doch man wollte wohl den Seelenstein noch nicht enthüllen, schließlich war es der einzige Infinity-Stein dessen Aufenthalt vor „Infinity War“ noch komplett im Nebel lag.

    Dass Thanos mit dem Sammeln der Steine deutlich weiter kommt, offenbarte Marvel - ob absichtlich oder durch einen Fehler - aber kurz vor Kinostart. Wenige Tage vorher wurde noch einmal ein kompletter Spot veröffentlicht. Weil bei den normalen Versionen, die via YouTube und Co. verfügbar waren und an die Presse gingen, der Bildausschnitt so gewählt war, dass man die Steine nicht sieht, rutschte aber möglicherweise durch, dass man im Hochkant-Bild der Instagram-Version deutlich mehr von dem Titan sieht. So erfuhren wir da schon, dass Thanos zu einem Zeitpunkt des Films bereits vier Steine – darunter den Seelenstein – in seinem Besitz hat. Kurz nach der besagten Szene bekommt er dann den Zeitstein. Dass er diesen erobert wurde übrigens auf dem amerikanischen IMAX-Poster enthüllt. Dort machte man sich die Mühe vorne zwei Steine raus zu retuschieren, übersah aber den Zeitstein auf dem Daumen, weil er nur bei massiver Vergrößerung erkennbar war. Und verriet so sehr früh schon, dass Doctor Strange diesen im Laufe des Films verlieren wird.

    Wir Zuschauer wollen zu viel wissen!

    Dass die Macher mit Trailern uns in die Irre führen, hat übrigens mittlerweile Tradition und einen guten Grund. Der Zuschauer lechzt nach Informationen. Bereits 2015 machte Entertainment Weekly eine Umfrage unter Hollywoods bekanntesten und erfolgreichsten Trailer-Machern. Thema war damals eigentlich die Frage: Warum spoilern die Trailer so viel? Die Antwort: Weil es die Zuschauer wollen! Die Trailer-Macher verwiesen damals auf Tests mit Fokusgruppen, bei denen nach dem Zeigen von spoilerfreien und mit vielen Storydetails und damit Spoilern gefüllten Trailern herauskam, dass in 9 von 10 Fällen gilt: Umso mehr der Zuschauer über die Story erfährt, umso wahrscheinlicher wird sein Kinobesuch.

    Nun wollen aber gerade die Macher von Marvel so viel wie möglich vorher verheimlichen und stecken daher in einer Zwickmühle. Irreführende Trailer sind der Ausweg aus dieser. Sie verraten scheinbar sehr viel vom Inhalt (großer Kampf in Wakanda mit vielen Helden, Captain America nimmt es alleine mit Thanos auf) und liefern dazu eindringliche Bilder, aber wir verraten am Ende trotzdem sehr viele entscheidende und im Kino so noch überraschende Informationen nicht (Bruce Banners Hulk-Probleme, Thanos‘ schneller Fortschritt beim Sammeln der Steine).

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