Es ist der altbekannte Ablauf: Wenn eine Serie abgesetzt wird, melden sich danach alle Beteiligten via Twitter, Instagram und Co. und geben die immer gleichen Kommentare ab, wie traurig sie sind und wie sehr sich bei allen übrigen Beteiligten für die gemeinsame Zeit und natürlich bei den Fans für die tolle Unterstützung bedanken wollen. Auch nach dem Aus von „Daredevil“ gab es diese Kommentare von den Machern und den Schauspielern. Nur einer schwieg: Hauptdarsteller Charlie Cox (der allerdings auch keinen Twitter-Account hat, mit dem er schnell mal was in die Welt hinausblasen kann).
Dafür hat er sich nun gegenüber den Kollegen von Entertainment Weekly geäußert und gibt dabei auch etwas mehr Einblick als es in Twitter-Kurznachrichten möglich ist. Cox gibt dabei unumwunden zu, dass er selbst völlig von der Absetzung überrascht worden sei. Er sei sicher davon ausgegangen, dass die Serie weitergehen werde. Weiter erklärt er: „Die Wahrheit ist, wir hatten noch eine Menge Geschichten zu erzählen und auch wenn ich [die Absetzung] verstehe, bin ich darüber sehr traurig.“
"Daredevil"-Comeback unwahrscheinlich, aber nicht völlig ausgeschlossen
Über diese ausstehenden Geschichten redet er aber nicht. Er sei ziemlich begeistert von den Ideen gewesen, über die man bereits für die angedachte vierte Staffel geredet habe, glaube aber nicht, dass er diese konkret benennen sollte. Das würde nur zu Spekulationen im Internet führen und den Fans falsche Hoffnungen machen. Das wolle er nicht. Wir haben uns kurz nach der Veröffentlichung der dritten Season bereits Gedanken gemacht, wie es weitergehen könnte.
Trotzdem macht Cox den Fans selbst kleine Hoffnungen, in dem er erklärt, dass er gerne wieder Daredevil spielen würde. Ganz vielleicht könne er eines Tages das Baton (Daredevils Schlagstock) erneut in die Hand nehmen und weitermachen. Doch er wisse aktuell nicht, wie das jemals passieren sollte. Momentan sei es ein merkwürdiges Gefühl, daran zu denken, dass er womöglich nie mehr Daredevil spielen werde. Es sei schließlich seine Traumrolle gewesen und er habe es aufgrund der schauspielerischen und der physischen Herausforderungen durch die Kampfszenen geliebt.
Interesse an Serie wächst nach Absetzung?
Von Netflix gibt es keine genauen Details, warum die Serie abgesetzt wurde. Immer wieder machte in den vergangenen Tagen die Meldung die Runde, dass der Streamingdienst gar nicht die Absetzung entschieden habe, sondern Marvel die treibende Kraft gewesen sei. Quelle dieses Gerüchts ist unser Kollege Steven „Frosty“ Weintraub von Collider, der aber unmittelbar nach seiner Twitter-Andeutung ein Dementi nachschob, das in der Weitertragung des Gerüchts jedoch meist weggelassen wurde.
Netflix-Boss Ted Sarandos behauptete so auch bislang fest, dass die Vertragssituation so gestaltet sei, dass der Streamingdienst ganz alleine und ohne Einmischung von Marvel und Disney über Fortsetzung oder Absetzung der Serien entscheiden kann – aber nicht über die kreative Ausrichtung. Und so gab es wohl hinter den Kulissen bereits bei „Luke Cage“ große Meinungsverschiedenheiten, die damals zum Aus geführt haben.
Die Absetzung habe nun dazu geführt, dass „Daredevil“ einen Aufmerksamkeitsschub bekommen habe. Das Unternehmen Parrot Analytics untersucht, wie viel Netflix-Serien angeblich geschaut werden. Von dem Streamingdienst wurden die Ergebnisse in der Vergangenheit als „komplett falsch“ dementiert, eigene Zahlen gibt man aber so gut wie nie heraus. Parrot Analytics behauptet nun zumindest, dass „Daredevil“ in der vergangenen Woche – also vor und dann direkt rund um die Absetzung – die viertmeistnachgefragte Serie in den USA nach „Narcos“, „Chilling Adventures Of Sabrina“ und „Stranger Things“ gewesen sei. Allerdings muss man hinter diese genaue Platzierung ein kleines Fragezeichen machen.
Parrot Analytics (wo nur Zahlen für die USA erhoben werden) hat natürlich keinen Zugriff auf die Netflix-Daten und nutzt daher mehrere Messmethoden. Darunter fällt nach Angabe des Unternehmens auch die Auswertung der Social-Media-Diskussionen. Und dass über „Daredevil“ aufgrund der Absetzung in der vergangenen Woche stärker diskutiert wurde, überrascht wenig. Der Dienst stellt zudem klar, dass man nicht auswertet, wie viele Leute wirklich die Serie geschaut haben, sondern aus den unterschiedlichen Daten nur einen „Nachfrage“ genannten Gesamtwert ermittle. Andere Untersuchungen zeigen übrigens, dass es bei „Daredevil“ in der dritten Staffel womöglich einen sehr starken Zuschauereinbruch gab.
Fans haben sowieso einen ganz eigenen Schuldigen für das Ende der Serie ausgemacht – einen fiesen neuen Netflix-Boss: