Achtung, Spoiler! Wenn ihr „Venom“ noch nicht gesehen habt und nichts über die mögliche Verbindung zum MCU und Spider-Man wissen wollt, hört am besten jetzt auf zu lesen.
Durch den undurchsichtigen Rechtsstreit um Spider-Man und die mit ihm in Verbindung stehenden Figuren tappten Fans bis zur letzten Sekunde vor dem Kinostart von „Venom“ im Dunkeln, was Hinweise auf den Spinnenmann betrifft. Aber nun, wo wir den Film gesehen haben, wissen wir: Er hat keinen Auftritt. Lässt man die After-Credit-Scene, in der uns eine spektakuläre Sequenz aus dem Animationsfilm „Spider-Man: A New Universe“ präsentiert wird, außer Acht, werden weder Peter Parker noch Spider-Man auch nur mit einem Wort erwähnt. Ja, man tut geradezu so, als gäbe es das Marvel Cinematic Universe gar nicht – und gibt stattdessen lieber dem langjährigen Konkurrenten DC eine Bühne.
Superman statt Spider-Man
Besonders aufmerksamen Fans ist dieses winzig kleine Detail wohl aufgefallen, die meisten Zuschauer dürften das unscheinbare Wörtchen aber gar nicht wahrgenommen haben: In der Szene, in der die Schwachstellen von Venom angesprochen werden, erwähnt Eddie Brocks Ex-Freundin Anne (Michelle Williams), dass eine bestimmte Tonfrequenz das Kryptonit des Symbionten wäre. Kryptonit? Stammt das Mineral nicht vom Heimatplaneten Supermans? Woher wissen Figuren aus dem Marvel-Kosmos denn derartige Details aus der Welt von DC?
Nun, es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten, um Annes krypt(on)ischen Satz zu erklären: Entweder „Venom“ spielt ganz einfach in der sogenannten Realität, im Hier und Jetzt, wie auch wir es kennen – nur eben mit dem Unterschied, dass ein paar fiese Schleimbatzen aus dem All für Furore sorgen. Unter diesen Umständen würde es durchaus Sinn ergeben, dass es in der Welt von Eddie Brock (Tom Hardy) & Co. auch dieselben, uns bekannten Comics gibt. Oder aber – und das ist wohl die unwahrscheinlichere Option – man hat sich nach dem rechtlichen Hick-Hack um die Figuren aus dem „Spider-Verse“ einfach auf die Seite der Konkurrenz geschlagen. So oder so, Michelle Williams hat diesen Satz wohl nicht bloß zufällig aufgebrummt bekommen und bietet damit die perfekte Plattform, um abstruse Fan-Theorien zu spinnen!
Nicht die erste Anspielung
Wer sich (vielleicht ein wenig schmunzelnd) fragt, was es denn nun wirklich mit Annes Bemerkung auf sich hat, sollte vielleicht wissen, dass Spider-Man und Superman keineswegs zum ersten Mal in Verbindung gebracht werden. Die beiden zählen zweifelsohne zu den beliebtesten Superhelden von Marvel und DC und haben im Laufe der Zeit deswegen auch eine Vielzahl an Reinkarnationen durchgemacht, darüber hinaus waren Comics aber schon immer die perfekte Plattform für Crossovers der verrücktesten Art. So haben sich Marvel und DC im Jahr 1976 schon einmal zusammengetan, um zwei ihrer größten Ikonen in „Superman gegen Spider-Man“ aufeinandertreffen zu lassen. Warum also ausschließen, dass Ähnliches auch im Kino geschehen könnte?
In „Spider-Man“, dem ersten Teil der Trilogie mit Tobey Maguire in der Rolle des Titelhelden, ließ es sich Regisseur Sam Raimi ebenfalls nicht nehmen, auf die Jahrzehnte überdauernde Beziehung zwischen Kal-El und der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft hinzuweisen – etwa wenn sich Peter Parker erstmals daran versucht, ein Netz zu Spinnen und dabei Superman zitiert („Up, up and away“) oder wenn ihn Tante May darauf hinweist, dass er zu viel Verantwortung auf sich nimmt: „Du bist nicht Superman“, lässt sie ihren Neffen wissen. Nun, er mag nicht Superman sein, so manche Gemeinsamkeit mit dem Mann aus Stahl lässt sich dann aber doch nicht leugnen.