Achtung, Spoiler! Wer nicht wissen will, ob Spider-Man in „Venom“ vorbeischaut und was das für die Zukunft bedeutet, hört am besten an dieser Stelle auf zu lesen.
Bösewicht/Antiheld Venom ist nicht nur eine der bekanntesten, sondern gleichzeitig auch eine der beliebtesten Figuren aus den Comics rund um die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft. Spider-Man bzw. Peter Parker selbst (der nach Tobey Maguire und Andrew Garfield aktuell von Tom Holland verkörpert wird) schwingt sich mittlerweile durch das Marvel Cinematic Universe (MCU), wo er den Avengers den Rücken stärkt. Aber ist er nun auch in „Venom“ zu sehen? Nun, diese Frage kann mit einem klaren „Nein“ beantwortet werden.
In einer anderen Dimension...
„Venom“ ist nicht Teil des MCU, sondern funktioniert gänzlich eigenständig. In der Welt von Eddie Brock (Tom Hardy) und seiner geliebten Anne (Michelle Williams) gab es für den Investigativ-Reporter also nichts zu berichten von nordischen Göttern, sprechenden Waschbären, Außerirdischen und dem Ende der (halben) Menschheit. Und Spider-Man? Peter Parker? Auch der wird mit keinem Wort erwähnt – und das obwohl die Schicksale von Peter und Eddie in den Marvel-Comic-Vorlagen so eng miteinander verknüpft sind. Zuvor war es dort nämlich Peter, der mit dem außerirdischen Symbionten verschmolzen ist und ihm so auch erst sein Spider-Man-ähnliches Aussehen verlieh.
Anders als von vielen erhofft, ist aber auch in der (ersten) „Venom“-Abspannszene nichts von Spider-Man zu sehen. Dennoch kommt der „Venom“-Abspann letztlich nicht ganz ohne den Wandkrabbler aus – wenn auch vielleicht anders als gedacht. Am Ende der Credits wird nämlich eine spezielle Sequenz gezeigt, in welcher Venoms ursprünglicher Wirt dann doch noch seinen großen Auftritt hat – und dem titelgebenden Parasiten in letzter Sekunde auch glatt die Show stiehlt.
Animierte Abspannszene
Das, was in den letzten Abspannminuten von „Venom“ zu sehen ist, hat mit dem Film selbst nichts mehr zu tun, sondern ist vielmehr losgelöste Promo für ein ganz anderes Projekt (und wird daher nicht umsonst mit den Worten „Währenddessen in einem anderen Universum“ eingeleitet). Ja, die Post-Credit-Szene, die sich das Studio Sony für den Schluss aufgehoben hat, stößt einen regelrecht vor den Kopf. Denn die geht nicht nur um ein Vielfaches länger als die Mid-Credit-Szene, sondern präsentiert uns auch noch eine völlig neue Welt – und zwar die von „Spider-Man: A New Universe“.
Wir treffen auf Miles Morales, den Protagonisten des Animationsfilms, wie er gerade vor Peter Parkers Grabstein steht, als ihn dieser plötzlich – mehr oder weniger quicklebendig – überrascht. Die Ereignisse überschlagen sich, sodass die Polizei auf einmal Jagd auf die beiden macht. Blöd nur, dass Peter gerade bewusstlos geworden ist.
Als den beiden dann auch noch einer der Schurken aus dem Film begegnet – es wird neben zahlreichen Bösewichten auch eine Vielzahl an „Spinnenmenschen“ zu sehen geben –, entpuppt sich der Ausblick auf „A New Universe“ endgültig als ebenso komisches wie spektakuläres Mini-Abenteuer. Spätestens wenn Ex-Spidey Peter Parker völlig benommen durch die Luft wirbelt und dabei zwischenzeitlich sogar das Antlitz eines Schneemanns annimmt, während sein Leben buchstäblich am seidenen Faden hängt, ist das purer Slapstick.
Die Verbindung zwischen "Spider-Man" und "Venom"
Spideys Auftritt bringt ungemeinen Schauwert mit, der nicht zuletzt auch dem frischen und originellen Animationsstil zu verdanken ist. Aber wie steht das Gezeigte nun in Verbindung zu „Venom“? Hier kann tatsächlich nur gemutmaßt werden. Nutzt man den Film als Werbeplattform für Spider-Mans animiertes Abenteuer, das am 13. Dezember 2018 in die Kinos kommt? Zweifelsohne. Wollte man dem Zuschauer ein gutes Gefühl geben, wenn er den Kinosaal verlässt? Mit Sicherheit. Kann das aber trotzdem auch als kleiner Hinweis darauf verstanden werden, dass man Spider-Man und Venom eines Tages zusammenbringen wird? Vielleicht.
Auch aufgrund der komplizierten Rechtslage war in „Venom“ nun kein Platz für Spider-Man, noch nicht. Denn auch wenn Sony die Filmrechte an sämtlichen Figuren aus der Welt von Spider-Man hat, der Spinnenmann selbst ist dank eines Deals mit den Marvel Studios inzwischen, wie erwähnt, Teil des MCU. Gänzlich ausgeschlossen ist aber nicht, dass Spidey und Venom eines Tages auch wieder auf der großen Leinwand aufeinandertreffen, sollten die beiden Studios zu einer ähnlichen Einigung bei weiteren Figuren kommen – Zeit sollte dafür genug sein, immerhin hat Tom Hardy bereits für insgesamt drei „Venom“-Filme unterschrieben.
Schon zuvor wurde spekuliert, dass Sony bei „Venom“ auch deshalb eine Altersfreigabe für ein jüngeres Publikum angepeilt hat, um ein späteres Zusammentreffen mit Spider-Man zu vereinfachen, dessen Kino-Abenteuer die gleiche Freigabe wie nun „Venom“ haben. Wenn es nämlich nach Sony (und übrigens auch Regisseur Ruben Fleischer und Hauptdarsteller Tom Hardy) geht, hätte man sich wohl schon eine inhaltliche Verbindung zum neuen Spider-Man gewünscht. Angeblich war es aber Marvel-Studios-Chef und Avengers-Mastermind Kevin Feige, der sich dagegen gestemmt hat. Sony versucht daher nun, mit Spider-Man-Bösewichten und -Nebenfiguren ein eigenes Comic-Franchise aufzubauen. Nach „Venom“ sollen demnächst unter anderem noch Ableger zu „Morbius, The Living Vampire“ und „Black Cat“ kommen.
Stan Lees Cameo
Und dann ist da auch noch Stan Lees Gastauftritt, der in einer Marvel-Verfilmung natürlich auch nicht fehlen darf, diesmal aber besonders lange auf sich warten lässt – und im ersten Moment fast schon belanglos wirkt. Der mittlerweile 95-jährige „Spider-Man“-Co-Schöpfer führt nämlich bloß seinen Hund aus, als er plötzlich auf Eddie Brock trifft und ihm einen Tipp zur augenscheinlich gescheiterten Beziehung mit Ex-Freundin Anne gibt: Er solle nicht locker lassen, dann würden sie schon noch zusammenkommen. Oder sprach er hier insgeheim doch eher von Disney und Sony, von Spider-Man und Venom?