Überraschend genug, dass ein Filmstudio unglaubliche 130 bis 180 Millionen Dollar in die Hand nimmt, um einen Hai-Actioner zu produzieren, wo dieses Genre im vergangenen Jahrzehnt doch eher zu einem Low-Budget-Kuriositätenkabinett mutiert ist (für dasselbe Geld hätte man übrigens ganze 70 „Sharknado“-Teile drehen können, auch wenn das eine wahrhaft gruselige Vorstellung ist).
MegAber die Rechnung scheint tatsächlich aufzugehen: Obwohl der Film ziemlich eindeutig auf den chinesischen Markt zugeschnitten ist, hat er am ersten Wochenende in den USA mehr als 44 Millionen Dollar (und damit mehr als doppelt so viel wie zuvor von Experten erwartet) eingespielt. Mit diesem Erfolg erhöhen sich zugleich natürlich auch die Chancen auf eine oder mehrere Fortsetzungen – und für die gäbe es auch genügend Stoff, schließlich basiert „Meg“ auf einem Roman von Steve Alten, zu dem seit seiner Erstveröffentlichung 1997 bereits stolze sechs (!) Fortsetzungen erschienen sind.
ACHTUNG SPOILER: Wenn ihr nicht wissen wollt, wie es in der Romanvorlage weitergeht oder wie der Film endet, scrollt am besten ganz nach unten und erfreut euch am aberwitzigen Trailer zu „Meg“!
Mehr Monster
Wenn im ersten Band einer Reihe bereits ein mehr als 20 Meter großes Urzeit-Monster Jagd auf seine geradezu mickrigen menschlichen Widersacher macht - wie soll man das dann noch steigern? Klar, mit noch mehr Monstern! Tiere vermehren sich eben - und der prähistorische Megalodon macht da keine Ausnahme! Im zweiten Buch mit dem Titel „Meg: Höllenschlund“ präsentiert Autor Steve Alten nämlich das Kind des im ersten Teil (heimlich) schwangeren Mega-Hais: Dem weiblichen Baby-Megalodon mit dem unschuldig klingenden Namen Angel wird es jedoch von Anfang an schwer gemacht. Erst überlebt die Hai-Dame ihre Geburt als einziges von drei Geschwistern, dann stirbt auch noch ihre Mutter und zu guter Letzt wird sie auch noch eingefangen und den sensationslüsternen Blicken der Besucher des Tanaka Instituts ausgesetzt.
Nachdem Angel vollentwickelt auf eine Größe von mehr als 20 Metern heranwächst (und damit immerhin eine Länge von vier hintereinandergereihten VW-Bussen erreicht), kann sie schließlich fliehen. Sie hält sich fortan am Marianengraben auf, wo sie bei der Paarung mit einem anderen Megalodon beinahe ums Leben kommt. Dabei ist es ausgerechnet Jonas Taylor, also der Tiefseetaucher, der sie einst gefangen hat, der ihr das Leben rettet. Doch bevor ihr euch jetzt ausmalt, wie die beiden nach ihrer gemeinsamen Geschichte Arm in Flosse gen Sonnenuntergang schwimmen, solltet ihr wissen, dass im vierten Band „Hell’s Aquarium“ für Angel jede Hilfe zu spät kommt. Denn in den Tiefen der Ozeane leben noch mehr Monster - und die lassen selbst einen riesigen Megalodon zierlich wirken. Ein fast 40 Meter großer Liopleurodon bringt die Meg-Dame endgültig zur Strecke, nachdem diese sich in einem Fischernetz verfangen hat.
Von nun an steht aber nicht nur der gigantische „Lio“, der zur Gattung der Pilosaurier zählt und die Nahrungskette einst mit weitem Abstand anführte, als neuer Antagonist im Mittelpunkt der Geschichte - in weiteren Bänden wird außerdem die Geschichte einer neuen Generation der Urzeit-Monster erzählt, u. a. von Angels Nachkömmlingen: Die Geschwister Bela und Lizzy, die im größten Aquarium der Welt zur Schau gestellt werden sollen, entrinnen dabei der Gefangenschaft und ziehen anschließend bis in das Salische Meer, wo einmal mehr Jonas Taylor (und seine Truppe) Jagd auf die beiden macht. Gleichzeitig hat Taylor, der sich nach seiner ersten Begegnung mit den prähistorischen Riesen beruflich umorientiert hat und mittlerweile Paläontologe ist, auch noch den Liopleurodon-Nachwuchs Tonga auf dem Radar. So verschlägt es ihn auch in den 200 Millionen Jahre alten, weltumspannenden Ozean Panthalassa, den sogenannten Urpazifik, der bis heute als eines der unerforschtesten Gebiete der Erde gilt, in dem in den Büchern nach wie vor längst ausgestorben geglaubte Kreaturen regieren.
Während sich Bela und Lizzy also gemeinsam versuchen durchzuschlagen, ist Tonga ganz auf sich allein gestellt. Aber nicht nur die häusergroßen Meeresbewohner haben mit den Herausforderungen des täglichen (Über-)Lebens zu kämpfen, auch die Menschen - allen voran Jonas Taylor. Denn seitdem der erste ausgestorben geglaubte Megalodon die Geschichte neu schrieb, sind inzwischen weit mehr als 20 Jahre vergangen. Und in denen hat sich nicht nur in den tiefen des Ozeans, sondern auch an Land so einiges geändert.
Eine Familienangelegenheit
Nicht nur die tierischen, zu Antagonisten verdammten Figuren der Geschichte, haben ein Familienleben - auch Jonas Taylor, der in „Meg“ von Actionstar Jason Statham verkörpert wird. Der Schauspieler ist übrigens gut elf Jahre älter als seine Rolle im (ersten) Roman, aber seien wir mal ehrlich: Statham würde auch für 39 durchgehen!
Auch Taylor vermehrt sich - zweimal, um genau zu sein. Dabei ist es vor allem sein Sohn David, der in die Fußstapfen seines Vaters zu treten versucht, dadurch aber eben auch die Schattenseiten dessen Lebensstils kennenlernt. Denn David, der im Laufe der Reihe zum Mann heranwächst, verliert seine geliebte Freundin Kaylie im Kampf mit dem gigantischen Liopleurodon und sinnt nach seinem schmerzlichen Verlust auf Rache. Er stürzt sich Hals über Kopf in ein Duell zwischen David und Goliath, aus dem letzten Endes niemand als Sieger hervorgeht. Jonas’ Sohn wird nämlich von alptraumhaften Wahnvorstellungen heimgesucht und leidet später sogar an einer Depression, die ihn zu Suizidgedanken treibt. Er ist nicht mehr der, der er einmal war, seit die Urzeit-Monster Witterung aufnahmen und sein Leben in tausend Fetzen rissen.
Als wäre das alles für Jonas Taylor nicht schon genug, bekommt es der Familienvater im fortgeschrittenen Alter auch noch mit einem Feind zu tun, der selbst den größten Megalodon in den Schatten stellt. Mittlerweile über 60, leidet er an Krebs im fortgeschrittenen Stadium - und eine mögliche Heilung liegt ausgerechnet da verborgen, wo er eigentlich nie wieder hin wollte: im Ozean von Panthalassa.
Die Bücher sind schon jetzt kult
Unabhängig davon, ob „Meg“ seine Konkurrenten an den Kinokassen im Vorbeischwimmen vertilgt oder sich die Zähne an ihnen ausbeißt - die Geschichte des Urzeit-Kolosses ist zumindest in Buchform schon jetzt kult. Ob auch Jon Turteltaubs Leinwandadaption den Kultstatus der Romanvorlage erreichen und ebenso viele Fortsetzungen nach sich ziehen wird, bleibt abzuwarten (und darf stark angezweifelt werden). Die Bücher hingegen, die bis auf die ersten beiden Teile bislang lediglich auf Englisch erschienen sind, erfreuen sich bei Fans nach wie vor ungemeiner Beliebtheit. Die sprechen etwa von einem „Pageturner“, der zwar „kein Shakespeare“, aber dennoch ganz schwer aus der Hand zu legen sei: „Wie ‚Der weiße Hai‘ - nur besser!“