Es sorgte 2017 für einen Aufschrei, als im Vorfeld von „Die Schöne und das Biest“ durchsickerte, dass die von Josh Gad gespielte Figur LeFou als schwul dargestellt wird. Es gab Verbote und Boykottaufrufe, einzelne Kinos in konservativen Gegenden nahmen den Film aus dem Programm – und am Ende war der ganze Aufruhr sogar noch grundlos.
Denn in dem Realfilm wird nur sehr subtil eine mögliche Homosexualität angedeutet und so bleibt LeFou am Ende nur in einer Reihe von Figuren, in der er schon nach dem Animationsfilm stand: Jene Liste von Disney-Charakteren, bei denen viele Fans glauben, dass sie homosexuell sind, bei denen es aber keine Gewissheit gibt. Und Disney hatte auch im Jahr 2017 noch keinen einzigen Kinofilm mit einer offen homosexuellen Figur.
Britischer Komiker sorgt für Historisches
Doch das soll sich nun ändern. In „Jungle Cruise“ mit Dwayne Johnson und Emily Blunt spielt der britische Komiker Jack Whitehall den Bruder von Emily Blunts Figur, der laut einer Insider-Quelle der Sun sehr „effeminiert, affektiert und lustig“ sei und gleich klar mache, dass er null Interesse an Frauen habe. Er sei damit nun wirklich die erste offen homosexuelle Figur in einem Disney-Film, was noch einmal zusätzlich besonders ist, da „Jungle Cruise“ nicht in der Gegenwart, sondern im 19. Jahrhundert angesiedelt ist. Da die Information aber von der Sun, einem berühmt-berüchtigten Boulevardblatt, stammt, muss man noch ein Fragezeichen dahinter machen.
In dem auf einem Fahrgeschäft in Disneys Vergnügungspark basierenden Film von Regisseur Jaume Collet-Serra („Unknown Identity“, „Non-Stop“, „The Commuter“) machen sich ein Kapitän (Johnson) und ein Geschwister-Duo (Blunt und Whitehall) auf die Suche nach einem magischen Baum. Verglichen wird der Film bereits mit „Fluch der Karibik“, der ebenfalls auf einem Disney-Fahrgeschäft basiert. Der Mäusekonzern erhofft sich auch von dem am 7. November 2019 in den Kinos startenden „Jungle Cruise“ den Auftakt zu einem Franchise.
Das ist Jack Whitehall
Jack Whitehall ist ein Star in Großbritannien und seit Jahren vor allem als Stand-Up-Komiker, Autor und TV-Moderator bekannt. Zu seinen größten Erfolgen als Schauspieler gehört die Hauptrolle in der von ihm auch geschriebenen TV-Serie „Bad Education“ sowie dem anschließenden Kinofilm „The Bad Education Movie“. In der jüngeren Vergangenheit machte er unter anderem für Netflix eine Doku-Serie („Jack Whitehall: Travels With My Father“), für die gerade auch eine zweite Staffel entstand.
Aktuell drängt Whitehall auch verstärkt nach Hollywood. Nach einer kleinen Nebenrolle in „Mother's Day: Liebe ist kein Kinderspiel“ ist er so ab dem 1. November 2018 in Disneys „Der Nussknacker und die vier Reiche“ an der Seite von Keira Knightley zu sehen.
Babyschritte für Familienunternehmen Disney
Eigentlich sollten im Jahr 2018 homosexuelle Filmfiguren auch in Hollywood selbstverständlich sein, doch beim Familienunternehmen Disney tut man sich damit bekanntlich besonders schwer. Wohl auch aus Angst, konservative Zuschauer zu verprellen, gibt es hier nur kleine Schritte – auch weil (siehe die eingangs erwähnten Boykottankündigungen bei „Die Schöne und das Biest“) es immerzu die Beschwerden gibt. Daher hat sich in der Vergangenheit die Homosexualität einer Figur auf Andeutungen und nachträgliche Äußerungen der Macher beschränkt.
2017 sorgte Disney übrigens bereits für Aufsehen, als er in „Star gegen die Mächte des Bösen“ zum ersten gleichgeschlechtlichen Kuss in einer Serie des Unternehmens kam. Besonders begeistert wurde damals auch aufgenommen, wie beiläufig und normal die Szene eingebaut war.