Eigentlich ist die finstere Antihelden-Geschichte um den Journalisten Eddie Brock, dessen Körper von einem außerirdischen Symbionten als Wirt benutzt wird, prädestiniert dafür, ein erwachsenes Publikum anzusprechen. Vor allem nach den Erfolgen von „Logan”, „Deadpool” sowie der Fortsetzung „Deadpool 2”, die in den USA allesamt ein sogenanntes R-Rating erhielten (freigegeben ab 17 Jahren, hierzulande dann meist FSK16), lag die Vermutung nahe, dass die Sony-Produktion „Venom” ebenfalls mit einem erhöhten Gewaltgrad daherkommen wird. Aber Variety dämpft diese Hoffnungen nun ganz gewaltig: Das Branchenmagazin berichtet nämlich, dass „ein paar Experten bei Sony glauben, dass der Film die Grenzen des PG-13-Ratings austesten soll, jedoch ohne diese zu überschreiten”.
Ein PG-13-Rating für Spider-Man
Viele Fans, die sich auf einen harten „Venom” gefreut hatten, dürfte diese Nachricht nun schwer enttäuschen. Vor allem auch, weil die (noch nicht engültig bestätigte) Entscheidung nicht gefällt wurde, da eine niedrigere Altersfreigabe dem Film mit Tom Hardy („Dunkirk”) in der Hauptrolle zuträglich wäre, sondern weil wie so oft der Franchise-Gedanke alles andere überstrahlt: „Venom” soll nämlich kein R-Rating bekommen, damit es in möglichen Fortsetzungen leichter ist, Auftritte des derzeit von Tom Holland gespielten MCU-Spider-Man (Venom ist ein Erzfeind des Spinnenmannes) oder anderen Marvel-Helden einzubauen.
Weil alle „Spider-Man”-Filme (wie alle weiteren MCU-Filme) wohl auch in Zukunft weiterhin PG-13-Ratings erhalten werden, wäre der Helde aus diesem familienfreundlichen Blockbustern nicht mit einem düsteren und brutalen R-Rated-„Venom” kompatibel. Und um sich die Chance auf mögliche Crossover-Filme nicht zu verbauen, ziele man bei Sony nun auf eine Altersfreigabe ab 13 Jahren und insgesamt auf einen lockereren Ton ab. Aus diesem Grund seien Hauptdarsteller Tom Hardy und Regisseur Ruben Fleischer („Zombieland”) derzeit damit beschäftigt, der Geschichte um Eddie Brock mehr Humor zu verleihen.
Wie kann es überhaupt zum Crossover kommen?
Viele Fans dürften sich nun natürlich fragen, wie Tom Hardys Venom und Tom Hollands Spider-Man überhaupt aufeinandertreffen können, wo Ruben Fleischer Anti-Helden-Actioner doch nicht Teil des MCU ist. In der Vergangenheit gab es dazu widersprüchliche Aussagen, da Kevin Feige wiederholt klarstellte, dass es kein Crossover zu „Venom” gebe, während Sony-Produzentin Amy Pascal ausführte, dass alles in einer Welt spiele. Viral ging dabei die Aussage in einem FILMSTARTS-Interview, als sie erstmals die Äußerung über die gemeinsame Welt tätigte und Kevin Feige mit einem sehr verdutzten Blick reagierte.
Der Hintergrund für diese Widersprüche ist die offene Vertragssituation zwischen Disney/Marvel auf der einen und Sony auf der anderen Seite. Es kursiert momentan die (allerdings noch nicht gesicherte) Information, dass nach dem kommenden „Spider-Man: Far From Home” der aktuelle Deal, der Sony wohl auch verbietet, Spidey für ihre eigenen Filme zu nutzen, ausläuft. Nach dem Ende dieses Deals könnte Sony aber wohl Tom Hollands Spidey in das eigene Universum überführen und er wäre nicht mehr Teil des MCU. Unklar ist übrigens, ob das angebliche Spider-Man-Auftrittsverbot sich auch auf Peter Parker erstreckt. Da die Verträge natürlich geheim sind, kann in diesem ganzen Bereich allerdings aktuell nur spekuliert werden.
Darum macht die Jugendfreigabe ein Fragezeichen hinter "Venom"
Viele Fans reagieren nun natürlich sehr enttäuscht auf die Gerüchte, dass „Venom” womöglich kein R-Rating bekommt. Das hat mehrere Gründe: Ganz abgesehen davon, dass Sony damit diese Fans ein wenig vor den Kopf stößt, wächst so natürlich auch bei einigen potentiellen Zuschauern die Skepsis hinsichtlich der Qualität des Films. Denn es wird nun natürlich vermutet, dass man beim Mega-Konzern so wenig Vertrauen in den eigenen Film und vor allem auch in dessen Titelheld hat, dass man bereits jetzt alles dafür tut, um durch Gastauftritte ein Stück vom großen MCU-Kuchen abzubekommen.
Dabei muss neben der Entschärfung des Härtegrades noch so einiges passieren, bevor es tatsächlich zu einem Crossover kommen kann: Zunächst muss „Venom” nämlich ein Hit an den Kinokassen werden, damit überhaupt ein Sequel bestellt wird.
Tom Hardys Inspirationsquellen
Dass es in „Venom” auch eine gute Portion Humor geben soll, schlägt sich wohl auch in den Vorbildern nieder, die Tom Hardy für seine Darstellung von Eddie Brock und dessen Alter Ego Venom wählte. Im Interview mit Esquire verriet der Brite nämlich, was ihn inspirierte: „Das gequält-neurotische an Woody Allen und der gesamte Humor, der daraus entsteht. Und Conor McGregor... seine übermäßige Gewalt, aber nicht das ganze Gelaber. Und zuletzt Rapper Redman, und dessen Kontrolllosigkeit.”
Während MMA-Kämpfer Conor McGregor wohl eher den Symbionten in Eddie Brock inspirierte, wird Woody Allen und dessen verschrobener Humor sicherlich auf Tom Hardys Darstellung des Journalisten in seiner menschlichen Form abfärben.
Ein neues Bild zu "Venom"
Zu guter Letzt hat Entertainment Weekly noch exklusiv ein neues Szenenbild einer bereits aus dem jüngsten Trailer bekannten Sequenz aus „Venom” veröffentlicht, auf dem man den Symbionten in voller schwarz-weiß-ädriger Pracht zu sehen ist. Aber werft selbst einen Blick darauf:
Neben Hauptdarsteller Tom Hardy werden in „Venom” auch Michelle Williams („Greatest Showman”), Riz Ahmed („Rogue One: A Star Wars Story”), Jenny Slate („Hotel Artemis”) und Woody Harrelson („Solo: A Star Wars Story”) zu sehen sein. Am 3. Oktober startet die Comicverfilmung in den deutschen Kinos.