Auf 24 Filme und sechs verschiedene Hauptdarsteller kann man bei der offiziellen „James Bond“-Reihe nun schon zurückblicken. Bei der Frage nach dem einzig wahren 007-Mimen scheiden sich natürlich immer noch die Geister, ganz vorne mit dabei ist aber für viele Fans Sean Connery, der 1962 zum ersten Mal in die Rolle des Doppelnullagenten schlüpfte. „James Bond jagt Dr. No“ war zugleich auch der offizielle Auftakt der Erfolgsreihe. Als Sean Connery nach fünf Filmen ausgestiegen ist und sein vorübergehender Nachfolger George Lazenby nicht so gut ankam, wurde er für eine Rekordsumme zurückgeholt und übernahm in „Diamantenfieber“ noch einmal seine Paraderolle. Danach war endgültig Schluss mit der Spionagearbeit.
Doch das stimmt nicht ganz (und wir reden hier – noch – nicht von „Sag niemals nie“): Wie aus einem Artikel von BBC hervorgeht, war der gebürtige Schotte Mitte der 1970 er Jahre fünf Jahre später an der Drehbuchentwicklung eines neuen James-Bond-Films namens „Warhead“ beteiligt, allerdings wurde das Skript nie umgesetzt. Was steckt dahinter?
Connery arbeitete 1976 zusammen mit Kevin McClory an dem besagten Skript. McClory hatte bereits 1958 vom Autor der Original-Romane Ian Fleming grünes Licht für einen Bond-Film bekommen und die beiden haben daraufhin zusammen eine komplett neue Geschichte ersonnen, statt auf eines von Flemings Büchern zurückzugreifen. Doch aus der Verfilmung wurde nichts, stattdessen nutzte Fleming die gemeinsame Story für seinen neuen Bond-Roman „Feuerball“, der 1961 veröffentlicht wurde. Davon war McClory wiederum alles andere als begeistert und verklagte den Schriftsteller.
007 als Karate-Kid gegen nukleare Robo-Haie
Danach wurde es kurios: McClory gewann vor Gericht und bekam die Rechte an „Feuerball“. Albert R. Broccoli und Harry Saltzman, welche die Bond-Reihe aus der Taufe hoben und betreuten, handelten mit McClory einen Deal aus, um „Feuerball“ dennoch verfilmen zu dürfen: Er bekam bei der Verfilmung von „Feuerball“, in dem Sean Connery zum vierten Mal den Mann mit der Lizenz zum Töten gab, 1965 eine Namensnennung als Produzent und die Zusage, zehn Jahre nach Erscheinen des Films ein Remake machen zu dürfen. Jene Neuauflage sollte dann 1976 „Warhead“ werden und an dieser hat schließlich auch Sean Connery mitgearbeitet.
Damals wurde James Bond bereits von Roger Moore verkörpert. Der mittlerweile verstorbene Sir prägte wie kein zweiter 007-Darsteller eine vergleichsweise bunte und komödiantische Ära der Bond-Filme. Die Geschichte von „Warhead“ fiel jedoch noch ein gutes Stück merkwürdiger aus als die Auftritte von Moore: So sollte James Bond unter anderem auf der Spitze der Freiheitsstatue gegen einen Roboter-Atombomben-Hai kämpfen und in einer anderen Szene seine Widersacher ganz untypisch mit Karate bekämpfen.
Alle "James Bond 007"-Filme gerankt – vom schlechtesten bis zum besten!McClory wollte den Film nicht mit Broccoli und Saltzman realisieren und entschied sich dafür dafür, den Titel unabhängig von der eigentlichen „James Bond“-Reihe auf die Beine zu stellen. Also ging er zu Paramount, wo man zunächst auch anbiss. Broccoli und Saltzman arbeiteten in derselben Zeit jedoch am neuen offiziellen 007-Abenteuer „Der Spion, der mich liebte“, das so einige Parallelen zu „Warhead“ aufweist. Der Film spielt nämlich genauso wie „Feuerball“/„Warhead“ zu einem großen Teil auf und unter dem Meer, außerdem hegt der Bösewicht Stromberg (Curd Jürgens) ebenfalls eine Schwäche für Fische.
McClory war aufgrund der Ähnlichkeiten erneut so aufgebracht, dass er eine einstweilige Verfügung gegen die Bond-Bosse Broccoli und Saltzman erwirkte, die das mit gleicher Münze heimzahlten. Die Auseinandersetzung lief immer mehr aus dem Ruder, bis das Ganze sowohl Sean Connery als auch Paramount zu bunt wurde: Der Schauspieler und Co-Autor sowie der Verleiher stiegen aus und das Projekt wurde eingestellt, „Warhead“ sollte nie gedreht werden.
Sag niemals nie…
So erschien 1977 der zehnte offizielle Bond-Film „Der Spion, der mich liebte“ mit Roger Moore in der Hauptrolle sowie United Artists als Verleih und wurde ein großer Erfolg. Die Akte McClory schien endgültig vom Tisch zu sein und es sah so aus, als würde Sean Connery nie wieder in die Rolle seines Lebens schlüpfen, doch Bond-Fans wissen: Weit gefehlt! 1983 erschien nämlich ein Film mit dem so spitzzüngigen wie treffsicheren Titel „Sag niemals nie“, ein Remake von „Feuerball“ mit Sean Connery als James Bond, Kevin McClory als Produzent und „Star Wars: Das Imperium schlägt zurück“-Regisseur Irvin Kershner auf dem Regiestuhl.
Da „Sag niemals nie“ nicht zu den Broccoli-Saltzman-Produktionen gehört, wird er nicht als offizieller James-Bond-Film anerkannt, wenn man ihn jedoch heute betrachtet, sind unheimlich viel Selbstironie und Seitenhiebe gegen die Hauptreihe zu erkennen, auch mit zahlreichen Genre-Klischees wird bewusst gespielt. Man könnte fast meinen, Sean Connery wollte mit seiner eigenen, ikonenhaften Rolle (mit der er übrigens nie wirklich warm wurde), persönlich abrechnen.
Auch in "Spectre" lebt der Geist von McClory
Auch wenn der von Connery mitgeschriebene „Warhead“ nie realisiert wurde, prägte er doch zumindest indirekt die Filmografie des Doppelnullagenten. Den wahrscheinlich berühmtesten Widersacher Bonds, Ernst Starvo Blofeld wie auch dessen Organisation Spectre, würde es wohl ohne McClory gar nicht erst geben, da dieser den Bösewicht einst erdacht haben soll, als er mit Fleming das Skript für den nicht realisierten ersten Bond-Film schrieb, aus dem schließlich der Roman „Feuerball“ entstand. Für lange Zeit verschwand die Figur Blofeld aufgrund von McClorys Rechtsstreit mit den Bond-Bossen daher von der Leinwand. Mittlerweile darf Blofelds Figur allerdings aufgrund eines Deals der Erben des 2006 verstorbenen McClory mit dem aktuellen 007-Rechteinhaber MGM auch wieder im Kino auftreten: So verkörperte Christoph Waltz den Fiesling 2015 im jüngsten Reihenableger „Spectre“.
Der aktuelle Bond-Darsteller Daniel Craig wird im kommenden 25. Teil des Franchise noch ein voraussichtlich letztes Mal für ihre Majestät antreten. Am 25. Oktober 2019 soll der Film in den britischen Kinos anlaufen (am 8. November in den USA), für Deutschland gibt es noch keinen Starttermin.