Morena Baccarin hat in „Deadpool 2“ keinen sonderlich großen Auftritt. Schon relativ früh zu Beginn fängt ihre Vanessa eine Kugel ein, die für ihre große Liebe Wade (Ryan Reynolds) bestimmt war. Viele Fans bringt das auf die Palme. Sie werfen den Filmemachern sogenanntes „Fridging“ vor.
In der Abspannszene reist Deadpool dann in der Zeit zurück und rettet unter anderem Vanessa. Auch das sorgt für Diskussionen und Debatten. Ist dieser Abspann Kanon? Lebt Vanessa also in einer Fortsetzung beziehungsweise einem möglichen „X-Force“-Film wieder?
In beiden Fällen antworten die Macher nun. Doch der Reihe nach…
Was ist Fridging?
Der Begriff „Friding“ kommt aus der Comic-Welt. Die Comic-Autorin Gail Simone, die unter anderem für Marvel an „Deadpool“ und für DC „Birds Of Prey“ schrieb, erfand 1999 den Begriff und stellte damals die Webseite Women in Refrigerators online. Anlass war ein „Green Lantern“-Comic, in dem die Freundin des Titelhelden früh ermordet und in einen Kühlschrank gesteckt wird. Simone kritisiert damit ein generelles Comic-Problem: Der erzählerische Nutzen von Frauen werde oft darauf reduziert, früh zu sterben und nur zum Beispiel den Rachefeldzug der Hauptfigur auszulösen.
Genau dies wird auch „Deadpool 2“ vorgeworfen. Vanessas Rolle beschränkt sich im Wesentlichen darauf, dass sie getötet wird und so die Titelfigur unter dem Verlust leidet und ihren selbstzerstörerischen Weg überhaupt erst in Gang setzt.
Die Verteidigung der Macher
Im Gespräch mit Vulture zeigten die Autoren Rhett Reese und Paul Wernick, die gemeinsam mit Hauptdarsteller Ryan Reynolds das Drehbuch schrieben, ihre Überraschung über den Vorwurf. Im Vorfeld habe man darüber gar nicht nachgedacht. „Wir kannten diese Art von Kritik nicht einmal. Wir wussten nicht, was fridging ist.
Allerdings zeigen sie sich nun auch selbstkritisch: „Dass wir nicht einmal darüber nachgedacht haben, war vielleicht unser Fehler“, so Reese. „Vielleicht ist das sexistisch. Ich weiß es nicht“, so der Autor weiter. Die Zorn im Netz besänftigen sie damit aber nur teilweise. Da das Phänomen fridging in der US-Comic-Szene breit debattiert wurde, nehmen einige Nutzer den Autoren ihre Ausrede der Nichtkenntnis nicht ab – zumal die den Film prägende Gail Simone später ja ausgerechnet die verantwortliche Autorin für „Deadpool“ war.
Im Gegensatz zu den Machern erkannte Darstellerin Morena Baccarin übrigens, dass der fridging-Vorwurf zutrifft. „Es ist genau das, was passiert“, so die Schauspielerin gegenüber Bustle. Doch es sei in diesem besonderen Fall nicht schlimm. Es gehe schließlich darum, dass Wade sein Herz finde. „Und ohne sie hat er diese Geschichte nicht.“ Die Handlung existiere ohne Vanessa nicht, daher sei sie trotzdem wichtig.
Sie sollte gar nicht sterben
Im Rahmen ihrer Verteidigung enthüllten die Autoren übrigens, dass Vanessa in „Deadpool 2“ gar nicht sterben sollte. Ihre eigene Idee war es, dass sie sich von Deadpool trennt und er versucht, sie zurück zu gewinnen. Irgendjemand (sie wollen wohl niemandem den Schwarzen Peter zuschieben) habe ihnen dann gesagt, dass Deadpool doch am besten funktioniere, wenn ihm alles genommen wird, wenn er wirklich leide.
Erst dann sei die Entscheidung gefallen, die Figur zu töten – und diese sei ja auch nicht endgültig. Schließlich wird im Abspann des Films die Figur wieder zurück ins Leben geholt. „Das hatten wir ja alles in der Hinterhand“, so Reese zur Verteidigung zusätzlich. Und damit gibt es gleich die zweite „Deadpool 2“-Debatte.
Der Abspann ist Kanon
Ja, der Abspann ist nämlich Kanon. Einige Fans denken, alles sei nur ein großer Gag. Aber alles, was im Abspann passiert, hat auch Auswirkungen auf das Franchise, auf weitere Filme wie „Deadpool 3“ und „X-Force“. Vanessa ist dann also auch wieder da. Auch Peter (Rob Delaney) könne in einem weiteren Film jederzeit mitmischen.
Die Autoren kommentieren dies in Gesprächen mit CinemaBlend und dem Hollywood Reporter durchaus mit einem Augenzwinkern als „denkfaul“ geschrieben und natürlich auch als eine Art Stinkefinger gegenüber dem Publikum. Man sage ja quasi, ihr könnt alles vergessen, was ihr gerade gesehen habt. „Wir haben quasi jedem gesagt: ‚Ihr hättet die letzten zwei Stunden eigentlich nicht hier sein müssen‘“, so Reese.
Auswirkungen auf die Zukunft
Die Abspannszenen haben nicht nur Auswirkungen auf die „Deadpool“-Reihe, sondern laut Wernick auch auf das gesamte „X-Men“-Franchise. Was er genau damit meint, führt er nicht aus, sondern erklärt CinemaBlend nur, dass man eigentlich gesehen habe, dass es kein schlauer Schachzug sei, aber man es trotzdem habe tun müssen: „Es war einfach zu lustig“.
So geht es weiter…
Sowohl „Cable“ Josh Brolin als auch „Domino“ Zazie Beetz bestätigten auch im Interview mit uns noch einmal, dass sie Verträge für jeweils drei weitere Filme haben und die auch kommen sollen. Nach allen bislang vorliegenden Informationen gehen wir davon aus, dass es als nächstes erst einmal das Spin-off „X-Force“ geben wird. Hier werden Deadpool, Cable, Domino und Co. (Peter?) gleichberechtigter und gemeinsam kämpfen. Danach wird man dann entscheiden, ob es mit „X-Force 2“ oder „Deadpool 3“ weitergeht und ob vielleicht auch von vielen Fans gewünschte Solofilme für Cable oder Domino denkbar sind.
Wie es im Rahmen dieser Fortsetzungen inhaltlich weitergehen könnte und wie dann vielleicht Mr. Sinister zum großen, mehre Teile lang präsenten Bösewicht werden könnte, haben wir bereits an anderer Stelle ausgeführt.