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    Eine Berlinerin erobert Hollywood: Unser Interview mit "Deadpool 2"-Star Zazie Beetz

    In „Deadpool 2“ erhält der Titelheld Unterstützung von einigen neuen Mitstreitern, zu denen auch die von Zazie Beetz gespielte Domino gehört. Wir haben uns mit der gebürtigen Berlinerin für einen Plausch über Herkunft und Verantwortung hingesetzt.

    20th Century Fox

    Das unmoralische Großmaul der Superheldenwelt ist zurück! In „Deadpool 2“ haut der Titelheld so auf die Kacke wie noch nie zuvor und dieses Mal hat er einige neue Gesichter als Verstärkung mit im Gepäck. Zu seiner Truppe gehört auch die schlagkräftige Domino, die von Zazie Beetz verkörpert wird. Die Hauptdarstellerin aus der gefeierten Hit-Serie „Atlanta“ von Multitalent Donald Glover dürfte nun allerspätestens mit der neuen Comicverfilmung einem großen Publikum auch hierzulande bekannt werden.

    Was viele dabei bislang nicht auf dem Schirm hatten: Zazie ist gebürtige Berlinerin! Und bei der Werbetour zu „Deadpool 2“ überraschte sie die versammelte Presse in ihrer Heimatstadt mit einwandfreiem Deutsch. Da hatten selbst die ebenfalls anwesenden Ryan Reynolds und Josh Brolin für einen kurzen Moment Sendepause. Wir hatten die Gelegenheit, mit der Schauspielerin über ihre jetzt an Fahrt aufnehmende Karriere zu sprechen – und natürlich über ihre deutschen Wurzeln sowie das aktuelle Klima in Hollywood.

    Deadpool 2

    FILMSTARTS: Wir sind total überrascht, dass Du so gut Deutsch sprichst...

    Zazie Beetz: Ich gehe eigentlich immer davon aus, dass man das weiß, allerdings ist das doch nicht so offensichtlich. Ich spreche aber zu Hause wirklich nur Deutsch, mit meinem Papa zum Beispiel. Trotzdem bin ich etwas aus der Übung, aber probieren wir es.

    FILMSTARTS: Du hast erst kürzlich deine Großeltern hier in Berlin besucht. Wie haben sie auf „Deadpool 2“ reagiert? Der Film ist ja schon recht derbe…

    Zazie Beetz: Sie haben ihn noch nicht gesehen und ob sie den Film überhaupt verstehen werden, ist auch nochmal eine andere Sache. Sie sind aber natürlich sehr stolz darauf, dass ich meine Karriere voranbringe, auch wenn meine Oma immer noch leise Zweifel hegt. Seit ich jung war, schauspielerte ich - in der Schule oder der Gemeinde. Und deswegen freuen sie sich, dass ich jetzt mehr Erfolg habe. Aber an meinen Projekten an sich sind sie nicht so interessiert.

    Mit Sandmännchen und KiKa

    FILMSTARTS: Könntest du dir vorstellen, in Zukunft dauerhaft nach Deutschland zurückzukehren und in hiesigen Produktionen mitzuspielen?

    Zazie Beetz: Ja, das würde ich sehr gerne machen und dafür auch einige Jahre wieder in Berlin leben. Ich fand es schon immer toll, das Deutsche und Amerikanische im meinem Leben zu haben und das würde ich auch meinen Kindern – wenn ich denn mal welche haben sollte –bieten wollen. Ich denke allerdings, dass so etwas nur funktioniert, wenn man echte Wurzeln hier hat. In meiner Familie spricht bis auf meinen Vater niemand Englisch und im Sommer habe ich oft monatelang bei meinen Großeltern verbracht. Dadurch hatte ich keine andere Wahl und habe mich so in die Kultur hierzulande eingenistet.

    Ich selbst würde mich wohl eher als US-Amerikanerin bezeichnen, aber für Deutschland schlägt immer noch mein Herz. Ich habe früher gerne „Unser Sandmännchen“ und den KiKa geschaut und ich habe einfach eine Beziehung zu diesem Land. Ich sag auch meinem Freund immer, dass er Deutsch lernen muss und auch meinen Agenten sage ich bereits immer wieder, dass ich gerne hier etwas machen möchte. Übrigens habe ich auch Französisch an der Uni studiert. In Frankreich zu arbeiten kann ich mir also auch vorstellen.

    Als nächstes kommt "X-Force"

    FILMSTARTS: Mit „Deadpool 2“ und weiteren Fortsetzungen, die uns wohl erwarten, bist du jetzt erst einmal Teil dieses großen Comicfilm-Franchises. Machst du dir vielleicht schon Gedanken darüber, dass man dich in Zukunft nur noch mit Domino in Verbindung bringen könnte?

    Zazie Beetz: Ja, absolut, da habe ich schon so meine Ängste, dass die Arbeit an einem großen Studiofilm solche oder ähnliche Folgen nach sich ziehen könnte. Ich bekomme jetzt schon diverse Anfragen, bei denen ich zögere, weil ich nicht nur als niedliche Actionlady angesehen werden möchte. Ich will schauspielern und nicht nur auf der Leinwand rumballern und deshalb ist das schon ein sehr wichtiges Thema für mich.

    Wie sich alles entwickeln wird, weiß ich aber noch nicht. Ich spreche oft mit meinem Freund darüber, wie sich unsere Leben und meine Karriere verändern werden und ich denke, dass ich jetzt richtig darüber entscheiden muss, wie es für mich weitergeht. Ich finde zum Beispiel Arthouse-Filme immer besser als Superheldenfilme, an denen ich eigentlich recht wenig interessiert bin. Ich fand „Deadpool“ neu und erfrischend, aber ansonsten finde ich das alles ziemlich langweilig.

    FILMSTARTS: Weißt du schon, ob dir in einer Fortsetzung noch mehr Superheldinnen Gesellschaft leisten werden?

    Zazie Beetz: Das würde ich sehr gerne sehen. Es gibt ja zumindest schon mal die von Brianna Hildebrand gespielte Negasonic Teenage Warhead, die ja bereits im ersten Teil zu sehen war. Ich denke, die Superheldenwelt wird einfach insgesamt eher von Männern dominiert und ich weiß leider noch nicht, was in einem dritten „Deadpool“-Film passieren wird. Zuerst kommt ohnehin „X-Force“. Zu dem Projekt hat mir Ryan Reynolds schon erste Details verraten und er will wirklich erst einmal die Gruppe als solche voranbringen. Ich denke, einiges wird aber auch davon abhängen, wie Domino jetzt beim Publikum ankommt und was die Zuschauer wollen. Vielleicht gibt es ja noch einen Solofilm von ihr? Mein Vertrag mit Fox läuft jedenfalls noch für drei weitere Filme.

    20th Century Fox

    FILMSTARTS: In den vergangenen Jahren gab es zwei große Themen, die in Hollywood diskutiert wurden. Und zwar ging es zum einen um die Beteiligung von nicht-weißen Menschen in der Industrie und zum anderen um bessere Rollen für Frauen. Hast du den Eindruck, dass sich da etwas verändert?

    Zazie Beetz: Ich denke, es gibt jetzt Druck, aber wie bei Produktionen darüber geredet wird, ist immer noch interessant, wenn ich es mal so nennen darf. Da heißt es schon mal, dass krause Haare aktuell total angesagt wären oder dass frauenzentrierte Geschichten gerade total cool seien und man deshalb daraus Kapital schlagen möchte. Solche Äußerungen habe ich schon oft gehört, aber ich finde es grundsätzlich gut, dass man Veränderungen angestoßen hat. Ich muss auch dazu sagen, dass ich zur genau richtigen Zeit in der Filmindustrie angekommen bin, was meinen Look und mein Geschlecht angeht, dadurch ist das bislang ziemlich gut für mich abgelaufen. Vor zehn Jahren hätte das sicher noch ganz anders ausgesehen.

    FILMSTARTS: Du hast ja in der Serie „Atlanta“ eine tolle Rolle neben all den anderen männlichen Kollegen und auch so dürfest du eine Vorbildfunktion für das schwarze Publikum und insbesondere junge schwarze Frauen haben. Spürst du in der Hinsicht auch Druck?

    Zazie Beetz: Jein – ich werde oft gefragt, ob ich mich als Repräsentantin für schwarze Frauen fühle und ich habe etwas Angst vor dieser Verantwortung. Da ich aber in „Atlanta“ die einzige Frau mit einer größeren Rolle bin, weiß ich, dass dieser Umstand und die erzählte Geschichte sehr wichtig für viele andere Frauen sind, weshalb ich diese Verantwortung wohl annehmen muss. Andererseits: Es gibt viele andere Geschichten und ich bin nicht jede afroamerikanische Frau und auch die Rolle in „Atlanta“ stellt nicht jede afroamerikanische Frau dar. Außerdem kommen ja bei mir meine deutschen Wurzeln dazu und diesen Aspekt an mir möchte auch gerne der Öffentlichkeit vorstellen. Ich bin eben nicht nur Amerikanerin, sondern es gibt auch noch etwas anderes, das zu mir gehört.

    „Deadpool 2“ läuft ab dem 17. Mai 2018 in den Kinos.

     

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