Das Unternehmen Ctrl Movie arbeitet zusammen mit Filmstudio 20th Century Fox an einer „gemeinschaftlichen Kinoerfahrung“, bei der das Publikum selbst bestimmen kann, wie die Geschichte auf der Leinwand weitergehen soll. Als einer der Verantwortlichen für das Projekt wird Greg Berlanti genannt, der vor allem als Autor und Produzent der DC-Serien „Arrow“ und „Supergirl“ bekannt ist. Vorlage sind die Romane der „Choose Your Own Adventure“-Reihe, die in der zweiten Person geschrieben sind und in denen der Leser selbst die Hauptfigur ist. Dieser kann an bestimmten Stellen im Buch entscheiden, wie er die geschilderten Situationen auflösen möchte und so die Handlung beeinflussen. Es gibt mehrere optionale Enden, wie bei einem Text-Adventure – nur zum Umblättern eben. The Hollywood Reporter berichtet, dass das Publikum im Kino mittels einer App entscheiden soll. Auf der Seite von Ctrl Movie ist außerdem zu lesen, dass der Verlauf des Films dann vom Mehrheitsbeschluss abhängt.
Warum interaktive Filme bisher scheiterten
Bereits in der Vergangenheit, genauer gesagt in den frühen 90er-Jahren, wurde der Versuch unternommen, Videospiel-ähnliche Erfahrungen auf die große Leinwand zu bringen: In „I’m Your Man“ konnten die Kinozuschauer mittels Knöpfen in der Armlehne über den Fortlauf der Handlung abstimmen. Die Technologie erwies sich jedoch aufgrund mangelnden Interesses als furchtbarer Reinfall und war bereits nach knapp zwei Jahren wieder aus den Kinosälen verschwunden.
Kritiker waren von dem Gimmick ohnehin unbeeindruckt und die zahlende Kundschaft ließ keine Gelegenheit aus, bei den Mehrheitsentscheidungen zu bescheißen und auch die Knöpfe an benachbarten leeren Kinosesseln zu drücken. Mitte der 90er wurde mit „Mr. Payback: An Interactive Movie“ ein erneuter Anlauf gestartet, die Technologie salonfähig zu machen, doch auch dieser Versuch scheiterte, trotz eines Drehbuchs von „Zurück in die Zukunft“-Co-Autor Bob Gale, der Besetzung von Christopher Lloyd und eines absolut köstlichen Trailers.
Warum interaktive Filme problematisch sind
Wer schon jemals einem unbelehrbar schlechten Videospieler wie dem Schreiber dieser Zeilen beim Zocken zugesehen hat, der weiß, wie frustrierend es sein kann, jemanden zu beobachten, der permanent die hirnrissigsten Entscheidungen trifft und zudem noch völlig beratungsresistent ist. Man stelle sich jetzt vor, wie immens dieses Frustpotenzial erst ist, wenn man für diese Erfahrung auch noch Eintritt bezahlen müsste... Die Tatsache, dass man beim Erleben der Geschichte auf das restliche Publikum angewiesen ist, könnte so den größten Selling-Point der Erfindung, dass man selbst die Kontrolle hat, zunichte machen.
Was möglicherweise als zusätzliches Gimmick auf der DVD noch ganz lustig ist (so wie beispielsweise auf dem Home-Video-Release von „Final Destination 3“), kann mit einem Haufen Fremder in einem Kinosaal recht schnell zur Katastrophe ausarten.
Im schlimmsten Fall führt dies dazu, dass der einzelne Zuschauer genau nicht die Handlungen sieht, für die er sich entschieden hat, denn am Ende bestimmt die Masse vielleicht jedes Mal anders als er.