Ein richtiger Shitstorm weht in China gerade über Marvel und Disney hinweg. Der ging sogar soweit, dass der Konzerne nun in einer offiziellen Stellungnahme bei den Fans um Entschuldigung bat. Sogar die Vorsitzenden mehrerer Marvel-Fan-Clubs wurden von Disney eingeladen, damit die lokalen Mitarbeiter des Konzerns persönlich Abbitte leisten konnten. Was ist passiert? Über gleich zwei Dinge regen sich die chinesischen Fans gerade mächtig auf.
Promo-Show wird zum Fiasko
Bei der großen Promotour zu „Avengers: Infinity War“ wurde zwar nicht der ganze Film gezeigt, aber die Stars präsentierten rund 30 Minuten, sprachen mit den Fans und gaben Autogramme. Am Donnerstag, den 19. April 2018, machten so unter anderem Robert Downey Jr., Tom Hiddleston, Mark Ruffalo und Tom Holland auch in China Station. Das Kino war vollgepackt, es wurde begeistert gejubelt. Also alles in Butter? Nein.
Denn viele Fans beklagten, dass sie vor der Tür blieben. Bei Disney kam jemand auf die Idee, das Event mit lokalen Pop- und Social-Media-Stars aufzumöbeln. Die verlosten das Gros der Tickets unter ihren Fans – die Marvel-Fan-Clubs, also die eigentlichen Anhänger der Filmreihe, blieben draußen … und bekamen selbst da ihre Stars nicht so richtig zu Gesicht. Denn im Mittelpunkt der Veranstaltung standen plötzlich die lokalen Größen, die rein gar nichts mit dem Film zu tun haben und den meisten Platz auf dem Roten Teppich einnahmen. Der zusätzliche Andrang der Fans der lokalen Idole sorgte zudem dafür, dass das komplette Gelände aus allen Nähten platzte. Teilweise aus der Ferne angereiste Marvel-Fans kamen gar nicht mehr in die Nähe des roten Teppichs, weil dort kreischende Teenager ihre Pop-Lieblinge bejubelten.
Fans dürfen den Film noch nicht sehen
Doch viel schwerer dürfte für viele Marvel-Fans wiegen, dass sie „Avengers: Infinity War“ im Gegensatz zum Rest der Welt noch nicht sehen dürfen. In China muss die lokale Zensurbehörde erst einmal jeden Film bewilligen. Dazu wird er komplett gesichtet und eventuell werden sogar Schnitte verlangt. Das dauert deutlich länger als zum Beispiel Altersprüfungen in anderen Ländern. Laut Medienberichten hat Disney aus Angst vor Spoiler-Leaks den Film den chinesischen Behörden aber erst so spät zur Verfügung gestellt, dass kein Kinostart parallel zum Rest der Welt mehr möglich war. So erscheint der Film in China nun erst am 11. Mai 2018.
Für die chinesischen Marvel-Fans wird so nun ausgerechnet Disneys Angst vor Spoilern zum Problem. Denn kurz nach dem Start überall anders wird das Internet voll mit Diskussionen über „Infinity War“ sein, gerade für die dort sehr aktiven Hardcore-Fans dürfte es sehr schwierig werden, Spoiler zu vermeiden. Daher könnte es sogar zu einem verstärkten Rückgriff auf illegale Downloads oder Bootleg-Kopien kommen – was dann am Ende wieder dem Einspielergebnis von „Infinity War“ in China schaden könnte.
Eine Randnotiz ist daneben nur, dass es nahezu ausgeschlossen ist, dass „Avengers 3: Infinity War“ ohne parallelen Start in China das beste weltweite Startwochenende aller Zeiten erreichen wird. Die 541,9 Millionen Dollar, die „Fast & Furious 8“ an seinem ersten Wochenende auch Dank von fast 185 Millionen Dollar allein in China erzielte, wird „Infinity War“ wohl deutlich verpassen. Ohne China rechnen Experten aktuell mit einer Summe von knapp unter 500 Millionen Dollar. In den USA ist es dagegen durchaus möglich, dass „Avengers 3: Infinity War“ das beste Startwochenende der Geschichte gelingt. Laut den Prognosen könnte dort die Bestmarke von „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ angegriffen werden.