Achtung, der folgende Text enthält Spoiler zu „Star Wars: Die letzten Jedi“!
In „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ feierten nicht nur alte Recken wie Luke (Mark Hamill), Leia (Carrie Fisher) und Han Solo (Harrison Ford) ihr Comeback. Auch zahlreiche neue Figuren wurden eingeführt, darunter Rey (Daisy Ridley), die als neue Hauptfigur in Stellung gebracht wurde. Weil Reys Hintergrundgeschichte allerdings nur angedeutet wurde, rankten sich schon bald zahlreiche Theorien um sie und vor allem um die Frage nach ihren Eltern. Viel wurde darüber gegrübelt, unzählige Fantheorien wurden erdacht, begründet und widerlegt, doch nun liefert „Star Wars: Die letzten Jedi“ die endgültige Antwort: Reys Eltern waren einfache Schrottsammler, die ihre Tochter verkauften, um Geld fürs Saufen zu haben.
Das erfährt der Zuschauer (und auch Rey, die zu jung war, um sich wirklich an ihre Eltern zu erinnern) durch Kylo Ren (Adam Driver), der eine Macht-Vision hatte, als sich seine und Reys Hände auf Ahch-To berührt haben. Doch wie zuverlässig ist seine Erklärung? Kann man einem gefallenen Jedi und Anhänger der Dunklen Seite wie Kylo Ren überhaupt vertrauen? Und was ist eigentlich mit den zahlreichen Theorien, die Reys Vorfahren einwandfrei und unzweideutig herausgefunden haben wollen? Grund genug für uns, das Für und Wider abzuwiegen.
Ist Kylo Ren eine zuverlässige Quelle?
Wie bereits erwähnt, ist Kylo ein Anhänger der Dunklen Seite, zu deren Methoden schon immer Lug und Betrug gehört haben. In der konkreten Situation, in der er Rey über ihre Eltern aufklärt, versucht er zudem, sie auf seine Seite zu ziehen, und dafür dürfte ihm wohl jedes Mittel recht sein. Allerdings schätzen wir die Beziehung zwischen Kylo und Rey als ziemlich offen und ehrlich ein, auch wenn sie anfänglich von verständlicher Abneigung geprägt ist. Durch die gemeinsam geteilten Macht-Visionen kommen sie sich jedoch immer näher und haben kurz zuvor Seite an Seite um ihr Leben gekämpft. Hinzu kommt: Auch Rey zweifelt offenbar nicht an Kylos Worten und es wird sogar angedeutet, dass sie tief in ihrem Inneren stets geahnt hat, dass ihre Eltern bislang keine große Rolle im Schicksal des Universums gespielt haben.
Was ist mit den Fantheorien?
Rey ist eine Skywalker, Rey ist eine Kenobi, Rey ist eine Palpatine (!) – all diese Theorien (und noch viel weitere) wurden aufgestellt und mal mehr und mal weniger gut begründet. Doch egal, ob die fleißigen Köpfe hinter den Spekulationen nun argumentieren, dass Reys offenkundiges, angeborenes Talent im Umgang mit der Macht nur bedeuten kann, dass sie eine Skywalker ist, egal, ob sie Reys (in der Originalversion) britischen Akzent als Beweis für ihre Abstammung von Obi-Wan Kenobi verstehen und egal, ob sie ihr Lichtschwert angeblich ähnlich wie der Imperator schwingt, eines haben all diese Möglichkeiten gemeinsam: Hier wurde in teilweise winzige und womöglich völlig zufällige Details viel zu viel hineininterpretiert. Wie wir berichteten, stand für J.J. Abrams bei den Dreharbeiten zu „Das Erwachen der Macht“ bereits fest, wer Reys Eltern sind. Die angeblichen Indizien aus „Episode VII“ waren also vielleicht Ablenkungsmanöver, wahrscheinlich aber Humbug.
Besonders, obwohl nicht besonders
Um der Frage nach Reys Eltern auf die Spur zu kommen, entwickelten Fans also Theorien, wonach Rey von bekannten Figuren abstamme. Hier wurde übersehen, dass die Antwort ganz einfach sein könnte: Reys Eltern sind keine besonderen Personen. Rey spiele keine Rolle in dieser Geschichte, sagt ihr Kylo Ren. Damit legt ihm der auch fürs Drehbuch verantwortliche Johnson gleichzeitig einen Kommentar in den Mund, der weiter reicht als die Handlung des Films. Schließlich könnte man argumentieren, dass Rey als Hauptfigur in der Saga-Reihe, die sich hauptsächlich um die Familie Skywalker dreht, wirklich fehl am Platz ist.
Doch offenbar wollen die „Star Wars“-Macher diesen engen Fokus nun erweitern: Auch ein Kind, das nicht aus der berühmten Sippe stammt, kann Protagonistin sein. Auch ein Kind kleiner Leute kann die große Galaxis verändern. Dieses Motiv findet sich in „Die letzten Jedi“ auch anderer Stelle wieder, etwa bei der neuen Figur Rose (Kelly Marie Tran), die darin eine Wandlung von der einfachen Mechanikerin zur Heldin des Widerstands durchläuft. Dass jeder zum Helden werden kann, ist sogar so etwas wie die Hauptaussage von Rian Johnson. Auch insofern ergibt die Erklärung zu Reys Eltern also Sinn.
Rian Johnson über Reys Eltern
Das wichtigste Argument für die Glaubwürdigkeit von Kylos Aussage ist jedoch: Schon vier Monate vor Kinostart von „Die letzten Jedi“, im August 2017, versprach Regisseur Rian Johnson, dass wir darin erfahren werden, wer die Eltern von Rey sind. Sollte er sich mit dieser Aussage also nicht auf ein extrem gut verstecktes Detail beziehen, das wir beim ersten Anschauen übersehen haben, dann lässt sie eigentlich keinen anderen Schluss zu, als dass Kylo die Wahrheit sagt. Eine andere Enthüllung über Reys Eltern gibt es im Film nämlich nicht.
Unserer Meinung nach stimmt Kylos Enthüllung über Rey Eltern. Übrigens hatte Rian Johnson für „Die letzten Jedi“ offenbar komplett freie Hand, kam jedoch zum demselben Schluss wie sein Vorgänger J.J. Abrams bei „Das Erwachen der Macht“. Aber was meint ihr? Hat Kylo die Wahrheit über Reys Eltern gesagt? Oder wird sich in Zukunft doch noch eine Fantheorien als wahr erweisen?
„Star Wars: Die letzten Jedi“ läuft seit dem 14. Dezember 2017 in den deutschen Kinos.