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    FILMSTARTS-Meinung: Was das "Conjuring"-Universum anderen Horror-Franchises voraus hat

    Mit dem Horror-Schocker „Annabelle 2“ ist gerade der vierte Film aus dem stetig wachsenden „Conjuring“-Franchise in die deutschen Kinos gekommen. Und er zeigt erneut besondere Qualitäten, die vielen anderen Horror-Reihen und Erzähluniversen fehlen.

    Erst vor ein paar Tagen machte die Meldung die Runde, dass die bisherigen vier Filme des „Conjuring“-Universums die Schallmauer von einer Milliarde Dollar weltweiter Gesamteinnahmen an den Kinokassen übertroffen haben und damit im Horrorgenre nur noch von der „Resident Evil“-Reihe übertroffen werden. Der erstaunliche finanzielle Erfolg von „Conjuring – Die Heimsuchung“ (318 Millionen Dollar Einspiel), „Annabelle“ (256 Millionen), „Conjuring 2“ (320 Millionen) und „Annabelle 2“ (166 Millionen nach 14 Tagen) ist aber nur die eine Seite der Medaille. Noch viel beeindruckender (und für das Kinopublikum wichtiger) sind der Einfallsreichtum und die Sorgfalt, mit der Mastermind James Wan, sein Produzentenpartner Peter Safran und ihre Mitstreiter ein ganz neues Horror-Kinouniversum etabliert haben.

    Conjuring - Die Heimsuchung

    Alles begann mit den unheimlichen Fällen des Dämonologen-Duos Edward und Lorraine Warren: Die Aufzeichnungen des Ehepaars über diverse paranormale Phänomen lieferten die Vorlage für „Conjuring“ (der vorübergehend sogar „The Warren Files“ heißen sollte) und inspirierten auch alle weiteren bisher gedrehten oder geplanten Filme der Reihe. Die größte Bereicherung für die bisherigen „Conjuring“-Filme (und auch im bereits bestätigten „Conjuring 3“ dürften sie aller Wahrscheinlichkeit nach wieder dabei sein) sind jedoch die beiden christlichen Dämonenjäger selbst. In der einfühlsamen Darstellung der Warrens durch Patrick Wilson und Vera Farmiga bekommt der übernatürliche Spuk eine emotionale Erdung und das ist eine Leitlinie für die gesamte Reihe: Der äußere Schrecken geht stets mit echter innerer Anteilnahme einher. Das „Conjuring“-Universum bietet Horror mir einer Extraportion Menschlichkeit.

    Die tiefe Verwurzelung im menschlichen Erleben und Empfinden hebt die „Conjuring“-Welt von den Superhelden-Geschichten von Marvel und DC genauso ab wie von der Monster-Mythologie des mit „Die Mumie“ neu eröffneten Dark Universe von Universal, doch sie bedeutet keineswegs, dass die Genrefans auf Gänsehaut, erschütternde Schockmomente und schaurig-schöne Angstzustände verzichten müssen. James Wan (der ja auch noch „Saw“ und „Insidious“ in seiner Filmografie stehen hat) selbst gab mit seiner wirkungsvollen, aber selten effektheischenden Inszenierung von „The Conjuring“ und „The Conjuring 2“ den Ton vor, an dem sich „Annabelle“-Regisseur John R. Leonetti („Wolves At The Door“) und nun auch David F. Sandberg („Lights Out“) bei „Annabelle 2“ orientieren konnten. Zugleich bereicherten sie das Universum aber auch durch eine persönliche Note und setzten eigene Akzente. Und ähnliches ist auch von Corin Hardy zu erwarten, der mit dem atmosphärischen Märchen-Horror „The Hallow“ eine überaus originelle Visitenkarte abgegeben hat und der den kommenden Ableger „The Nun“ mit der dämonischen Nonne aus „Conjuring 2“ in Szene setzt.

    Intelligente Expansion: So clever wird das „Conjuring“-Universum erweitert

    Während in anderen Franchises die Wiedererkennbarkeit (man denke nur an die Probleme beim Dreh des „Han Solo“-Spin-offs) die alleroberste Maxime bleibt, was weitgehend auch für so unterschiedliche Horrorreihen wie „Resident Evil“ oder „Paranormal Activity“ gilt, gibt es in der Welt von „Conjuring“, „Annabelle“ und Co. bei aller Kontinuität - was inhaltliche Zusammenhänge angeht, ist das Franchise absolut kohärent - Platz für wirkliche Varianten und echte Erweiterungen. So wurde die Handlungszeit bisher von Film zu Film weiter in die Vergangenheit verschoben, was den Werken jeweils ein ganz eigenes Kolorit gab: Es ging los in den 1970ern und beim kommenden Spin-off „The Nun“ landet man vorläufig im Jahr 1952. Auch räumlich dehnt sich das Universum allmählich aus (über die USA und London geht es nach Rumänien). Und was die Querverweise, Verästelungen und Easter Eggs angeht: Daran haben auch James Wan und seine Kollegen sichtbar einen Heidenspaß, was nicht zuletzt die Postcreditsequenz von „Annabelle 2“ beweist.

    Im Vordergrund steht im „Conjuring“-Franchise jedoch die individuelle Qualität der einzelnen Filme, die sich zudem durch eine hohe Eigenständigkeit auszeichnen, wie sie in diesem Maße kaum ein anderes Kinouniversum bietet. Das beweist letztlich auch der extrem spannende „Annabelle 2“, der trotz eines verhältnismäßig starken Akzents auf die Einbindung in die übergreifende Erzählwelt fest auf eigenen Füßen steht. Und ähnliches ist von „The Nun“ sowie dem ebenfalls bereits angekündigten Ableger „The Crooked Man“ wieder zu erhoffen: pures Horrorvergnügen und nebenbei die clevere Erweitung eines immer weiter an Facetten und Faszination gewinnenden Universums.

    „Annabelle 2“ läuft seit dem 24. August 2017 in den deutschen Kinos.

     

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