Bei Schauspielern ist es Usus, dass man bei einem Vertrag für den Auftakt eines Franchise gleich auch die Option für weitere Teile einbaut. Bei Regisseuren ist man da vorsichtiger. Schließlich kann man diese dann einfacher ersetzen, wenn der erste Teil nicht ganz den Vorstellungen des Studios entsprach oder es bei der Zusammenarbeit nicht so klappt wie anfangs erhofft. Mit „Wonder Woman“-Regisseurin Patty Jenkins ist man bei Warner allerdings wohl hochzufrieden. Der Dreh soll ziemlich reibungslos abgelaufen sein. Das Ergebnis begeisterte nicht nur die Kritik (4,5 Sterne hier auf FILMSTARTS.de), sondern schlug auch an den Kinokassen voll ein – mit dem besten US-Start, der je einer Regisseurin gelang. Doch da erweist es sich ausnahmsweise als nachteilig, wenn man die Verantwortliche noch nicht für das nun natürlich obligatorische Sequel an Bord hat.
Nachdem es zuletzt nämlich hieß, dass Patty Jenkins bereits für „Wonder Woman 2“ unterschrieben hat, klärt der Hollywood Reporter nun auf, dass dies doch nicht der Fall ist. Bei Warner sei es Standard, dass man mit Filmemachern, die zum ersten Mal eine teure Großproduktion verantworten, nur einen Vertrag über einen Film schließt. Im Fall von Patty Jenkins wird dies jetzt wahrscheinlich teuer. Denn die Filmemacherin hat nun alle Trümpfe in der Hand. Sie machte zwar bereits deutlich, dass sie das Sequel übernehmen will, aber da der Erfolg stark mit ihr verbunden ist, könnte ihr Management einen sehr guten Deal dafür herausschlagen. Laut Hollywood Reporter könnte dieser nicht nur einen dicken Scheck umfassen, sondern ihr mehr kreative Freiheiten – zum Beispiel bei der Entwicklung der Story für das Sequel und eine kreative (und daraus resultierend auch finanzielle) Beteiligung an weiteren Filmen aus dem Universum – verleihen. Zudem können wir uns vorstellen, dass auch andere Filmstudios bei Jenkins nun vielleicht für Großprojekte anfragen, was ihren Wert zusätzlich in die Höhe treiben würde.
Wie die Brancheninsider des Hollywood Reporters berichten, hat man es bei Warner versäumt, Patty Jenkins früher für „Wonder Woman 2“ unter Vertrag zu nehmen. Schließlich wäre dies auch schon in den letzten Wochen möglich gewesen – also bevor die starken Einspielergebnisse der Regisseurin alle Trümpfe in die Hand gaben. So sei man in der Vergangenheit verfahren, als man zum Beispiel die Beteiligten von „Hangover“ noch günstig für ein Sequel unter Vertrag nahm, bevor die Komödie an den Kinokassen einschlug (weil man intern bereits ahnte, einen Hit zu landen). Doch bei Warner sei man dieses Mal zu sehr auf andere Projekte fokussiert gewesen, habe zum Beispiel dem Deal mit Joss Whedon für „Batgirl“ oder der Suche nach einem Regisseur für „Justice League Dark“ höhere Priorität eingeräumt. „Wonder Woman 2“ stand vorerst nicht auf der Produktionsliste des Studios, weshalb auch keine Notwendigkeit für einen Deal bestand. Angeblich rechnete man vor wenigen Wochen noch damit, dass der Film nur rund 65 Millionen Dollar zum Start in Nordamerika einspielen würde (es sind nun über 103 Millionen Dollar). Inzwischen dürfte sich bei Warner viel geändert haben: Ein „Wonder Woman“-Sequel sollte nun höchste Priorität haben und wahrscheinlich noch vor einem Film wie „Justice League Dark“ in die Kinos kommen. Regisseurin Patty Jenkins wird es freuen, wenn sie und ihre Vertreter sich bei den Verhandlungen geschickt anstellen. Überreizen sollte sie ihr Blatt aber nicht, denn am Ende sind Regisseure eben doch ersetzbar.
„Wonder Woman“ kommt am 15. Juni 2017 in die Kinos.