„Während der Produktion des Films sind keine Tiere zu Schaden gekommen“, heißt es oft sinngemäß im Abspann vieler Filme. Damit soll natürlich versichert werden, dass Tiere, die im Film zu sehen sind, hinter den Kulissen pfleglich behandelt wurden. Doch leider ist öfter als man denkt das Gegenteil der Fall. Nun hat das englischsprachige Nachrichtenmagazin TMZ den jüngsten Fall von Tierquälerei am Filmset von „Bailey - Ein Freund fürs Leben“ aufgetan.
In einem Video, das die Seite gepostet hat, ist ein Schäferhund mit seinem Betreuer am Rand eines Wasserbeckens zu sehen. Offenbar sollte an diesem Tag ein Stunt gedreht werden, bei dem das Tier in tosendes Wasser springen sollte. Wie man aber unschwer erkennen kann, ist der Hund sehr verängstigt und weigert sich. Sein Betreuer versucht den Vierbeiner ins Becken zu zwingen. Es ist zwar nicht hundertprozentig ersichtlich, aber nach einem kurzen Schnitt zumindest naheliegend, dass ihm das auch gelungen ist. Wenig später taucht der Hund allerdings unter, Helfer schwimmen aufgeregt in seine Richtung, während jemand „Schnitt!“ ruft.
Wie The Hollywood Reporter (THR) berichtet, hat sich nun auch die Tierschutzorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) zu diesem Vorfall gemeldet. Ihren eigenen Informationen zufolge wären alle Hunde, die am Dreh von „Bailey“ beteiligt gewesen waren, von dem Unternehmen Birds & Animals Unlimited (BAU) bereitgestellt worden. PETA habe dem Bericht zufolge schon lange ein Auge auf BAU geworfen und ihnen bereits in der Vergangenheit Tierquälerei vorgeworfen. Die Tierschützer sollen sogar einen verdeckten Aktivisten bei BAU gehabt haben, der als Mitarbeiter getarnt war.
In einem Statement ruft PETA daher zum Boykott des Films auf: „PETA ruft alle Hundeliebhaber dazu auf, den Film ‚Bailey‘ zu boykottieren, um ein Zeichen dafür zu setzen, dass Hunde und andere Tiere menschlich behandelt werden sollten und nicht wie Filmrequisiten. PETAs Untersuchungen bei BAU haben ergeben, dass den Tieren dort ärztliche Versorgung verwehrt wird, sie draußen im Kalten schlafen und in einer schmutzigen Umgebung leben müssen.“
Auch die American Humane Association (AHA), deren „No Animals Were Harmed“-Satz am Ende vieler Filme zu sehen ist, meldete sich zu Wort. Sie wären „verstört und besorgt“ angesichts des Bildmaterials und hätten daher den verantwortlichen Sicherheitsbeauftragten der Organisation, der beim Dreh von „Bailey“ dabei war, vorübergehend entlassen und würden nun eine weitere, unabhängige Partei für weitere Untersuchungen hinzuziehen wollen.
Wie THR weiter ausführt, haben die produzierenden Studios Amblin und Universal ein gemeinsames Statement veröffentlicht, in dem sie betonen, dass strenge Auflagen zur ethischen und sicheren Behandlung der Tiere zum Tragen gekommen wären. Zwar würden sie das veröffentlichte Videomaterial weiter untersuchen, aber man sei sich sicher, dass dem betreffenden Schäferhund Hercules, als auch allen anderen Hunden im Film, große Fürsorge entgegengebracht worden sei: „Es wurde an mehreren Tagen geprobt, damit Hercules sich gut fühlt bei den Stunts. Am Drehtag wollte er aber den Stunt, den man im Video sieht, nicht machen, weshalb das Produktionsteam von Amblin nicht mit dem Dreh dieser Szene fortfuhr. Hercules ist glücklich und gesund.“
Produzent Gavin Polone zeigte sich laut Deadline angesichts dieser Enthüllung „entsetzt“. Polone ist selber Tierschützer und hat sogar öffentlich über die Behandlung von Tieren in der Unterhaltungsindustrie geschrieben. Während seiner Zeit am Set mit dem ersten Drehteam habe er nie etwas bemerkt, das ihn alarmiert hätte, jedoch war er nicht bei der Arbeit des zweiten Drehteams anwesend, bei der die Szene im Video gedreht wurde. Folgendes gab er allerdings auch zu bedenken: „Der Vorfall ereignete sich im Herbst 2015. Nicht nur hat keiner von uns davon etwas erfahren, man hätte dem auch sofort nachgehen müssen. Wer hat denn über ein Jahr damit gewartet, es zu veröffentlichen?“
Regisseur Lasse Hallström und Schauspieler Josh Gad, der im Original Hund Bailey seine Stimme leiht, äußerten sich auf Twitter und Facebook zu dem Vorfall. Hallström habe den Vorfall am Set selbst nicht mitbekommen und sei nun verstört von dem Video. Und Gad schrieb, er habe die Produzenten um Erklärung für „diese verstörenden Bilder“ gebeten.
Die Webseite von BAU ist übrigens schon seit Stunden nicht mehr erreichbar. Der US-Kinostart für „Bailey - Ein Freund fürs Leben“ ist am 27. Januar 2017, der deutsche folgt dann am 23. Februar. Dann wird sich zeigen, ob PETAs Aufruf zum Boykott Früchte tragen wird oder nicht.