Als Justin Kurzel, Michael Fassbender und Marion Cotillard im Berliner Café Moskau bei der Pressekonferenz erscheinen, wirken die drei direkt wie ein eingespieltes Trio. Kein Wunder, bildeten der Regisseur und die beiden angesehenen Star-Schauspieler doch schon in der bildgewaltigen Shakespeare-Adaption „Macbeth“ ein Team. Mit der Verfilmung der Ubisoft-Videospielreihe „Assassin’s Creed“ ging man nun einen Schritt weiter und widmete sich einem bedeutend größeren Projekt (Budget: 130 Millionen Dollar), das sich für Regisseur Kurzel im Vergleich zum „intimen“ Shakespeare-Epos wie ein Film gewordener „massiver Panzer“ anfühlte.
In dem Fantasy-Actioner schlüpft der Deutsch-Ire Fassbender in die Rolle des Häftlings Callum Lynch, der in die Hände der modernen Inkarnation der Tempelritter gerät und mittels einer von Dr. Sophia Rikkin (Cotillard) erfundenen Maschine namens Animus die genetischen Erinnerungen seines Vorfahren Aguilar de Nerha, einem Mitglied Assassinen, durchlebt. Während Lynch vom Tempelorden damit beauftragt wird, den sagenumwobenen Apfel Edens aufzuspüren, durch dessen Besitz der freie Wille der gesamten Menschheit gesteuert werden kann, erweitert er durch die Erlebnisse seines Vorfahren seine Kampffähigkeiten, um es in der Gegenwart mit den machthungrigen Templern aufnehmen zu können...
Ein „Assassin’s Creed“-Fan der ersten Stunde ist Fassbender zwar nicht, aber als er in der Vorbereitungsphase immer mehr in das Universum der Assassinen eintauchte, änderte sich das schlagartig: „Als ich mich damals mit den Leuten von Ubisoft traf, kannte ich die „Assassin’s Creed“-Reihe noch gar nicht, aber dann erklärten sie mir, wie das mit dem genetischen Gedächtnis funktioniert. Ich war hellauf begeistert davon, wie plausibel dieses Konzept als wissenschaftliche Theorie ist. Ich glaube an diese These, dass wir das Wissen, die Erfahrungen und die Erinnerungen unserer Vorfahren in unserer DNA tragen. Für mich heben sich die Spiele und auch der Film allein durch diesen Aspekt von anderen Genrevertretern ab.“
Nerds sind weder Fassbender noch die französische Oscarpreisträgerin Marion Cotillard („La Vie En Rose“), aber als Vorbereitung auf „Assassin’s Creed“ machten sie sich dann doch mit den Spielen vertraut: „Ich bin kein Gamer“, stellte Fassbender gleich zu Beginn sicher, „aber ich habe es ein wenig gespielt, um mich mit dem Aussehen der Assassinen, ihren Bewegungen und den Parcours-Elementen vertraut zu machen.“ Auch Cotillard kannte sich mit der Welt der Assassinen vor dem Dreh praktisch gar nicht aus: „Aber ein guter Freund von mir ist ein riesiger Fan des Spiels und quälte mich freundlicherweise mit all seinem Wissen über die Reihe.“
In den Spielen und im Film ermöglicht der Animus zwar nur das Erleben der Erinnerungen eigener Vorfahren, doch Fassbender und Regisseur Justin Kurzel wären auch am zerebralen Innenleben ganz anderer historisch bedeutender Persönlichkeiten interessiert: „Jesus Christus“, kommt es wie aus der Pistole geschossen von Fassbender, „obwohl er, soweit ich weiß, nicht mit mir verwandt ist. Oder vielleicht doch? Vielleicht ist er ja auch mit uns allen verwandt!“ Auch Kurzel hatte mit seiner Antwort die Lacher der Reporter auf seiner Seite: „Er ist noch nicht tot, aber die Gedanken von Keith Richards fände ich sehr spannend. Das heißt: Je nach dem, an wie viel er sich noch erinnern kann...“
Als Zuckerschlecken gestaltete sich der mehr als dreimonatige Dreh auf Malta und im spanischen Almería zwar nicht, aber die größte Herausforderung war Fassbender zufolge das Komprimieren des riesigen „Assassin’s Creed“-Universums auf das Wesentliche: „Es war uns wichtig, den Film auf die Schlüsselelemente der Spiele zu beschränken: Templer, Assassinen, der Apfel Edens, das genetische Gedächtnis und der Animus. Wenn wir all diese Dinge dem Publikum nachvollziehbar vermitteln können, dann haben wir schon eine Menge erreicht.“
„Assassin’s Creed“ startet am 27. Dezember 2016 in den deutschen Kinos.