In Deutschland kommen die Turtles erst am 11. August 2016 zurück in die Kinos (geflogen), in den USA läuft „Teenage Mutant Ninja Turtles 2: Out Of The Shadows“ schon am morgigen 3. Juni an. Vom Vorgänger wegen fehlender Werktreue enttäuschten Fans wurde versprochen, dass mit dem neuen Regisseur Dave Green („Earth to Echo“) ein echter Kenner der Comicvorlagen engagiert wurde, der „eine Liebeserklärung an die Turtles“ liefern werde. Von den Kritikern, die ihre Texte bisher veröffentlicht haben, gibt’s aber wenig Liebe.
Geoff Berkshire vom Branchenblatt Variety stellt freudlos fest, dass „die Helden in den Halbschalen in „Teenage Mutant Ninja Turtles: Out Of The Shadows“ zurückkehren – allerdings nur für mehr halbherzigen Spaß.“ Das auch von Michael Bay produzierte Sequel sei „genauso lärmend, hirnbetäubend und anspruchslos wie der Vorgänger“ und weiche „nie von der üblichen Blockbuster-Formel ab.“
Frank Scheck, Berkshires Kollege vom anderen großen Branchenmagazin Hollywood Reporter, hat nicht mal Lust, die Handlung von „Turtles 2“ im Detail wiederzugeben. Denn „ehrlichgesagt werden Kritiker nicht gut genug bezahlt, um Filmen wie diesen ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen.“ Natürlich weiß Scheck, dass es bei einem Film mit mutierten Tieren und wandelnden Alien-Gehirnen nicht darum geht, dass der Plot sonderlich plausibel ist. Doch abgesehen von Momenten, in denen die „einnehmenden Persönlichkeiten“ der Turtles durchscheinen, findet Scheck nichts Gutes. „Zu sagen, dass der neueste „Turtles“-Film besser ist als sein Vorgänger, ist kein echtes Lob. Kleinen Kindern und bestimmten nostalgischen Erwachsenen wird er wahrscheinlich gefallen – und, natürlich, bestimmten männlichen Zuschauern, die Megan Fox in einer Fetisch-tauglichen Schulmädchenuniform sehen wollen.“
Emma Thrower vom britischen Empire bedauert, dass die vier Schildkröten-Helden Raphael (Alan Ritchson), Michelangelo (Noel Fisher), Donatello (Jeremy Howard) und Leonardo (Pete Ploszek) nicht genug Raum bekommen: „Out Of The Shadows“ sei zwar „erheblich besser als der Vorgänger, aber die Menschen hinter der ganzen Sache scheinen sich traurigerweise nicht wirklich für ihre verbrechenbekämpfenden, pizza-essenden Helden zu interessieren.“
Für Michael Nordine von The Wrap ist der Hauptfehler, dass Regisseur Dave Green sich scheue, seinen Film Turtles-typisch verrückt sein zu lassen (nur Krang sei so richtig schön abgefahren). Stattdessen werden Elemente aus DC-Filmen mit denen der Marvel-Konkurrenz gemixt – die Eigenständigkeit fehle und die Rechnung gehe nicht mal auf. „Wir bekommen eine Verfolgungsjagd im ‚Dark Knight‘-Stil mit Shredder anstelle des Jokers, einen umgerüsteten Schrott-Truck wie aus ‚Mad Max‘, genug interne Streitigkeiten, die den Titel ‚Teenage Mutant Ninja Turtles: Civil War‘ rechtfertigten und ein interdimensionales Loch im Himmel, direkt aus dem ersten ‚Avengers‘.“ Dazwischen gebe es nichts, was dem Publikum irgendwie ans Herz gehen könnte.
Drew McWeeny (Hit Fix) dagegen schlägt sich in seiner Kritik auf die Seite der Turtles. Entgegen der Einschätzung Nordines biete Regisseur Green nämlich sehr wohl „die totale Albernheit“ der Vorlage. Dazu zieht McWeeny – wie Nordine – Bösewicht Krang als Beispiel heran, aber auch das mutierte Warzenschwein Bebop (Gary Anthony Williams) und das mutierte Nashorn Rocksteady (Myles Humphus). Und: „Mehr als alles andere gelingt es Green, die Beziehung der Turtles im Film herauszuarbeiten.“ McWeenys Fazit: „Das ist ein Film für Fans der Teenage Mutant Ninja Turtles und fühlt sich an wie ein liebevoller, energetischer Kraftaufwand, der eindeutig aus echter Wertschätzung hervorgeht – dafür, dass es diese Figuren auch nach so vielen Jahren noch gibt.“