Die Frage, die einem bei jeder Episode der bisher sehr verlustreichen sechsten Staffel von „Game Of Thrones“ unter den Nägeln brennt, ist: Wer stirbt diesmal? Die Antwort bei Folge sechs mit dem Titel „Blood Of My Blood“ / „Blut von meinem Blut“ lautet überraschend: niemand. Dennoch geschehen in dieser Episode, die ein wesentlich langsameres Tempo aufweist als die beiden vorherigen, das Adrenalin hochtreibenden Episoden, viele interessante Dinge, die vielleicht erst auf den zweiten Blick bemerkenswert erscheinen. Vor allem werden viele neue Dominosteine aufgereiht, die dann in den vier noch verbleibenden Folgen der aktuellen Staffel fröhlich fallen können. Der Auftakt ist gleich besonders spannend: Er setzt da ein, wo die dramatische Folge „The Door“ aufhörte, und wir sehen die erschöpfte Meera (Ellie Kendrick) und den immer noch in seinen Visionen gefangenen Bran (Isaac Hempstead Wright) bei ihrer Flucht vor den White Walkern.
Dabei zeigen uns Brans Visionen zum ersten Mal eine Figur, von der wir im Verlauf der Serie schon viel gehört haben: Der junge Stark-Sohn sieht den „Mad King“ Aerys Targaryen (David Rintoul) auf dem Eisernen Thron und hört ihn seinen schaurigen Befehl „Burn them all“ / „Verbrennt sie alle“ brüllen. Als Bran und Meera dann von den Zombies eingeholt werden, naht unerwartete Rettung: Brans Onkel Benjen Stark (Joseph Mawle), der seit der ersten Staffel als verschollen galt, taucht plötzlich auf und rettet den Tag. Buchleser spekulieren nun, ob er vielleicht die Figur Coldhands aus den Romanen von George R.R. Martin ist oder zumindest dessen Funktion übernimmt.
Weiter südlich merkt Arya (Maisie Williams) endlich, dass sie doch einen Namen hat, und sagt sich vom vielgesichtigen Gott und der Assassinen-Schule im Haus von Schwarz und Weiß los. Mit Needle in der Hand macht sie sich auf den Weg in ihre Heimat – doch es ist ihr jemand auf den Fersen. In Westeros stellt Sam (John Bradley) derweil seiner Familie Gilly (Hannah Murray) und den kleinen Sam vor, wird jedoch erwartungsgemäß von seinem grausamen Vater Randyll Tarly (James Faulkner), der ihn einst enterbte, zur Schnecke gemacht. Kurzerhand schnappt sich Sam mit neu erwachtem Mut das Familienschwert und seine kleine Familie und macht sich aus dem Staub.
In King’s Landing entscheidet sich König Tommen (Dean-Charles Chapman) für eine Allianz mit dem High Sparrow (Jonathan Pryce) und diese neue Verbindung von Krone und Glaube sagt den mächtigen, aber immer weiter an Einfluss verlierenden Familien Lannister und Tyrell gar nicht zu. Der Siegeszug des High Sparrow geht weiter, während Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) tatenlos mit einer Armee im Rücken zusehen muss, wie sein heroischer Plan, die Tyrell-Kinder aus den Fängen des High Sparrow zu befreien, torpediert wird. Der plötzlich frömmelnden Margaery (Natalie Dormer) nehmen wir ihre Bekehrung zum Glauben aber so gar nicht ab – hier zeichnet sich ein fein geplanter Schachzug der klugen Königin ab, die im Konflikt zwischen den Adelshäusern und dem High Sparrow bestimmt noch eine entscheidende Rolle einnehmen wird.
Jaime soll auf Befehl Tommens die Hauptstadt verlassen und sich um den schwelenden Konflikt in den Riverlands kümmern. Hier poltert nämlich der von allen Fans gehasste Walder Frey (David Bradley), der für den Tod vieler Starks bei der Roten Hochzeit verantwortlich ist, herum, weil Brynden „Blackfish“ Tully (Clive Russell) seine heimatliche Burg Riverrun zurückerobert hat. Frey will das nicht auf sich sitzen lassen und hat für seine Pläne auch ein Ass im Ärmel bzw. einen Gefangenen im Verlies: Blackfishs Neffen Edmure Tully (Tobias Menzies).
Für Daenerys (Emilia Clarke) läuft inzwischen alles ganz wunderbar und der Targaryen-Spross, der so gerne Sklaven befreit, zeigt weitaus weniger Wohlwollen gegenüber ihren Feinden: Sie stachelt ihre Dothraki-Horde zum Krieg in Westeros an, bei dem alle ihre Feinde ihr Leben lassen sollen. Ihre Rede hält Daenerys eindrucksvoll vom Rücken ihres Drachen Drogon.
Somit gibt es nun mehr als genug neue Entwicklungen und sich anbahnende Kriege, Schlachten und Konflikte, für deren Auflösung nur noch vier Folgen Zeit bleiben. Folge sieben sehen wir in der Nacht von Sonntag (5. Juni 2016) auf Montag auf Sky parallel zur US-Ausstrahlung, am Montagabend wird die Folge dann auch in der deutschen Fassung auf SkyAtlantic und bei vielen VoD-Anbietern wie Amazon und iTunes zu sehen sein.
