Die Comicschmiede DC hat ihr Universum mal wieder ein Stück weit neu erfunden. In „Rebirth“ von Geoff Johns erkennt „The Flash“ Wally West (die eigentlich seit einem Reboot des Universums von 2011 nicht mehr existierende erste Version der Wally-West-Figur), dass im Universum von Batman, Superman und Co. etwas gehörig falsch läuft. Wally, der außerhalb des Universums existiert und versucht mit seinen alten Freunden Kontakt aufzunehmen, erkennt, dass niemand mehr weiß, dass es ihn mal gab. Irgendjemand hat den anderen Helden einige Jahre gestohlen. Am Ende des ersten Comics, mit dem neue Einzel- und Gruppenreihen aller Helden in Gang gesetzt werden, entdeckt der Leser dann, wer dafür verantwortlich ist und seine Spielchen mit der Zeit getrieben hat: Dr. Manhattan aus „Watchmen“.
Damit gehört Alan Moores „Watchmen“ und die Figuren daraus nun fest zum DC-Comic-„Justice League“-Universum. Das ist ein Paukenschlag. Doch welche Folgen hat dies für das Filmuniversum? Man könnte vermuten, dass Warner und DC hier einen ähnlichen Weg gehen. Dafür sprechen zwei Personalien. Zack Snyder ist immer noch der entscheidende Regisseur beim Filmuniversum, inszenierte mit „Man Of Steel“ und „Batman V Superman: Dawn Of Justice“ die bisher daraus veröffentlichten Filme. Und er inszenierte auch „Watchmen“. Dazu steckt vor allem Geoff Johns hinter dem „Rebirth“ und ausgerechnet dieser Comic-Autor soll sich nun in leitender Funktion auch um das Filmuniversum kümmern. Das kann doch kein Zufall sein…
…bedeutet aber trotzdem nicht, dass auch im Kino die Universen vereint werden. Geoff Johns kämpft bei DC momentan an so vielen Fronten, weil man ihn für den besten Mann im Haus hält. Er kennt sich mit den Figuren perfekt aus, weiß alle kleinen Details über sie und ihre Geschichten. Daher gab man ihm die Aufsicht über die Neuausrichtung der Comics, die er selbst in die Wege leitete (die folgenden Geschichten werden nun fast alle von anderen Autoren geschrieben). Daher ist er bei den TV-Serien wie „The Flash“ involviert. Und daher hat er nun auch die Aufsicht über die Filmprojekte anvertraut bekommen, wo er sich vor allem in der Drehbuchphase stärker einbringen wird.
Mit dem Comic-„Rebirth“ reagierte DC darauf, dass die Hardcore-Fans seit dem letzten Reboot und der massiven Veränderung der Hintergrundgeschichten einiger Helden ziemlich verärgert sind. Wenn nun augenzwinkernd erzählt wird, dass diesen Figuren einfach ein paar Jahre (und quasi auch ihre hellere Seite, ihre Hoffnung) gestohlen wurde, ist dies auch ein Stück weit Selbstkritik: „Wir haben diesen Figuren ihren Kern gestohlen“, kann man in die eigentlichen Comic-Panels interpretieren. Genau diese Anklage kam von den alten Fans nach dem letzten Reboot, der mit dem „Rebirth“ nun wieder ungeschehen gemacht werden soll. Nun gilt es für DC abzuwarten: Wie die Fans den „Rebirth“ annehmen, kann man noch nicht beurteilen.
Denn das Auftaktheft, in dem Wally unter anderem versucht, Batman und seine eigene Freundin zu kontaktieren, liefert nur die kurze Prämisse für die nun folgenden Geschichten. Ab dem 1. Juni 2016 kommen mit Comics wie „Batman: Rebirth #1“, „Superman: Rebirth #1“ „Green Arrow: Rebirth #1“ etc. die eigentlichen neuen Geschichten heraus. Und selbst dies sind dann erst einmal nur die Auftaktbände. Es wird also noch Monate dauern, bis sich zeigt, ob die Inklusion der Watchmen, die Platzierung von Dr. Manhattan als möglicher Bösewicht und Gegner der Justice League, wirklich die erhoffte Wende bringt. Da „Justice League“ von Zack Snyder bereits mitten in der Produktion ist, bei DC Movies ein grober Plan für die nächsten Jahre steht, wird man keinesfalls dort eine ähnliche riskante Veränderung machen.
Erst in vielen Jahren, wenn sich das neue Comic-Universum etabliert hat, wäre denkbar, dass die Filme sich daran andocken. Bis dahin dürfte Zack Snyders „Watchmen“ aber so lange her sein, dass man diesen Film selbst nicht ins Kinouniversum überführt, zumal auch ein ganz praktischer Grund dagegen spricht: „Watchmen“ wurde von Warner gemeinsam mit Paramount produziert. Es dürfte bei Warner kein Interesse daran bestehen, ein anderes Studio am neuen Universum zu beteiligen. So wäre es - sollte man doch den Weg der neuen Comics irgendwann einschlagen - dann einfacher, möglicherweise nötige Figuren komplett neu einzuführen. Schließlich kann man auch so die Geschichte eines mächtigen Wesens, das gelangweilt auf dem Mars sitzt und die Zeit manipuliert, in Kürze erzählen…