Nach vermeintlicher Bären-Vergewaltigung und dem langersehnten Oscar für Leonardo DiCaprio sorgt Alejandro G. Iñárritus meisterhaftes Western-Drama „The Revenant“ weiterhin für Schlagzeilen abseits des bloßen Filmgenusses. Wie The Guardian berichtet, hat sich nun die 69-jährige Doreen Nutaaq Simmonds aus Alaska empört zum Film zu Wort gemeldet. Bei einem Kinobesuch hat die Frau zu ihrer eigenen Überraschung feststellen müssen, dass ihre Stimme ohne ihr Wissen in einer Szene Verwendung gefunden hat.
In der besagten Sequenz, zu der es kurz nach der Hälfte des Films kommt, ist der Pawnee-Indianer Hikuc (Arthur Redcloud) dabei, eine schützende Unterkunft für den von Leonardo DiCaprio verkörperten und von der Kälte arg mitgenommenen Hugh Glass zu errichten, während im Hintergrund zu hören ist, wie ein Gedicht in einer Sprache amerikanischer Ureinwohner rezitiert wird. Die Stimme dahinter stammt von der besagten Simmonds, der das Ganze zunächst gar nicht aufgefallen ist. Erst ihr Sohn hat sie während der Vorstellung auf diesen Umstand aufmerksam gemacht, wie sie gegenüber Alaska Dispatch News erklärte: „Ich war so in dem versunken, was der Indianer tat, dass ich gar nicht aufgepasst habe. Doch dann habe ich angefangen, genauer hinzuhören. Mein Sohn hat gesagt: ‚Das bist du, Mom.‘ An dem Punkt haben sich meine Ohren geöffnet.“
Nachdem sie ihre eigene Stimme erkannt hat, war Simmonds regelrecht geschockt, da sie für deren Einsatz in dem 135 Millionen Dollar teuren und zweifach oscarprämierten Film weder um Erlaubnis gefragt wurde noch Geld oder zumindest eine Nennung im Abspann bekommen hat. Doch dürfte dies wohl tatsächlich nicht nötig gewesen sein. Ursprünglich stammt die 27 Jahre alte Audioaufnahme nämlich aus dem Lied „Earth and the Great Weather“ von John Luther Adams, der dadurch gemeinsam mit dem Label New World Music die Rechte an dieser besaß und 20th Century Fox daher völlig legitim deren Nutzung gestattete, wie ein Repräsentant des Filmstudios dem Guardian berichtete.
Trotz ihres Unmuts dürfte Doreen Simmonds daher kaum Möglichkeiten haben, rechtlich gegen die Verwendung ihrer Interpretation des besagten Gedichts, das aus der Feder eines kanadischen Inuit stammt, vorzugehen. Wer sich die entsprechende Szene hierzulande noch einmal zu Gemüte führen will, kann dies noch immer in einigen ausgewählten Kinos tun, in denen „The Revenant“ teilweise schon seit dem 6. Januar 2016 läuft.