Mit einem US-Einspielergebnis von mehr als 370 Millionen Dollar ist Mel Gibsons in lateinischer, aramäischer und hebräischer Sprache gedrehtes Bibel-Epos „Die Passion Christi“ der mit großem Abstand erfolgreichste nicht-englischsprachige Film aller Zeiten in den USA! Mit weitem Abstand auf Platz 2 folgt „Tiger & Dragon“ mit gerade einmal 128 Millionen Dollar.
Einen großen Anteil am Erfolg des Films hatten dabei auch die christlichen Kirchen, die ihre „Schäfchen“ gleich busladungsweise zu den Kinos geschafft (oder direkt ganze Säle für Gemeindescreenings gebucht) haben.
Wie fast jeder Überraschungserfolg hat auch „Die Passion Christi“ einen regelrechten Trend losgetreten: Plötzlich entdeckten neben einigen spezialisierten Verleihern auch die großen Hollywoodstudios die finanzielle Zugkraft des christlichen Glaubens – und bringen seitdem mit Produktionen wie „Den Himmel gibt’s echt“ Filme ins Kino, die sich quasi ausschließlich an ein gläubiges christliches Publikum richten (und über die Kirchen auch direkt an ein solches vermarktet werden).
Aber wie vermarktet man dann einen Film am besten, der sich gerade gegen die Institution der Kirche wendet? Genau, mit der Hilfe von Satanisten!
Der seit seiner Weltpremiere auf dem Sundance Filmfestival vielfach preisgekrönte Horrorfilm „The Witch“ (deutscher Kinostart: 19. Mai 2016) spielt im 17. Jahrhundert kurz vor den Hexenprozessen in Salem, also zu einer Zeit, in der die religiösen christlichen Massen in eine regelrechte Hexenverbrennungs-Hysterie verfallen sind. Wenn man eine Nachbarin nicht mochte oder sie auch nur irgendwie merkwürdig fand, dann wurde sie halt als Hexe verbrannt.
Genau gegen solche religiösen Auswüchse stellt sich die Bewegung The Satanic Temple, mit der gemeinsam der US-Verleih A24 nun Marketing-Vorführungen von „The Witch“ veranstaltete, in deren Rahmen auch satanische Rituale abgehalten wurden.
Trotz satanischer Symbole und Rituale (hier geht’s zu den FAQ der Webseite) handelt es sich bei den weltweit 100.000 Mitgliedern des Satanic Temple übrigens nicht um Satanisten im herkömmlichen Sinne – sie glauben nämlich weder an die Existenz Satans noch an die Existenz eines Gottes. Stattdessen geht es ihnen darum, alle Religionen, allen Aberglauben und alle archaischen Traditionen abzulehnen – und sich stattdessen ausschließlich auf menschliches Mitgefühl, wissenschaftliche Erkenntnisse und einen gesunden Menschenverstand zu berufen.
Damit passt „The Witch“ natürlich perfekt: Denn darin geht es ja gerade darum, wie eine Familie an den Vorwürfen der Hexerei gegen eine der Töchter zerbricht. Sowas menschenverachtendes würde es mit den „Satanisten“ nämlich nicht geben!