Im April waren wir in Mexiko-Stadt zu Besuch beim Dreh der „Spectre“-Eröffnungsszene (--> hier geht’s zum ausführlichen Setbericht). Neben unserem Video-Interview mit den Bösewicht-Darstellern Christoph Waltz und Dave Bautista hatten wir auch das Glück, abends im Hotel noch ein wenig mit 007 persönlich sprechen zu können:
FILMSTARTS: Euer Produzent Michael Wilson hat uns erzählt, dass die Tag-der-Toten-Sequenz, die ihr hier gerade in Mexiko dreht, die aufwändigste Szene in der Geschichte der Bond-Filme sei. Kannst du das bestätigen?
Daniel Craig: Ich habe ja nicht in jedem Bond-Film mitgespielt, ich weiß es also nicht. Aber ich habe schon einige sehr große Filme gedreht – und das hier ist definitiv die aufwändigste Sequenz, an der ich je beteiligt war.
FILMSTARTS: Wie sehr wird sich „Spectre“ von „Skyfall“ unterscheiden? James Bond hat ja in „Skyfall“ auch psychologisch eine Menge mitmachen müssen.
Daniel Craig: Er ist nicht länger psychisch angeschlagen, das Thema ist jetzt durch. Ansonsten kann ich gar nicht viel dazu sagen, ohne den Plot zu verraten. Wir haben mit „Skyfall“ einen sehr erfolgreichen und - wie ich finde - sehr guten Film gemacht; und nun ist es eben unsere Aufgabe, einen noch besseren Film zu machen. Mit dem Ziel haben wir das Projekt begonnen – und hoffentlich werden wir es auch erreichen.
FILMSTARTS: Kannst du uns verraten, was du persönlich zum Skript von „Spectre“ beigetragen hast?
Daniel Craig: Ich arbeite jetzt seit zwei Jahren mit dem Regisseur und den Drehbuchautoren daran. Einzelne Ideen kann ich jetzt echt nicht mehr auflisten, aber es waren eine Menge – und einige davon waren auch echt mies. Aber zum Glück arbeite ich mit sehr guten Leuten zusammen, die mich das dann auch wissen lassen.
FILMSTARTS: Hattet ihr beim Schreiben des Skripts das Gefühl, dass ihr euch nach dem unglaublichen Erfolg von „Skyfall“ nirgendwo mehr zurückhalten müsst, sondern jetzt so richtig in die Vollen gehen könnt?
Daniel Craig: Ich denke schon. Der Erfolg von „Skyfall“ hatte etwas sehr Befreiendes – und das war auch der Grund, warum ich noch einen weiteren Bond-Film machen wollte. Mit „Skyfall“ haben wir nun eine Art Sprungbrett, mit dessen Hilfe wir jetzt all diese Dinge tun können – zum Beispiel hier in Mexiko für unsere Eröffnungssequenz den Tag der Toten mit mehr als 1.000 Statisten nachstellen.
FILMSTARTS: Nachdem ihr die Rechte am Namen „Spectre“ zurückbekommen habt, war da sofort klar, dass ihr das für den nächsten Film auch gleich nutzt – oder gab es da auch andere Ideen?
Daniel Craig: Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern. Ich wusste lange gar nicht, dass wir die Rechte mal verloren hatten… das zeigt, wie wenig ich so weiß. (lacht)
FILMSTARTS: Hattest du denn einen großen Anteil daran, dass Sam Mendes als Regisseur für einen weiteren Film zurückgekommen ist?
Daniel Craig: Ja, ich habe ihm ein Pistole an den Kopf gehalten (lacht) und gesagt: „Du wirst diesen Film verdammt noch mal machen!“
FILMSTARTS: Wir haben heute den ersten Trailer zum Film gesehen - und er wirkt sehr düster…
Daniel Craig: Es ist ein Teaser und er ist tatsächlich sehr düster. Aber es ist eben auch wirklich nur ein Teaser, der nicht den Ton des ganzen Films repräsentiert.
FILMSTARTS: „Spectre“ wird also nicht so düster wie „Skyfall“.
Daniel Craig: Er wird sehr, sehr anders…
FILMSTARTS: Wie war die Zusammenarbeit mit Christoph Waltz?
Daniel Craig: Er hat zwei Oscars, ein Albtraum! (lacht) Wir hatten so viel Glück mit dem ganzen Cast. Ich kann immer noch nicht richtig glauben, dass Leute wie Léa Seydoux, Monica Bellucci oder Christoph Waltz tatsächlich kommen und mit mir arbeiten wollen. Das ist ein großes Privileg für mich.
FILMSTARTS: Er spielt also Blofeld?
Daniel Craig: Du weißt doch, dass ich die Frage nicht beantworten kann…
FILMSTARTS: „Skyfall“ ist der erfolgreichste britische Film aller Zeiten – erhöht das den Druck?
Daniel Craig: Ja und nein. Ich konnte mir vorher gar nicht vorstellen, dass ein Bond-Film derart erfolgreich sein kann – und natürlich bringt das eine Menge Druck mit sich, allerdings fantastischen Druck. Gemeinsam mit Sam Mendes haben wir eine filmische Sprache entwickelt, die zwar mit einem Bein in der Vergangenheit steht, zugleich aber auch sehr modern ist - und genau da wollen wir jetzt unbedingt weitermachen.
FILMSTARTS: Wir dies dein letzter Bond-Film?
Daniel Craig: Momentan interessiert mich nur, wie wir diesen Film fertig bekommen. Das ist alles, woran ich denke. Ich liebe die Arbeit an Bond – und ich hatte bei „Spectre“ mehr Spaß als bei all den anderen zusammen. Wir werden sehen, ich weiß es noch nicht. Einen Vertrag für einen weiteren Film habe ich aber bis jetzt nicht.
FILMSTARTS: John Cleese hat im vergangenen Jahr beklagt, dass die Bond-Filme nicht mehr so viel Humor und dafür mehr Actionszenen haben als früher, damit sie besser für ein internationales Publikum funktionieren…
Daniel Craig: Ich weiß nicht, was genau John gesagt hat, aber wir denken nicht auf diese Art. Wir machen einfach den besten Film, den wir machen können – und ich denke, dass wenn man unbedingt dem einen oder anderen Publikum gefallen will, dann hat man schon verloren. Wir steuern den Film nicht in eine bestimmte Richtung, weil wir uns davon einen größeren Markt versprechen – zumindest ich ganz bestimmt nicht. Das wäre der Feind der Kunst und totale Zeitverschwendung.
FILMSTARTS: Ist es denn einfacher oder schwieriger geworden für dich seit „Casino Royale“?
Daniel Craig: Leichter. Nach meiner Besetzung als Bond in „Casino Royale“ habe ich ja noch einen ziemlichen Shitstorm geerntet – und zum Glück ist der Film dann ein riesiger Erfolg geworden.
FILMSTARTS: Hast du einen Lieblings-Bond-Film?
Daniel Craig: Mein Favorit? „Liebesgrüße aus Moskau“! Aber jedes Mal, wenn mir jemand die Frage stellt, nenne ich einen anderen Film… (lacht)
FILMSTARTS: Was ist das wichtigste Kriterium für ein Bond-Girl?
Daniel Craig: Oh, halt die Klappe! (lacht) Denk dir einfach selbst was aus und schreib, dass ich das gesagt habe. Ich verspreche auch, dass es mir nichts ausmachen wird.