Die drei Blütephasen des Western liegen schon eine ganze Weile hinter uns. Die erste Hochzeit des Genres dauerte – mit all ihren klassischen Westernmythen und edelmütigen Helden – von den 1920ern bis in die 1950er an. Später räumten die Spaghetti-Western und die Regisseure des „New Hollywood“ in den Sechzigern und Siebzigern mit den klassischen Regeln des Genres wieder auf. Der Erfolg von Kevin Costners klassizistischem Western-Epos „Der mit dem Wolf tanzt“ löste schließlich noch eine kurzlebige Wiederauferstehung des Genres in der ersten Hälfte der neunziger Jahre aus. Trotz kolossaler Kinoflops wie „Lone Ranger“ ist der Western aber bis heute nicht ganz totzukriegen. Stattdessen startet diese Woche zum Beispiel der von der Kritik gelobte Anti-Western „Slow West“ (--> zur 4-Sterne-Kritik), eine knackig-kurze, grandios gefilmte Dekonstruktion des romantisierten Wilden Westen. Ein waschechter Anti-Western eben.
Nun ist das mit dem Terminus „Anti-Western“ so eine Sache, schließlich handelt es sich auch bei dieser Gegenströmung zum klassischen Western meist selbst um Western. Dabei bezieht sich das „Anti“ vor allem darauf, dass hier Abschied vom romantischen und idealisierten Bild des Wilden Westen genommen wird und an die Stelle der helden- wie tugendhaften Cowboys meist brutale und nicht selten käufliche Outlaws treten. Auf den folgenden Seiten präsentieren wir euch unsere sieben Favoriten dieser revisionistischen Western-Gegenströmung, die auf ganz unterschiedliche Weisen das Heldentum und die Lagerfeuerromantik des Wilden Westens demaskieren – und das oft sogar auf narrativer und visueller Ebene.