No Country For Old Men
Der Neo-Western hat sich als besonders fruchtbarer Boden für den Anti-Western erwiesen. Schließlich stellen Neo-Western fast immer die Gesetze traditioneller Western komplett auf den Kopf. Das trifft auch auf den mit vier Oscars ausgezeichneten „No Country For Old Men“ der Coen-Brüdern zu, die hier den gleichnamigen Roman von Vorzeige-Zyniker Cormac McCarthy verfilmten. Keiner der drei Protagonisten entspricht auch nur im Entferntesten dem klassischen Western-Typus: Josh Brolins Llewelyn Moss ist nicht der strahlende Cowboy, sondern ein korrupter und egozentrischer Ganove; Tommy Lee Jones' Ed Bell ist kein mutiger Sheriff, sondern ein zweifelnder und zaghafter Grübler; und Javier Bardems ikonischer Auftragskiller Anton Chigurh ist so kalt und amoralisch, dass er selbst die bösartigsten Antagonisten der Westerngeschichte noch in den Schatten stellt. Die trostlose Steppenlandschaft Texas' wiederum fängt Kameramann Roger Deakins in so fantastisch nüchtern-schmucklosen Bildern ein, das absolut nichts mehr von der Wild-West-Romantik übrigbleibt.