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    Angebliche Krise bei Warner und DC: Aufbau des Comichelden-Universums bereitet Probleme

    Während man nach "Avengers 2" bei Marvel bereits dem Abschluss von Phase 2 mit dem baldigen Kinostart von „Ant-Man“ entgegenblickt, ist man bei Warner/DC noch immer dabei, überhaupt ein Comichelden-Universum aufzubauen – offenbar mit Schwierigkeiten.

    DC

    Warner hat es sich zum Ziel gesetzt, Disney und Marvel nachzueifern und mit seinen Lizenzen für die Kinoadaptionen von DC-Comics ein eigenes Superhelden-Universum aufzubauen. Was bei Marvel die „Avengers“ sind, ist bei DC die „Justice League“, die von Warner voraussichtlich 2018 auf das Kinopublikum losgelassen werden soll. Zu der Heldentruppe gehören auch Batman und Superman, die sich ab dem 24. März 2016 in „Batman v Superman: Dawn Of Justice“ die Köpfe einschlagen werden. Superman absolvierte mit Henry Cavill als Darsteller bereits einen Auftritt in „Man of Steel“, Batman wurde mit Ben Affleck neu besetzt. So weit, so gut – aber da sind noch jede Menge anderer Superhelden, die von Warner auf den Weg gebracht werden müssen. Diese haben teilweise bereits kurze Auftritte in „Batman v Superman“, geben ihr Debüt in Solofilmen oder werden bei der gemeinsamen Mission aller Helden nebenher eingeführt. Doch nun berichtet The Hollywood Reporter, dass gerade die Solofilme über neue Figuren Warner Probleme bereiten, insbesondere „Wonder Woman“ und „Aquaman“. Das größte Problem soll sein: Es fehle bei Warner ein Steuermann für das Großprojekt „DC Comics cinematic universe“, jemand, der alle Autoren, Produzenten und Regisseure insofern kontrolliert, als das am Ende alle Fäden schlüssig zusammengeführt werden können.

    Schon bei „Wonder Woman“ kam es noch vor Beginn der Produktion zu Problemen, als Regisseurin Michelle MacLaren das Projekt überraschend verließ und im Handumdrehen durch Patty Jenkins ersetzt wurde. Betrachtet man die Probleme, die angeblich der Grund für MacLarens Ausstieg gewesen sein sollen, nämlich kreative Differenzen, wird deutlich, dass Warner eine klare Richtlinie für seine Regisseure fehlt. Während MacLaren eine actionaffine „Wonder Woman“ wollte, soll Warner angeblich an einer figurenzentrierten Geschichte mit weniger Action interessiert gewesen sein – doch wie genau soll die Figur eigentlich angelegt werden, damit sie am Ende gut in die „Justice League“ passt? Auch hier fehlt laut The Hollywood Reporter offenbar wieder jemand, der das Sagen hat. Stattdessen mischen viele Köche mit, für „Wonder Woman“ sollen fünf Autoren engagiert worden sein, die alle einen ersten Akt des Drehbuchs einreichen sollten, um den Job zu ergattern. Für „Aquaman“ soll es drei verschiedene Drehbuch-Entwürfe geben. Eines der Bücher soll laut der Quellen des THR verworfen worden sein, nachdem Warner seine Regeln für das DC-Film-Universum, an die sich der Autor gehalten hatte, plötzlich wieder änderte – somit wurde die Arbeit des Autors unbrauchbar. Ein anderer Autor soll monatelang in der Warteschleife gehalten worden sein, da sich das Studio nicht über die Vorgaben klarwerden konnte.

    Während bei Disney/Marvel Kevin Feige als Oberaufseher des MCU gilt, steht bei Warner/DC derzeit wohl Regisseur Zack Snyder am ehesten noch in der Nähe des oberen Endes der Befehlskette - schließlich ist er bei Figuren wie Wonder Woman für ihren ersten kurzen Auftritt in „Batman v Superman“ verantwortlich, gibt damit schon ein Stück weit die Richtung vor. Doch das Problem ist: Da Snyder selbst Regisseur von einigen Projekten ist, fehlt ihm die Zeit, sich ausgiebig um die anderen Filme zu kümmern. Zudem hat er selbst als eigentlich nur für bestimmte Filme angeheuerter Regisseur nicht die entsprechende Entscheidungsgewalt, um zum Beispiel einen Autor für einen anderen Film zu verpflichten oder zu feuern. Während man bei Warner ganz klar versucht, dem MCU nachzueifern, scheint man die Erfolgsstrategie von Marvel nicht ganz so gut kopieren zu können. Und die Strategie scheint das Wichtigste zu sein, denn wie Analyst Michael Nathanson von MoffettNathanson erklärt: „Es liegt alles in der Ausführung.“ THR zitiert eine seiner Quellen: „Warner war einfach nicht gründlich beim Erschaffen des DC-Comic-Kinouniversums und wie jede Figur da reinpassen soll. Und sie schaffen es auch nicht, das Beste aus der Arbeitszeit der Autoren herauszuholen, indem sie ihnen eine Richtung vorgeben.“

    Ein Warner-Insider nennt das Vorgehen des Studios bei „Wonder Woman“ selbst „unorthodox“ – sieht hier aber auch gleichzeitig den Versuch des Studios, sich von Marvel abzugrenzen. Man wolle bei Warner eine Strategie entwickeln, bei der die einzelnen Regisseure der Filme die Richtung vorgeben würden, im Gegensatz zu Marvel, bei denen Kevin Feige das Sagen hat und den Regisseuren Vorschriften machen kann. Deswegen suche man auch nach Regisseuren, in die man volles Vertrauen habe. Dennoch bleibt die Frage, wer am Ende die Parameter für alle noch kommenden Filme vorgibt, damit sich in „Justice League“ alles sinnvoll zusammenfügt. Wie bereits erwähnt, ist Snyder ein Kandidat für den Posten. Gemeinsam mit Ehefrau Deborah produzierte er schon „Man of Steel“ und legte damit den Grundstein für die neue Superhelden-Truppe. Auch Produzent Charles Roven könnte mit seinem Team diese Führungsrolle übernehmen. Gegen Snyder in dieser Position sprach sich laut THR aber auch ein Marvel-Insider aus: „Man kann diese Rolle nicht an einen Filmemacher übergeben. Man muss sie jemandem geben, der eine einheitliche Vorstellung von den Figuren hat.“

    Bei „Wonder Woman“ soll man neben der Verpflichtung einer neuen Regisseurin inzwischen immerhin auch dem Drehbuch einen Schritt nähergekommen sein, habe man doch die Zahl der potenziellen Autoren von fünf auf zwei reduzieren können, nachdem jeder einen ersten Akt seiner Drehbuch-Idee vorgelegt hatte. Einer der beiden verbliebenen Kandidaten ist Jason Fuchs („Pan“), der andere Name ist nicht bekannt. Dennoch wurde das Vorgehen des Studios bei der Autoren-Auswahl von einer der Produktion nahestehenden Person scharf kritisiert: „Es fühlte sich an, als würden sie einfach Scheiße an die Wand werfen und sehen, was hängenbleibt.“

    Doch bei all diesen Unkenrufen findet Analyst Nathanson auch versöhnliche Worte, denn man müsse schließlich erst einmal abwarten, wie die Filme werden. Die nächste Gelegenheit dazu ergibt sich am 24. März 2016, wenn „Batman v Superman: Dawn of Justice“ mit Ben Affleck, Henry Cavill, Gal Gadot, Amy Adams, Jesse Eisenberg, Diane Lane, Jeremy Irons und Laurence Fishburne im Kino startet.

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