"American Sniper", bei uns seit dem 26. Februar 2015 in den Kinos, ist der erfolgreichste Eintrag in Clint Eastwoods langer Filmografie und außerdem der Kriegsfilm mit dem aktuell höchsten Einspielergebnis. Doch die Adaption, die auf der Autobiografie des Navy SEALs Chris Kyle basiert, ist nicht nur kommerziell erfolgreich, sondern vor allem umstritten. Die Kritik, die von Medien und Zuschauern geäußert wird, greift unterschiedliche Aspekte des Films auf. FILMSTARTS etwa attestiert dem "emotional durchaus mitreißenden Kriegsfilm" ein "enttäuschend einseitiges" Porträt des Protagonisten. Von anderer Seite wird die Darstellung der irakischen Kämpfer bemängelt, die dieser Sicht nach eindimensional bleiben. Wie einem Hintergrundartikel des Hollywood Reporter zu entnehmen ist, hätte der ursprünglich vorgesehene Regisseur Steven Spielberg eine Version abgeliefert, in der die Gegenseite stärker beleuchtet worden wäre.
In "American Sniper" hat es der meisterhafte Scharfschütze Chris Kyle (Bradley Cooper) im Irak mit einem Sniper zu tun, der ihm das Wasser reichen kann: Mustafa (Sammy Sheik). Diesem Gegner ist der echte Kyle wohl nie begegnet, die Figur wurde vor allem aus dramaturgischen Gründen in den Film aufgenommen – und sie bleibt blass. Der Hollywood Reporter schreibt nun, dass Steven Spielberg das Skript von Jason Hall mit unterschiedlichen Ideen ergänzen wollte, darunter soll auch eine größerer Part des feindlichen Snipers gewesen sein. "Er war ein Spiegel von Chris, auf der anderen Seite", zitiert der Hollywood Reporter den Drehbuchautor Jason Hall. "Es war genauso ein psychologisches wie ein physisches Duell.
Durch Spielbergs Skript-Erweiterungen verteuerte sich das Projekt angeblich über das von Warner bei 60 Millionen Dollar fixierte Budget und weil der Regisseur keinen inhaltlichen Kompromiss eingehen wollte, sei er ausgestiegen. Clint Eastwood sprang ein, sein "American Sniper" bekam sechs Oscarnominierungen, eine Auszeichnung für den besten Tonschnitt und wurde zum Kassenerfolg – aber eben auch zur Zielscheibe von Kritik, der Spielberg vielleicht nicht ausgesetzt worden wäre.