Nachdem er an der Seite von Ian McKellen und Martin Freeman gerade haufenweise Orks niedergemäht hat (--> zu unserem ausführlichen Setbericht), stellt sich Bard-Darsteller Luke Evans auch noch den internationalen Journalisten, um mit uns über die Dreharbeiten so weit weg von Hollywood, über das harte Training für die Rolle und den Luxus, zur Abwechslung mal seinen Akzent behalten zu dürfen, zu sprechen.
FILMSTARTS: Was hat dir bei der Arbeit an diesen drei Filmen am meisten Freude gemacht?
Luke Evans: Das ist eine harte Frage. Aber ich denke die Arbeit mit Peter Jackson. Ich mag seine Art Regie zu führen und seine Aufmerksamkeit für Details. Er huscht nicht über einzelne Szenen hinweg, sondern ermöglicht einem immer viele Takes, was ein wahres Geschenk für einen Schauspieler ist, denn nur so kann man wirklich verschiedene Dinge ausprobieren.
FILMSTARTS: Du darfst im Film deinen walisischen Akzent beibehalten. Wie ist das für dich?
Luke Evans: Das ist echt schön. Es ist überhaupt erst mein zweiter Film, bei dem ich das konnte. Der erste war „Sex& Drugs & Rock & Roll“, in dem ich an der Seite von Andy Serkis einen realen Charakter spiele, aber der stammt eben auch aus Wales. Außerdem hatte ich in dem Film auch nur ein paar Dialogzeilen. Aber als ich gebeten wurde, meinen walisischen Akzent zu benutzen, habe ich gar nicht darüber nachgedacht, was das für Bard und seine Vorfahren bedeutet. Denn wenn Bard Walisisch spricht, dann haben auch alle seine Vorfahren Walisisch gesprochen – und so wurden nun eine Menge walisischstämmige Schauspieler aus Australien und Neuseeland für den Film besetzt, was mich sehr freut. Zudem ist es auch schön, zur Abwechslung mal beim Spielen nicht die ganze Zeit an seinen Akzent denken zu müssen.
FILMSTARTS: Wie glaubst du wird ein Blockbuster wie dieser deine weitere Karriere beeinflussen?
Luke Evans: Ich hoffe natürlich positiv. Wenn ein paar Milliarden Menschen über die Jahre deinen Film sehen, dann hoffst du sicher, dass das auch einen Eindruck hinterlässt. Und je mehr der Film und der Charakter gemocht wird, desto besser ist das Gefühl, das er bei den Leuten hinterlässt. Ich denke sogar, dass es mir schon jetzt einige meiner weiteren Projekte gesichert hat, dass ich hier beim „Hobbit“ dabei bin.
FILMSTARTS: Viggo Mortensen hat einmal gesagt, dass er sich seit „Herr der Ringe“ endlich nur noch genau die Rollen aussuchen kann, die er auch unbedingt spielen will…
Luke Evans: Das ist doch etwas Wundervolles. Karriere ist für einen Schauspieler keine einfache Sache. Ich zumindest habe schon eine Menge Tiefpunkte in meiner Karriere erlebt. Es freut mich also, dass er nun diese Freiheit hat, sich seine Projekte auszusuchen.
FILMSTARTS: Du warst in den vergangenen Jahren ja an einer Reihe von Blockbustern beteiligt. Aber wenn ihr hier in Neuseeland dreht, fühlt sich das eigentlich wie ein Teil der Hollywood-Maschinerie an oder ist es etwas völlig anderes, hier unten zu arbeiten?
Luke Evans: Es fühlt sich schon wie eine Hollywood-Produktion an, denn die schieren Ausmaße sind natürlich vergleichbar mit der von anderen Großproduktionen. Es ist ein unglaublich professionelles Unterfangen, da spürt man dann schon den Einfluss von Hollywood. Aber abgesehen davon ist die Atmosphäre ganz anders als an allen anderen Sets, an denen ich bisher gearbeitet habe. Das hat wohl damit zu tun, dass die Neuseeländer einfach eine sehr natürliche Art haben. Sie sind Teamspieler, deshalb haben sie auch eine so gute Rugby-Mannschaft. Es gibt keine echte Hierarchie, jeder bringt sich zu 100 Prozent ein und niemand beschwert sich. Und zu dieser Atmosphäre trägt auch jeder bei, vom Catering bis zu den Leuten, die die Toiletten sauber halten. Ich war zwischendurch an einem anderen Set und hatte gehofft, dass es dort auch so sein würde, aber das war es überhaupt nicht. Ich genieße es also sehr, hierher zurückzukehren. Man gibt seinen Andere-Welt-Mantel einfach am Flughafen in Auckland ab und schlüpft dann einfach in diese Mittelerde-Art zu arbeiten, solange man hier ist.
FILMSTARTS: In der Szene vorhin musstest du ja eine ganze Reihe Orks vermöbeln – wie sah denn dein Training für die Rolle aus?
Luke Evans: Die Bewegungen für diese Sequenz habe ich zwar erst heute Morgen gelernt, aber ich trainiere jetzt schon wieder seit zweieinhalb Wochen mit den Stuntleuten, denn ich werde in den kommenden eineinhalb Wochen noch einige Szenen drehen, die noch viel aufwändiger sein werden, mit viel mehr verschiedenen Orks. Es ist großartig, aber auch körperlich sehr herausfordernd. Wenn ich mein Kostüm ausziehen würde, könntet ihr sehen, dass ich am ganzen Körper getapt bin, etwa um meinen Handgelenk zu unterstützen, denn man muss schon richtig zuschlagen und kann nicht einfach nur so tun. Diese Orks sind viel größer als man selbst und es muss so aussehen, als würde man sie tatsächlich fertigmachen. Man muss also schon auf sich achtgeben. Heute Morgen wurde ich getapt und heute Abend werde ich es mit Eis kühlen, das ist eben ein Teil des Jobs. Ein paar Kratzer und Beulen bekommt man eben immer ab….
FILMSTARTS: Wie war es denn überhaupt, zur Mittelerde-Filmreihe hinzuzustoßen? Da gibt es schließlich schon diese ganze riesige Tradition…
Luke Evans: Es war verdammt aufregend. Allerdings hat es auch etwas gedauert, bis ich das überhaupt richtig realisiert habe, denn an dem Tag, an dem ich den Job bekommen habe, war ich gerade auf dem Weg nach New Orleans, um dort einen anderen Film zu drehen. Ich hatte also gar keine Zeit, um zu schnallen, was mir da eigentlich gerade angeboten wurde. Aber es ist einfach von vorne bis hinten eine brillante Erfahrung. Jetzt komme ich hierher, um zwei Monate lang Nachdrehs zu machen – niemand hat sonst zwei Monate, um noch Dinge zu verbessern! Das hier ist der einzige Job, bei dem es so etwas gibt.
FILMSTARST: Als du das Buch zum ersten Mal gelesen hast, hast du dich da selbst als Bard oder eine andere Figur gesehen?
Luke Evans: Das ist schwer zu beantworten. Denn beim ersten Lesen war ich noch sehr jung und beim zweiten hatte ich die Rolle schon bekommen. Aber ich denke, ich habe als Bard schon den passenden Platz gefunden. Ich bin ihm schon sehr ähnlich. Ich denke, ich könnte keinen Thranduil und auch keinen Zwerg spielen. Thorin ist aber trotzdem ein fantastischer Charakter, an dem hätte ich mich wahrscheinlich auch gerne ausprobiert.
FILMSTARTS: Thorin-Darsteller Richard Armitage hat uns im Interview verraten, dass er sich beim Lesen des Buchs eher als Bilbo gesehen hat…
Luke Evans: Oh, wirklich? Das ist interessant. Seine Stimme ist aber viel zu tief für Bilbo.
„Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere“ startet am 10. Dezember in den deutschen Kinos!