"Offensichtlich ist die Zeit noch nicht reif dafür", sagte Fatih Akin der türkisch-armenischen Zeitung Agos im Bezug auf den von ihm geplanten und bereits geschriebenen Film über den ermordeten Journalisten Hrant Dink, dessen Realisierung er nun aufgegeben hat.
Der Armenier mit türkischer Staatsbürgerschaft Dink war jahrelang Herausgeber ebendieser Zeitung und wurde von türkischen Extremisten aufgrund der öffentlich von ihm vertretenen Positionen 2007 auf offener Straße erschossen. Im auf Armenisch und Türkisch veröffentlichten Blatt Agos kritisieren Journalisten die Behandlung der in der Türkei lebenden Armenier und beklagen die Abstreitung des Völkermords der Türkei an Armeniern während des Ersten Weltkriegs.
"Gegen Die Wand"-Regisseur Akin, der Dinks Schicksal nun auf die Leinwand bannen wollte, hat das Projekt abgesagt, nachdem kein türkischer Schauspieler laut Akins Aussage bereit war, die Rolle des Journalisten zu spielen. Dink war wegen der in der Türkei verbotenen "Bestrafung des Türkentums" mehrmals angeklagt worden und sei daher ein so heißes Thema, dass Filmemacher wie Schauspieler es aus Angst meiden - auch hatten die Schauspieler, denen Fatih Akin die Rolle anbot, das Drehbuch wohl als "zu drastisch" kritisiert.
Stattdessen drehte Akin nun "The Cut", der direkt den Völkermord an den Armeniern zum Thema hat. Dafür sei die Türkei bereit, erklärte Akin. Der Film wird auf den internationalen Filmfestspielen von Venedig 2014 uraufgeführt und kommt am 16. Oktober 2014 in die deutschen Kinos.