Platz 21
„Barfuß durch die Hölle“-Trilogie
Masaki Kobayashi, Japan 1959
Oft bewahrheitet sich das Sprichwort, dass die Würze in der Kürze liegt. Manchmal jedoch erfordert ein Stoff einfach etwas mehr Raum, um sich zu entfalten. Das Antikriegsdrama „Barfuß durch die Hölle“ ließe sich gewiss auch in zwei Stunden erzählen, aber Regisseur Masaki Kobayashi nahm sich trotzdem volle neun Stunden, um über das Seelensterben im Kriege zu berichten.
Sein Protagonist ist der junge Japaner Kaji, der sich in der besetzten Mandschurei des Zweiten Weltkrieges darum bemüht, seine Menschlichkeit nicht zu verlieren. Als Kommandant eines Kriegsgefangenenlagers versucht er vergeblich, die Wärter von ihrer Grausamkeit den Gefangenen gegenüber abzubringen, bevor er an die Front versetzt wird und selbst in Barbarei zu verfallen droht. Die Verfilmung des autobiografisch gefärbten Romans von Gomikawa Jumpei gehört zu den vergessenen Meisterwerken der Kinogeschichte, was auch auf seine mehr als stolze Länge zurückzuführen ist. Um bei 574 Minuten Spielzeit weder inhaltlich noch gestalterisch die Zügel aus den Händen gleiten zu lassen, braucht es schon einen wahren Meister. Kobayashi nahm die Herausforderung an und stemmte einen Film, den es zu entdecken und zu durchleben gilt. Wer es wagt, wird ihn nie mehr vergessen.