Platz 20
„Die Verdammten des Krieges“
Brian De Palma, USA 1989
Als der deutsche Regisseur Michael Verhoeven 1970 die Geschichte der Vertuschung der Vergewaltigung und anschließenden Ermordung einer jungen Einheimischen durch amerikanische G.I.s während des Vietnamkrieges unter dem Titel „O.K.“ verfilmte, sorgte das auf der Berlinale für einen Skandal, der zum Abbruch des Festivals führte. Dass sich 19 Jahre später ausgerechnet der Hitchcock-Jünger und Gewaltstilist Brian De Palma des gleichen Stoffes angenommen hat, überraschte nicht wenige. Doch es passt. Im Herzen ist „Die Verdammten des Krieges“ ein Thriller über moralische Deformationen und das alte Wechselbad von Schuld und Sühne und als solcher ein typischer De Palma: Auch ein Verbrechen zu Kriegszeiten bleibt in erster Linie ein Verbrechen.
Der Regisseur entlockt seinen Darstellern, zu denen neben Michael J. Fox und Sean Penn auch die jungen John C. Reilly und John Leguizamo gehören, frühe Höchstleistungen. Dass er wie kein Zweiter an der Suspense-Schraube drehen und den Zuschauer in die Sitze pressen kann, muss nicht mehr erwähnt werden. Aber wer in De Palma stets nur einen kalten Regie-Technokraten sah, wird nach der herzzerreißenden Leidensgeschichte der jungen Tran Thi Oanh (Thuy Thu Le) anders über ihn denken. „Die Verdammten des Krieges“ ist kein leicht verdauliches Kriegsdrama, sondern formal und inhaltlich kantig und unbequem.