Platz 22
"Sherlock"
Steven Moffat & Mark Gatiss, Großbritannien 2010-...
Manche Konzepte sind so genial, so einleuchtend, dass man sich unweigerlich fragt, warum eigentlich noch niemand vorher darauf gekommen ist: Eine Serie über die allseits bekannten und beliebten Fälle des wohl berühmtesten Privatdetektivs aller Zeiten, Sherlock Holmes, doch angesiedelt nicht etwa (wie bei Arthur Conan Doyle) im London des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, sondern ziemlich genau 100 Jahre später. Auch die Figurenkonstellation bleibt dabei natürlich erhalten, im Mittelpunkt stehen nach wie vor der ebenso brillante wie exzentrische Holmes (Benedict Cumberbatch) und sein eher bodenständiger Partner Dr. Watson (Martin Freeman), doch auch die modernen Gegenstücke zu Charakteren wie Irene Adler, Professor Moriarty oder Sherlocks Bruder Mycroft treten auf. Wie dabei auch abseits der Figuren immer wieder auf Doyles Romane und Erzählungen angespielt wird, ist ein echtes Kunststück: Seien es die bereits erwähnten Fälle, Hintergrundgeschichten wie Watsons Afghanistan-Einsatz oder einfach nur winzige Details – all das wird mal mehr, mal weniger offensichtlich aufgegriffen und elegant in das moderne Setting eingebunden.
Mit ihrer Laufzeit von jeweils etwa 90 Minuten sind die einzelnen Folgen von „Sherlock“ deutlich länger als sonst bei Serien der Fall und diese längere Laufzeit nutzen die kreative Köpfe hinter „Sherlock“ für eine erfrischend unkonventionelle und deswegen auch umso packendere Inszenierung: Immer wieder wird das Bild etwa von eingeblendeten SMS, Mails und Internetseiten überlagert, beinahe schwerelose Kamerafahrten ahmen Holmes' Gedankengänge nach und während einer Verfolgungsjagd zeigt schon mal ein Stadtplan die Route von Jägern und Gejagtem.