Platz 15
Terence Winter, USA 2010-...
Was soll schon schiefgehen, wenn Martin Scorsese und der mehrmals Emmy-gekrönte „Sopranos“-Schreiber Terence Winter sich für eine Old-School-Gangster-Serie in der Prohibitionsära zusammentun, Edelmimen wie Steve Buscemi, Kelly Macdonald, Michael Pitt, Stephen Graham, Michael K. Williams, Michael Stuhlbarg und nicht zuletzt Michael „Zod“ Shannon sich vor der Kamera die Ehre geben, Mark Wahlberg produziert und die besten TV-Regisseure vor Ort mit einem üppigen Budget aus den vollen schöpfen können? Eben, gar nichts! „Boardwalk Empire“ ist die luxuriöse Flanierlimousine des gegenwärtigen Qualitätsfernsehens und vermag es bereits allein mit der schieren Summe des hier versammelten Talents zu begeistern. Wenn Steve Buscemi als Mafia-Randfigur, Salonlöwe und Stadtkämmerer des beschaulichen Kurortes Atlantic City den Drahtseilakt zwischen Politik und organisiertem Verbrechen wagt und dabei immer mehr Skrupel ablegen muss, um sich im Haifischbecken des Machtpokers zu beweisen, ist das in jeder Sekunde ein opulenter Rausch, ein Gangster-Thriller von rabiater Härte (gegen den selbst „The Walking Dead“ zahm wirkt) und eine ebenso intelligente wie bissig-entlarvende Zeitreise in das korrupte Amerika der Ära Harding (ein Präsident gegen den selbst die Bush/Cheney-Crew seriös wirkt).
Gestaltet sich die erste Staffel noch als gediegenes Period Piece mit einigen derben Spitzen, wird in der zweiten Season bereits der Turbo eingelegt und ein wahres Inferno an Twists, Exzessen, Bunga Bunga und Tragödien entfacht, bei dem nicht einmal die Hauptrollen sicher sind. In der dritten Runde wurde der Serie mit dem psychotischen Derwisch Rosetti (Bobby Cannavale) dann einer der bedrohlichsten Bösewichter der TV-Geschichte spendiert. Das Niveau war dabei stets in lichten Höhen angesiedelt und es scheint, als ob der Höhenflug weitergeht. In der vierten Staffel geben sich die „The Wire“-geschulten Crime-Autoren Dennis Lehane („Gone Baby Gone“) und George Pelecanos die Ehre. Es scheint, als könne „Boardwalk Empire“ kaum besser werden, doch wir lassen uns gern überraschen.