Kamera-Legende Oswald Morris verstarb im Alter von 98 Jahren in seinem Haus in Dorset, Südengland. Als 16-Jähriger brach Morris die Schule ab, nachdem er bereits einige Zeit in seinen Schulferien in den örtlichen Kinos gejobbt hatte, und fing als einer von vielen Wasserträgern ganz unten im Filmgeschäft an. Er arbeitete sich zum Kameraassistenten hoch, doch wegen seines Dienstes im Zweiten Weltkrieg musste seine Filmkarriere pausieren. Ab 1949 jedoch war Morris Chef hinter der Kamera und drehte fortan dutzende kleine wie große Filme mit Regiegrößen wie Sidney Lumet, Carol Reed ("Der dritte Mann") und John Huston.
Zu Morris' vielleicht bedeutendsten Filmen zählen "Moby Dick", "The Wiz - Das zauberhafte Land", "Moulin Rouge", "Oliver!" und "Anatevka", für den Morris neben seinen anderen zwei Academy Award Nominierungen auch tatsächlich den Oscar für die beste Kamera gewann. In diesem Film mit den Darstellern Chaim Topol und Norma Crane erzählt Regisseur Norman Jewison die Geschichte des kleinen, teils jüdischen und teils orthodox-christlichen Dorfes Anatevka in Russland Anfang des 20. Jahrhunderts, das von einigen Heiratsvermittlungsplänen in Atem gehalten wird.
Über seinen schon 1976 verstorbenen Freund und Kollegen Carol Reed soll Morris einst gesagt haben: "Wenn er dort oben im Himmel ist, dann kann er stolz sein darauf, dass wir stets von ihm sprechen, auch heute noch." Hier ist ein Auszug aus dem Oscar-nominierten Musical "Oliver!", an dem Reed und Morris zusammengearbeitet haben: